Performanter Allrounder
Die neue Fujifilm X-T3 kann nahezu alles besser als der Vorgänger. Geblieben ist die exzellente Bildqualität, aber bei Ergonomie und Ausstattung und vor allem beim Autofokus und bei der Videoperformance legte die X-T3 enorm zu. Sie dürfte summa summarum die derzeit beste APS-C-Kamera sein und selbst vielen Kleinbild-Vollformat-Boliden das Leben schwer machen.
VON HANS-GÜNTHER BEER © FOTOS HANS-GÜNTHER BEER
- Das Touchdisplay der X-T3 lässt sich nach oben und unten klappen und nach rechts schwenken.
- Die Anordnung der Bedienelemente ist sehr gut gelungen, das Touchdisplay erhöht den Bedienungskomfort sehr.
Der japanische Fujifilm Konzern hört schon seit langem auf die Wünsche und Erfahrungen seiner Kunden und lässt die daraus gewonnenen Erkenntnisse in eine umfangreiche Produktpflege einfließen. So hat sich das Unternehmen unter Fotografen einen exzellenten Ruf geschaffen, indem es regelmäßig Firmware-Updates auch für ältere Kameramodelle anbietet und diesen neue Funktionen beschert. Auch bei der Entwicklung der neuen X-T3 haben die Ingenieure wieder sehr genau hingehört, allerdings nicht, um den Vorgänger X-T2 (Test Ausgabe 11/2016) zu modifizieren, sondern um eine komplett neue Kamera zu entwickeln. Auf den ersten Blick ist die X-T3 äußerlich zwar kaum von der X-T2 zu unterscheiden, doch alle wesentlichen Baugruppen sind neu.
Ausstattung, Verarbeitung und Bedienung
Geblieben ist das elegant und sehr funktionell gestaltete, kompakte Gehäuse aus einer robusten Magnesiumlegierung, dessen Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser weiter verbessert wurde. Geblieben ist auch das Bedienkonzept mit sinnvoll angeordneten Drehrädern und Schaltern für alle wichtigen Einstellungen wie ISO, Belichtungszeit, Fokusmodus, Messmethode oder Aufnahmebetriebsart. Selbstverständlich verfügt die X-T3 auch über Bedienelemente wie Tastenkreuz und Funktionstasten, die alle aus einer reichlichen Auswahl an Funktionen individuell belegt werden können. Das Menü der X-T2 geriet dementsprechend sehr umfangreich, allerdings muss man es, ist die Kamera einmal konfiguriert, im praktischen Foto- oder Videoeinsatz seltener aufsuchen, da viele ständig benötigte Funktionen direkt über die mechanischen Bedienelemente erreichbar sind. Die Tasten haben einen – gegenüber dem Vorgänger – spürbar verbesserten Druckpunkt und die großen Einstellräder rasten nun etwas deutlicher. Das Drehrad für die Belichtungskorrektur schrumpfte im Durchmesser etwas und rückte etwas weiter nach innen. So ist es besser gegen ungewolltes Verstellen geschützt. Das exzellent verarbeitete Kameragehäuse macht insgesamt einen äußerst soliden und vertrauenserweckenden Eindruck und liegt auch ohne Batteriegriff gut in der Hand, zumal das Gehäuse etwas in der Höhe wuchs – lediglich die wuchtigere X-H1 ist in dieser Hinsicht besser.

Der ergonomische Feinschliff gegenüber der X-T2 ist selbst im direkten Vergleich kaum erkennbar, in der Praxis aber deutlich spürbar.
