Klassische Tugenden neu verpackt
Die X-T1, die neueste Systemkamera aus der X-Serie von Fujifilm, verbirgt innovativste Techniken im klassischen Gewand.
Autor: Dragana Mimić
Nach der Präsentation der X-Pro 1 vor zwei Jahren hat der japanische Kamera-Hersteller Fujifilm seine X-Serie spiegelloser Kameras stetig und konsequent ausgebaut. Mit der X-T1 präsentieren die Japaner nun ihre erste DSML mit X-Bajonett und neu entwickeltem reaktionsschnellem elektronischen OLED-Sucher. Der aufwändig gedichtete Body aus einer robusten Magnesiumlegierung erinnert auf den ersten Blick an die legendäre Fujica ST901 aus den 70er Jahren. Doch in der X-T1 steckt die neueste Digital-Technik der Japaner. Die Kamera mutet auch auf den zweiten Blick wie eine komplett manuell zu bedienende klassische DSLR an und bietet als derzeitig einzige Systemkamera auf dem Markt direkten Zugriff auf alle wichtigen Funktionen. Nicht nur Kamera-Nostalgiker werden das klassische Bedienkonzept über die reichlich vorhanden Einstellräder und die individuell programmierbaren Funktionstasten sehr schnell zu schätzen wissen. Darüber hinaus ist die X-T1 mit dem bereits aus der X-E2 bekannten und bewährten X-Trans II-CMOS-Sensor in APS-C Größe (23,6 x 15,6 mm) mit 16 Megapixel Auflösung und dem EXR Prozessor II ausgestattet. Außerdem spendierten ihr die Entwickler auch dieintegrierte Wi-Fi-Funktion und die Full-
HD-Videoaufzeichnung aus der X-E2. Erfreulicherweise bringt die X-T1 neben einem solide konstruierten, kippbaren LCD-Display einen sehr hoch auflösenden Sucher und eine mit acht Aufnahmen pro Sekunde hohe Serienbildrate mit und ist mit den nagelneuen SD UHS II Speicherkarten kompatibel.
Eins wird deutlich: Die Entwickler haben sich vor der Konzeption der Kamera eine Nische auf dem Markt gesucht und mit der spiegellosen, schnellen und intuitiv bedienbaren X-T1 gekonnt besetzt – das zeigte unser Praxistest deutlich. Intuitiv ist, wie gesagt, das von klassischen
Analog-DSLRs übernommene Bedienungskonzept. Zugegebenermaßen mögen die vielen Bedienelemente auf manchen etwas einschüchternd wirken. Doch die Praxis zeigt, nach kurzer Eingewöhnungszeit gelingt die Bedienung des Vollprofis sozusagen im Blindflug. Aber gehen wir Schritt für Schritt vor.
Wetterfestes Magnesium-Gehäuse
Das Gehäuse der X-T1 ist von der Größe vergleichbar mit dem der X-E2, aber aufgrund des „Pentaprismas“ für Sucher etwas voluminöser geraten. Der Body ist mit einer griffigen, gummiartigen Struktur versehen, was einen rutschfesten, sicheren Halt ermöglicht und die Kamera selbst bei Regenwetter gut in der Hand liegen lässt. Optional bietet Fujifilm einen Handgriff (MHGTX für 110 Euro), der die Haptik verbessern soll, oder den praktischen Akku-Handgriff (VG-XT-1) mit Hochformatauslöser an, der ebenfalls wetterfest gedichtet ist und sowohl die Betriebszeit verlängern als auch das Handling nochmals verbessern soll. Für den Test standen uns die beiden Griffe noch nicht zur Verfügung, aber wir werden unsere Erkenntnisse nachliefern. Aber apropos Regenwetter: Das Gehäuse ist an rund 86 Stellen gegen Staub- und Spritzwasser abgedichtet und soll bis zu -10 Grad Celsius frostsicher sein. Selbst das SD-Kartensteckfach ist durch eine gummierte Dichtung geschützt. Die Abdeckung aus elastischem Kunststoff wirkt solide und gibt bei einem plötzlichen Stoß in geöffnetem Zustand nach – hier waren Praktiker bei der Entwicklung zu Gange. Die Einstellräder und Hebel sind allesamt aus hochwertigem Aluminium gefräst oder gedreht und sorgfältig eloxiert. Die neue Fuji ist mit XF- und XC-Objektiven kompatibel und im Kit mit dem XF 18-55mm f/2.8-4 R LM OIS für 1.699 Euro zu haben. Das Kit-Objektiv ist allerdings nicht wetterfest. Fujifilm hat jedoch drei wetterfeste Objektive mit dem Kürzel „WR“ (Water Resistant) für dieses Jahr angekündigt. Den Anfang macht das Reisezoom XF 18-135mm f/3.5-5.6 R OIS WR, das ab Juni im Handel sein soll. Kurz darauf sollen die lichtstarken Zooms XF 16-55mm f/2.8 R OIS WR und XF 50-140mm f/2.8 R OIS WR folgen. Da die Kamera nicht über einen integrierten Bildstabilisator verfügt, werden die angekündigten Objektive, wie auch das getestete Kit-Objektiv, einen integrierten Image-Stabilizer besitzen.