Die wichtigsten Neuerungen der X-T3 stecken wie gesagt im Innern und sind bemerkenswert. Da sind zunächst der brandneue X-Trans CMOS 4 Sensor mit 26,1 Megapixel Auflösung, zwei Megapixel mehr als beim Vorgänger, und das neue deutlich leistungsfähigere Rechenzentrum, der X-Prozessor 4. Der mit einem Tiefpassfilter versehene Bildsensor ist übrigens eine völlige Neukonstruktion und als BSI-Sensor (back side illumination) aufgebaut. Vereinfacht ausgedrückt wandert dabei die Verdrahtung des Sensors auf dessen Rückseite. Das ermöglicht mehr Platz für die lichtaktiven Bereiche und da-mit eine verbesserte Bildqualität. Auf dem Sensor sind neben den für die Bilderstellung relevanten Pixeln auch über zwei Millionen für den Hybridautofokus zuständige Pixel untergebracht. Die Auslesegeschwindigkeiten für die Bild- und AF-Daten wurden deutlich gesteigert, was die Performance bei Serienaufnahmen, beim AF-Tracking und im Videomodus enorm erhöht. Neben dem Autofokus profitiert vom neuen Sensor-Prozessor-Team vor allem die Videofunktion der X-T3. Sie ermöglicht nun HD-Videoaufnahmen mit bis zu 120 fps und erstmals 4K-Videoaufnahmen mit 60 fps und einer Datenrate von bis zu 400 Mbit/s, also deutlich mehr als beispielsweise die neuen Sony α7-Modelle. Lediglich die MFTKamera Lumix GH5 bietet ebenfalls 60 fps.
- Die X-T3 besitzt nun ebenfalls einen USB C-Anschluss, die Abdeckung für die Anschlüsse lässt sich abnehmen.
- Der Drehknopf für die Belichtungskorrektur wurde verkleinert und rückte etwas nach links.
- Als niedrigster ISOWert lässt sich nun ISO 160 statt ISO 200 einstellen.
- Beide Kartenfächer besitzt nun ein schnelles UHS II-Interface.
Wie ernst es die Entwickler mit dem Thema Video bei der X-T3 meinen, zeigt, dass neben dem H.264 Codec nun auch der modernere H.265 Codec zur Auswahl steht. Als Farbunterabtastung stehen bei H.264 und Aufzeichnung auf die interne SD-Karte 4.2.0 mit 8 Bit und am HDMI-Ausgang 4.2.2 mit 10 Bit zur Verfügung. Beim H.265 Codec wird mit ebenfalls 10 Bit auf SD-Karte aufgezeichnet und es steht zusätzlich neben Long GOP der Kompressionsmodus ALL-Intra zur Verfügung. In diesem Modus entstehen Datenmengen von 400 Mbs, mit H.264 Codec „nur“ noch 100 beziehungsweise 200 Mbs. Bei 100 Mbs sind auf eine 32 GB SDKarte Aufnahmezeiten bis zu knapp einer Stunde, mit H.265 Codec und ALL-Intra Kompression jedoch nur noch 14 Minuten möglich. Da die X-T3 mit vielen weiteren Funktionen und Features für professionelle Videoaufnahmen ausgestattet ist, nebenbei bemerkt besitzt sie, wie sich im Test herausstellte, sehr gut klingende Mikrofonvorverstärker, stellt sie für viele Anwendungsfälle eine mehr als ernsthafte Konkurrenz für die etablierten Platzhirsche à la Lumix GH5 oder Sony α7 III dar.
Die X-T3 überzeugt auch mit weiteren Features. Der elektronische Sucher basiert auf einem OLED-Display mit einer Auflösung von nunmehr knapp 3,7 Megapixel und bildet dank einer Vergrößerung um den Faktor 0,75 schön groß und scharf ab. In Verbindung mit der deutlich höheren Taktfrequenz von 100 fps – das Sucherbild wird 100-mal pro Sekunde neu aufgebaut – treten keine Wischeffekte beim schnellen Mitziehen auf und außerdem wirkt das Sucherbild sehr homogen. Hinzu kommt, dass Dunkelphasen bei schnellen Serienbildaufnahmen (mit mechanischem Verschluss bis 11 B/s, mit elektronischem Verschluss 20 B/s oder 30 B/s mit Cropfaktor 1,25) nicht mehr existieren – das kann zumindest mit mechanischem Verschluss derzeit keine andere Kamera. Der Leistungsverstärker-Modus, den die X-T2 nur mit Batteriegriff ermöglichte, ist nun auch ohne dieses Zubehör möglich. Bei aktiviertem Booster steigert sich die Gesamtperformance inklusive der AF-Geschwindigkeit merklich, allerdings auch der Stromverbrauch. Um den zu reduzieren verfällt die X-T3 im Normalbetrieb nach 20 Sekunden der Inaktivität in einen Sparmodus: Sucher und Display dunkeln ab und die Anzeigen werden ruckelig. Ein kurzer Tipp auf ein Bedienelement oder den Auslöser stellt den Normalzustand wieder her.

Dieses Foto einer Spur N-Lok wurde mit der Fokusbracketing-Funktion der X-T3 und dem neuen 80er Makro bei Blende f/4 angefertigt. 61 Einzelaufnahmen wurden mit der Software Helicon Fokus zusammenmontiert.
Das rückwärtige Display bietet eine Auflösung von 1,04 Millionen Bildpunkten und ist als Touchdisplay mit sehr guter Schärfe ausgeführt. Es lässt sich nicht nur um 90 Grad nach oben und 45 Grad nach unten klappen, sondern zusätzlich auch um 45 Grad nach rechts und ist so insbesondere bei Hochformataufnahmen eine große Hilfe. Die individuell konfigurierbaren Touchfunktionen bieten den heute üblichen Komfort nebst Menübedienung sowie vier weitere „Funktionstasten“ per Fingerwisch, beispielsweise für Histogramm oder Wasserwaage.
Der Autofokus der X-T3 in der Praxis
Der Bereich, in dem die nunmehr 425 Fokuspunkte angeordnet sind, erstreckt sich fast über das ganze Bildfeld. Den jeweils wirksamen Autofokuspunkt oder die Fokusfeldgruppe positioniert man mithilfe des griffigen Joysticks auf der Rückseite oder auf dem Touchdisplay. Der Autofokus arbeitet auch bei wenig Licht sehr zuverlässig und treffsicher. Einen enormen Performanceschub bekam der Autofokus jedoch im AF-C-Modus. Im Test krallte sich der AF-C an sich schnell bewegende Motivdetails regelrecht fest und sorgte für denkbar geringen Ausschuss selbst bei einer Serienbildgeschwindigkeit von 11B/s, während denen er permanent scharf stellte und nachführte. Ebenfalls beindruckend gut arbeitet die Gesichts- und Augenerkennung. Zwar sind beim Augen-AF die Sony α7 III-Modelle immer noch das Maß der Dinge, doch überzeugte die X-T3 auch hier vollends und verlor nur ganz selten den Kontakt oder wechselte auf ein anderes Gesicht. Grundsätzlich bevorzugt die X-T3 immer das Gesicht der näherstehenden Person. Ein Wort noch zur Akkulaufzeit. Zwar ist die X-T3 kein Stromsparwunder, doch dürfte man auch ohne Batteriehandgriff – der hat Platz für zwei zusätzliche Akkus – mit einigen Ersatzakkus auch über den Tag kommen. Der Akku kann in Betriebspausen über die USB CSchnittstelle aufgeladen werden. Versucht man dabei, die Kamera auch zu nutzen, stürzt das Betriebssystem sofort ab (Firmwareversion 1.01). Wir schafften im Test bei intensiver Nutzung der Blätterfunktion bei Wiedergabe per Fingerwisch zirka 300 Aufnahmen pro Akku.
- Bei der X-T3 lassen sich mechanischer und elektronischer Verschluss in verschiedenen Kombinationen betreiben.
- 425 Fokusfelder sind über 90 Prozent der Bildfläche verteilt.
- Der AF-C lässt sich individuell an die verschiedenen Anforderungen anpassen.
- Neben dem Codec H.254 steht nun auch der H.265 zur Verfügung, die X-T3 kann über HDMI 4.2.2 in 10 Bit Farbunterabtastung ausliefern.
- Die maximale Datenrate beträgt 400 Mbs.
- Die Konfigurations-Möglichkeiten machen aus der X-T3 eine professionelle Videokamera für hohe Ansprüche.
Die Bildqualität
Um es kurz zu machen: Die Bildqualität der X-T3 entspricht der des Vorgängers X-T2. Die Detailwiedergabe und die wunderbar ausgewogene satte und natürlich wirkende Farbwiedergabe sind quasi identisch. Auch die Wiedergabe feinster Strukturen, also der Mikrokontrast, und vor allem die Wiedergabe auch schwieriger Farbkompositionen im Motiv ist hervorragend. Dies bleibt auch bei hohen Empfindlichkeits-Werten bis 1.600 ISO ohne Einschränkung erhalten, ab 3.200 ISO wird Farbrauschen dann schon sichtbar, wirkt aber immer noch unauffällig.