Intuitives Bedienkonzept
Die Oberseite der Kamera wird dominiert durch die drei großen Einstellräder für ISO-Einstellung, Verschlusszeit und Belichtungskorrektur. Unter denbeiden, nur nach Druck auf den zentralen Entriegelungsknopf schaltbaren Drehknöpfen für die ISO-Empfindlichkeit und die Belichtungszeiten (beim Verschlusszeitenrad wird nur die „A“ Position verriegelt) finden sich die Drehschalter für die Belichtungsmessung (Matrix, Integral und Spot) und für Aufnahmemodi. Für diese wichtigen Funktionen muss man also nicht erst ins Menü wechseln, sondern kann sehr schnell auf sich ändernde Situationen reagieren. Viele Fotografen werden sich dabei wieder in die gute alte Analog-Zeit versetzt fühlen. Die Einstellräder aus Aluminium sind solide verarbeitet, fühlen sich griffig und wertig an und rasten sauber und definiert ein.
Das ISO-Einstellrad bietet einen Einstellbereich von 200 – 6.400 in 1/3-Schritten sowie den Low-Modus (L) ISO 100 und die High-ISO-Optionen H1 und H2. Diese drei Optionen sind jedoch nur für JPEGs verfügbar, die RAW-Anzeige erlischt automatisch im Menüfeld. Außerdem lassen sich die Optionen H1 und H2 über den Reiter „ISO-Rad-Einstellung“ im Hauptmenü der Kamera sogar auf einen Wert von bis zu ISO 51.200 einstellen. Im Praxistest zeigt sich, dass der Sensor bis ISO 6.400 gestochen scharfe, und bei hohen ISO-Werten erstaunlich wenig verrauschte Bilder liefert. Während des Praxistests der X-T1, der uns nicht zuletzt wegen der Bedienungsphilosophie viel Spaß gemacht hat, haben wir auch die Aufnahme für unseren Ratgeber „Sternenfotos“ angefertigt. Die Bilder hierzu finden Sie ab Seite 80 in dieser Pictures-Ausgabe 04/2014. Die Aufnahmen sprechen für sich.
Direkt unter dem ISO-Rad brachten die Entwickler den konzentrisch angeordneten Drehschalter für die Aufnahmemodi Bracketing, Serienaufnahme CH (bis zu acht Bildern pro Sekunde), Serienaufnahme CL (bis zu drei Aufnahmen pro Sekunde) Einzelbildaufnahme, Mehrfachbelichtung, Erweiterte Filter und Panorama unter. Besonders beeindruckt hat uns die Panorama-Funktion. Mit einem einfachen Schwenk von links nach rechts erstellt die Kamera automatisch innerhalb von Sekunden ein Panoramabild. Kleine Helferlein unterstützen dabei: Zur Orientierung blendet sie ins Display eine horizontale Linie ein und stoppt die Aufnahmen, wenn die Kamera zu schnell bewegt wird. Nach zwei, drei Versuchen hat man den Dreh schnell raus und erhält hochkarätige Panorama-Aufnahmen ohne erkennbare Übergänge an den Schnittstellen, die die Kamera perfekt herausrechnet. Kompliment, liebe Entwickler.