Fazit
Mit der X-T3 ist Fujifilm eine üppig ausgestattete Profikamera mit einer exzellenten Bildqualität und einem überragend guten, gegenüber dem Vorgänger deutlich schnelleren Autofokus gelungen, was sie auch für die Sportfotografie zum Geheimtipp macht. Die Videoeigenschaften der X-T3 sind ohne Zweifel als professionell zu bewerten und machen den neuen Star im Fujifilm-Programm zu einem performanten Allrounder.
Fujifilm X-T3
Hersteller Fujifilm Electronic Imaging Europe GmbH
Vertrieb www.fujifilm.de
Preis [UVP] Gehäuse 1.499 Euro
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse Magnesium Legierung
Spritzwasser- und Staubschutz •
Objektivbajonett Fujifilm X-Mount
Sensorauflösung/Bildgröße 26,1 Megapixel/ 23,6 x 15,8 mm, APS-CFormat, Cropfaktor 1,5
Sensortyp/Prozessor X-Trans CMOS 4 (6.240 x 4.160 Pixel, 3:2) mit Filter/ X-Prozessor 4
Bildformate RAW (14 Bit, unkompr., verlustfrei kompr.)/JPEG
Bildstabilisator – in entsprechend ausgestatteten Objektiven (Lensshift)
Sensorreinigung Ultraschallfilter
Sucher elektronischer OLED-Sucher 3.690.000 Bildpunkte, 100 %, Vergr. 0,75 x
Dioptrienanpassung -4,0 bis +2,0 dpt, Pupillenabstand 23 mm
Bildschirm/Auflösung 3-Zoll/1.040.000 Bildpunkte, um 90° nach oben und 45° nach unten, schwenkbar um 60°
Touchscreen •
Livebild/mit Autofokus •/•
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/manuell •/•/•/•
Belichtungsmessung Mehrfeld/Durchnschnitt/Integral/Spot •/•/•/• (EV -3 bis EV 20)
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen •/•, +-3 LW, Custom +-5 LW
Weißabgleich Auto/manuell/Presets/Reihen •/•/•/•
ISO-Empfindlichkeit ISO 160-51.600
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 30-1/8.000s (1/32.000s mit elektr. Verschluss) / 1/250s
Aufnahmebetriebsarten S, CL, CH, BKT, Mehrfachbelichtung, Panorama, ADV, Fokusbracketing
Maximale Bildsequenz 11 B/s, 20B/s mit elektr. Verschluss
Maximale Anzahl Bilder bis Speicher voll RAW-: 36
Selbstauslöser 2s/10s
Intervalltimer •
Fokussiersystem Hybrid AF
AF-Messfelder max. 425 Punkte
Fokusmodi/Empfindlichkeit AF-S, AF-C, AF-L Pre-AF, manuell/ -3 bis 20 EV
AF-Hilfslicht •
Gesichtserkennung • (Gesicht, rechtes Auge, linkes Auge)
eingebauter Blitz -, Austeckblitz EF-X8 wird mitgeliefert
Blitzmodi 2. Verschlussvorhang, Rote Augen, Higghspeed,
Externer Blitz steuerbar Master-Slave-Modus • (4 Kanäle, 3 Gruppen)
Wasserwaage •
Schnittstellen USB C (3.1 Gen. 1), HDMI-Micro, Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer
WiFi/Bluetooth/NFC •/• (4.1)/ –
Speicherkarten 2 x (Steckplatz 1: SD UHS II, Steckplatz 2: SD UHS II
Videoformat Mov /MPEG 4 AVC/H.264, HEVC/H.265, Videokompression Long GOP, ALL-Intra (H.265)
bestmögliche Videoqualität 4K(DCI) 4.096 x 2.160 max.60p (max. 400 Mbit/s bei ALL-Intra), HD 1.920 x 1.080/120p (200 Mbit/s), 4.2.2 10 Bit
Timecode •
Abmessungen (B x H x-T) 133 x 93 x 59 mm
Gewicht 540 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten
interne Akkuladung über USB C, Video-Bildprofil Hybrid Log Gamma verfügbar, RAW-Konvertierung, MF-Assistent: digitales Schnittbild. Mikroprismen, Filmsimulation: Provia, Velvia, Astia, Classic Chrome, Pro Neg.Hi, Pro Neg.Std, Schwarzweiss, Schwarzweiss (mit Farbfiltern), Sepia, Acros (mit Farbfiltern), Eterna/Cinema, Pre-Shooting-Funktion
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