Rechts vom Sucher findet sich das Einstellrad für die Verschlusszeiten. Manuell lassen sich Zeiten von 1 bis 1/4.000 Sekunde einstellen. Außerdem bietet die Kamera die Optionen Blendenautomatik, Bulb- und Zeitautomatik an. Bei der Zeitautomatik wird die Blende über den entsprechenden Einstellring am Kitobjektiv vorgewählt, die X-T1 steuert automatisch Verschlusszeiten zwischen 2 und 30 Sekunden zu. Im Modus „Programmautomatik“, der Blendenfunktions-Wahlschalter am Objektiv und der Einstellknopf für die Verschlusszeiten stehen beide auf „A“, ist die kürzeste Verschlusszeit eine 1/8 Sekunde. Aus dem umfangreichen Menü lässt sich darüber hinaus die Funktion „Intervallaufnahme mit Timer“ aufrufen. Dies ermöglicht Zeitrafferaufnahmen im Intervall von 1 Sekunde bis zu 24 Stunden. Dabei können die Anzahl der Aufnahmen (bis zu 999) und die Startzeit separat voneinander eingestellt werden.
Das Einstellrad für die Belichtungskorrektur findet sich ganz rechts auf dem oberen Kameragehäuse und deckt den Bereich von -3 EV bis +3 EV in 1/3-Schritten ab. Diese Einstellmöglichkeit, die gerne von Fotografen benutzt wird, die mit Bedacht ihre Fotos komponieren, rastet ebenfalls sehr sauber und definiert ein.
Die Bedienelemente auf der Rückseite der Kamera sind für unseren Geschmack allerdings etwas zu bündig in das Gehäuse der Kamera eingelassen. Außerdem ist insbesondere der Vier-Wege-Knopf, dessen vier Tasten sich zusätzlich als Funktionstasten programmieren lassen, recht flach gehalten, was die Bedienung etwas erschwert. Doch das ist sicherlich Gewohnheitssache. Im Vergleich zur X-Pro 1 und X-E2 ist das designtechnisch allerdings ein kleiner Rückschritt. Die Kamera bietet insgesamt nicht weniger als sechs programmierbare Funktionstasten. Alle Tasten, mit Ausnahme der Fn2, die standardmäßig mit der Wi-Fi-Funktion belegt ist und zwischen den Einstellrädern für Belichtungskorrektur und Verschlusszeit platziert ist, sind gut zu erreichen. Hält man die Tasten ein paar Sekunden lang gedrückt, öffnet sich das Menü und man kann die Taste mit 17 unterschiedlichen Funktionen, nach Wunsch programmieren. Apropos Menü: In den acht Menükategorien der X-T1 lässt sich so ziemlich alles programmieren, ändern und den individuellen Bedürfnissen anpassen. Darunter finden sich allein sieben Custom-Speicher für Benutzereinstellungen, in denen sich entweder die aktuellen Einstellungen oder unter anderem auch die Fujifilm-typischen Filmsimulationen abspeichern lassen. Darunter auch, wie könnte es anders für den derzeit bedeutendsten Hersteller von Analogfilmen sein, auch die Simulationen für Provia- und Velvia-Filme. Ebenfalls in den Menüs finden sich die Möglichkeiten, den Dynamikbereich der Aufnahmen zu verändern oder insgesamt sechs verschiedene Brennweitenwerte von M-Objektiven zu wählen, die sich per Objektivadapter an die X-T1 einwechseln lassen.
Auf der Vorderseite der X-T1 sitzen unter anderem das Hilfslicht zur Fokusunterstützung sowie eine weitere programmierbare Funktionstaste. Das vordere Drehrad dient zur Blendeneinstellung bei XC-Objektiven oder für den Programmshift im Modus „Programmautomatik“. Bei XF-Objektiven allerdings wird, wie gesagt, die Blende an der Optik selbst gewählt. Ebenfalls auf der Vorderseite der Kamera haben die Entwickler links unten (rechts unten, von vorne betrachtet) den kleinen, aber wichtigen Schalter für den Fokusmodus, untergebracht. Hier kann man zwischen den Modi Autofokus, kontinuierlicher Autofokus und manueller Fokus wählen. Zum manuellen Fokussieren wird der Modus M eingestellt und über den leichtgängigen Fokusring am Objektiv scharfgestellt. Über die AF-L-Taste auf der rückwärtigen Kameraseite lässt sich zusätzlich kurzzeitig der Autofokus aktivieren. In der Praxis ein sehr hilfreiches Feature, der Fokusrahmen wechselt übrigens dabei kurz auf Grün.
- Der Drehschalter für die Aufnahmemodi sitzt konzentrisch unter dem ISO-Drehrad.
- Auch die Art der Belichtungsmessung lässt sich per Drehschalter wählen.
- Die Verschlussklappe dichtet das Kartensteckfach wirksam ab.
- Die Anschlüsse für USB, HDMI und Mikrofon finden sich auf der linken Seite der X-T1.
Unkompliziert und präzise
Der X-Trans II CMOS- Sensor in APS-C-Größe mit einer Auflösung von 4.896 x 3.264 Pixel ist den Fuji-Anhängern bereits aus der X-E2 und X100s bekannt. Fujifilm gehört zu den Herstellern, die ihre Sensoren selbst entwickeln und herstellen. Dank der einzigartigen Pixelmatrix mit ihrer im Vergleich zu konventionellen Sensoren bewusst unregelmäßigen Struktur der einzelnen Bildpunkte (siehe auch Grafik Seite 55), kommt die Kamera ohne optischen Tiefpassfilter aus, ohne dabei unschöne Moirés zu erzeugen. Der Wegfall dieses Filters führt grundsätzlich zu einer höheren Bildschärfe. Der X-Trans CMOS II Sensor soll dank der Spezialpixel für die Phasenerkennung auf dem Bildsensor einen schnellen Hybrid-Autofokus mit einer Reaktionszeit von 0,08 Sekunden ermöglichen. Je nach Situation und Motiv wählt er selbstständig zwischen Phasenoder Kontrast-Autofokus. Und in der Tat verfügt die X-T1 über einen sehr reaktionsschnellen Autofokus, der dem der Olympus OM-D E-M1 (siehe Test Ausgabe 11/2013) beachtlich nahekommt. Beim manuellen Fokussieren über den Fokussierring am Objektiv er-leichtert die Focus-Peaking-Funktion, die im Menü verwirrender Weise „Maximales Glanzlicht“ heißt, die genaue Scharfstellung. Ein Druck auf die Taste „Focus Assist“ vergrößert zudem den zentralen Bildausschnitt. Die Simulation einer digitalen Schnittbild-Anzeige, die wahlweise ebenfalls beim manuellen Scharfstellen unterstützen soll, konnte uns hingegen nicht überzeugen – man braucht sie auch nicht. Im Zusammenhang mit dem EXR Prozessor II will die X-T1 in der Kombination schnellste Bildfolgezeit (CH-Modus) und Continous-Autofokus macht gestochen scharfe Bilder pro Sekunde im RAW-Format schaffen. Tatsächlich gelang dies im Test mit hoher Wiederholungsgenauigkeit und einer Ausfallrate von nur zehn Prozent an Bildern, bei denen die Schärfe leicht danebenlag. Die hohe Speichergeschwindigkeit verdankt die X-T1 unter anderem auch ihrer derzeit einzigartigen Kompatibilität mit den neuartigen SD UHS II Speicherkarten, die eine enorm hohe Schreibgeschwindigkeit von 260 Mb/s ermöglichen. Die neuen Speicherkarten sind allerdings noch sehr teuer und schlagen mit etwa 70 Euro für 16 GB oder etwa 230 Euro für 64 GB zu Buche. Um dann noch einen schnellen Datentransfer auf den PC zu garantieren, muss außerdem ein neues Kartenlesegerät angeschafft werden. Die Geräuschentwicklung bei Serienbildaufnahmen ist übrigens äußerst unaufdringlich. Wobei das Verschlussgeräusch bereits bei der Einzelbildaufnahme einen satten und dabei angenehm eisen, vertrauenserweckenden Ton erzeugt.
- Die Scharfeinstellmodi wählt man per Drehschalter.
- Die Mechanik für das kippbare Display geriet äußerst robust.
- Die X-T1 verfügt über WiFi und sendet auf Wunsch die Aufnahmen direkt auf den PC.
- Das Menü der X-T1 geriet sehr umfangreich, ohne Studium der Anleitung nutzt man ihr Potential nicht aus.
Der Sucher – ein absolutes Highlight
Der elektronische OLED-Sucher der X-T1 ist ohne Zweifel eines der Highlights der Kamera. Mit einer brillanten Auflösung von 2,36 Millionen Bildpunkten und einer 0,77fachen Vergrößerung bei einem Blickwinkel von 31 Grad ist er der aktuell größte elektronische Sucher auf dem Markt. Dank der beeindruckend schnellen Reaktionszeit von lediglich 0,005 Sekunden und einer Bildfrequenz von 54Bildern pro Sekunde ist er gleich 10 Mal schneller als der Sucher des Schwesternmodells X-E2. In Echtzeit werden die Bilder in glasklarer Qualität projiziert und haben uns einen optischen Sucher keine Sekunde vermissen lassen. Ganz im Gegenteil: Die Darstellung wurde als extrem gut aufgelöst, sehr angenehm und keineswegs ermüdend empfunden. Die Kamera verfügt über den inzwischen bligatorischen Augen-Sensor, der automatisch zwischen der Anzeige im Sensor und im Display umschaltet, wenn man sich ihm mit dem Auge nähert oder entfernt. Dabei würden wir uns wünschen, die Sensorempfindlichkeit bei dem nächsten Firmware-Upgrade einstellbar zu machen, da er zuweilen sehr sensibel reagiert. Aber das ist sicher ein Luxusproblem. Mit der Display/Back-Taste auf der Rückseite unten, lässt sich der Sucher zwischen zwei Modi umschalten: Voll und Normal. Bei der Voll-Anzeige füllt das Bild den gesamten Sucher aus, was ziemlich spektakulär aussieht. Beim Drehen der Kamera passt sich die Ausrichtung der Icons und Infos automatisch an das Hoch- oder Querformat an. Dabei hat Fujifilm es geschafft, eine gute Balance zwischen Bildgröße und Anordnung der eingeblendeten Informationen zu finden. Das LCD-Display auf der Rückseite der X-T1 ist mit einer Größe von 3 Zoll angenehm groß und bietet eine Auflösung von 1,04 Millionen Bildpunkten. Besonders gefallen haben uns die Helligkeit und die gute Farbwiedergabe selbst bei direktem Sonnenlicht. Auf dem um 90 Grad nach oben und um 45 Grad nach unten kippbarem Display lässt sich selbst bei extremem Blickwinkel von der Seite die Bildkomposition gut beurteilen. Über die View Mode-Taste rechts am Kamerakopf kann auch manuell zwischen der Sucher-und Display-Ansicht gewechselt werden.
Die Entwickler haben die X-T1 zwar nicht mit einem integrierten Blitzgerät versehen, jedoch gehört ein kleiner, externen Blitz (EF-X8) zum Lieferumfang. Der Blitz wird über die Kamera mit Energie versorgt, weswegen die Entwickler dem Blitzschuh zusätzliche Kontaktioden hinzugefügt haben, um eine ausreichende Stromversorgung zu gewährleisten. Der Blitz bietet eine Leitzahl von 12 bei ISO 200 und 8 bei ISO 100. Der EF-X8 muss manuell ausgeklappt werden und ragt dann sehr hoch, was eine Abschattung durch das Objektiv verhindert. Der Blitz arbeitet mit einer maximalen Blitzsynchronisationszeit von 1/180 Sekunde und beherrscht alle üblichen Modi. Erwähnenswert sei an dieser Stelle, dass die Blitzlichtkorrektur im Menü ziemlich versteckt platziert wurde und die Funktion nicht auf eine der Funktionstasten gelegt werden kann. Die Kamera erlaubt mit Hilfe des EF-X8 unter dem Menüpunkt „Commander“ das Fernauslösen externer Blitzgeräte. Allerdings ist hiermit (noch) nicht die komplette Steuerung mehrerer Gruppen von Blitzgeräten möglich. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Ingenieure von Fujifilm schon eifrig an einem Firmware-Update arbeiten und diese Funktionen sehr bald nachschieben. Dafür verfügt die X-T1 über einen Blitz-Synchronisations-Anschluss für Studioblitze auf der Vorderseite der Kamera.
- Der Menüpunkt „Commander“ ermöglicht das Fernauslösen externer Blitzgeräte.
- Die X-T1 besitzt 7 individuell programmierbare Customer- Speicherplätze.
- Objektive mit M-Bajonett, beispielsweise von Leica lassen sich per Adapter an der X-T1 verwenden. Für 6 Objektive lassen sich die Brennweitenwerte abspeichern.
- Die Helferlein fürs manuelle Scharfstellen heißen digitales Schnittbild und Focus-Peaking, hier kurioserweise als „maximales Glanzlicht“ bezeichnet.
Kabelloser Komfort
Wie die aktuellen Schwestermodelle ist die X-T1 mit einer Wi-Fi-Funktion ausgerüstet. Jedoch kann sie als erste Kamera des XSystems über ein Smartphone oder Tablet auch komplett ferngesteuert werden. Mit der „Fujifim Remote App“, die kostenlos im App-Store zur Verfügung steht, kann man das Bild in der Vorschau begutachten und Verschlusszeit, Blende, Belichtungskorrektur, Belichtungsmodus, ISO, Weißabgleich – kurz gesagt, alle wichtigen Kameraeinstellungen – anpassen. Außerdem lässt über das Display des Smartphones ein „Touch Fokus“ setzen. Auch die Videofunktion der Kamera ist über die App steuerbar. Das Herunterladen, Installieren und die Konnektivität zur Kamera haben einwandfrei und störungsfrei funktioniert. Die App macht Spaß, allerdings finden wir, dass die Live-Ansicht, die im Übrigen ruckelfrei und flüssig übertragen wird, ein bisschen zu klein geraten ist. Deshalb empfehlen wir, die Bildkomposition an der Kamera selber zu überprüfen. Außerdem dreht sich die Ansicht der App beim Drehen des Smartphones oder Tablets nicht mit. So ist auch hier leider keine vergrößerte Ansicht möglich. Doch vielleicht wird dieser kleine Kritikpunkt beim nächsten Update ja behoben.
Eine richtige Erleichterung, vor allem für „Viel-Fotografierer“ ist die Funktion „PC Autosave“, die ebenfalls kostenlos herunterzuladen und auf den Computer zu installieren ist. Allerdings muss ihr Computer über einen Wireless-Modus verfügen, was meisten nur Laptops oder iMacs vorweisen können. Ist die Verbindung zwischen Computer und Kamera hergestellt, können die Aufnahmen per W-LAN auf den Rechner in den entsprechenden Ordnern kopiert werden.
Fazit
Die X-T1 ist ab Ende März 2014 im Handel und lässt bereits seit Wochen einige Fotografen-Herzen unruhig schlagen. Denn zweifelsfrei weckt die Kamera Begehrlichkeiten und erzeugt ein „Haben-will“-Gefühl. In Sachen Bildqualität hat die X-T1 unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt. Denn wie schon die Schwestermodelle liefert die X-T1 scharfe, rauschfreie Bilder, selbst bei hohen ISO-Werten, zusätzlich einen zuverlässigen, sehr schnellen Autofokus sowie eine naturgetreue Farbwiedergabe. Außerdem punktet die X-T1 durch ihr großartiges Handling. Sie ist definitiv eine Kamera, die sich rein intuitiv bedienen lässt. Wer sich mit den Zusammenhängen zwischen ISO, Blende und Verschlusszeit auskennt, hat die Kamera nach kurzer Zeit im Griff und kann bereits exzellente Bilder schießen. Doch um die X-T1 mit all ihren Möglichkeiten
gänzlich zu beherrschen, muss man die vielen feinen Details erkunden, die sie eben nicht auf den ersten Blick preisgibt und fleißig die Bedienungsanleitung studieren.
Der Sucher offeriert eine ganz neue Foto-Erfahrung, die uns nachhaltig beeindruckt hat. Den optischen Sucher einer Spiegelreflex-Kamera haben wir nicht ein einziges Mal vermisst. Die größten Verbesserungen gegenüber den Schwestermodellen sind wohl aber der schnelle, kontinuierliche Autofokus und die hohe Bildfrequenz von acht Aufnahmen pro Sekunde. Unterstützt durch die neuen SD UHS II- Karten funktioniert das Abspeichern von großen Datenmengen zudem reibungslos und schnell.
Dieser Praxistest entstammt der Pictures Magazin Ausgabe 04/2014
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