Mit dem XF70-300mm F4-5.6 R LM OIS WR hat Fujifilm sein Objektivprogramm im APS-C-Bereich um ein preiswertes Teleobjektiv erweitert, das mit einer Kombination aus Kompaktheit und schnellem Autofokus überzeugt.
von Benjamin Lemm © Fotos Picture Republic, Benjamin Lemm
Mit dem XF70-300mm F4-5.6 R LM OIS WR reiht Fujifilm ein weiteres Telezoom zwischen den bereits existierenden Fujifilm XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS und dem Fujifilm XF100-400mmF4.5-5.6 R für X-Mount-Kameras ein. Während das 55-200mm (UVP 699 Euro) über eine relativ limitierte Reichweite verfügt, ist das 100-400mm in dieser Hinsicht wesentlich stärker, aber mit einer UVP von 1.899 Euro ungleich teurer. Eine passende Zwischenlösung fehlte bislang und wurde auch von Fremdherstellern nicht angeboten. Das 70-300 füllt diese Lücke nun – und das mit einer UVP von 799 Euro zu einem recht erschwinglichen Preis.
Mit einem Gewicht von 580 g und einem Packmaß von 75 x 133 mm ist das Objektiv leicht und handlich und liegt in Kombination mit der Fujifilm X-T4, die wir für den Test verwendeten, gut ausbalanciert in der Hand. Die Verarbeitung des hauptsächlich aus Plastik gefertigten Objektivs wirkt sauber, aber natürlich lange nicht so hochwertig wie eine Metallfertigung. Zoom-, Fokus- und Blendenring laufen geschmeidig und sind griffig. Zu den Bedienelementen des XF70-300mm gehören außerdem ein Focus-Limiter-Switch, ein Zoom-Lock, der das Objektiv in eingefahrenem Zustand arretiert, sowie ein Schalter zum Aktivieren des Blendenringes. Das Objektiv ist außerdem umfassend gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Insgesamt vereint es 17 Linsen in zwölf Gruppen und verfügt über neun Blendenlamellen, die minimale Blende liegt bei f/22. Es verfügt über eine relativ geringe Naheinstellgrenze von 83 cm und erlaubt bei einer Brennweite von 300mm ein Darstellungsverhältnis von 1:2 – dies macht das Objektiv somit zumindest annähernd makrofähig, was eine nette Ergänzung darstellt.

Mit Teleobjektiven wie dem XF70-300 lassen sich Motive wunderbar vor einem unscharfen Hintergrund freistellen.
Für den optischen Bildstabilisator verspricht Fujifilm in Verbindung mit dem IBIS seiner X-Modelle 5,5 Blendenstufen. In der Praxis waren hier bei einer Brennweite von 70 mm Bilder aus der Hand mit bis zu 1/8 s möglich. Bei 300 mm waren es immerhin noch 1/100 s.
Die Autofokusmotoren des XF70-300mm arbeitet in Verbindung mit der X-T4 zudem sehr schnell und vor allen Dingen lautlos. Bilder von schnell beweglichen Motiven waren hier ohne Probleme möglich, und auch das Fokussieren von der Naheinstellgrenze bis ins Unendliche und zurück erfolgte im Sekundenbruchteil, was das Objektiv für die Sport- und Tierfotografie qualifiziert.
In der Praxis bereitete uns die Kombination aus dem kleinen Objektiv und der X-T4 vor allem aufgrund ihrer Kompaktheit jede Menge Freude und spielte die Vorteile eines APS-C-Systems im Tele-Bereich optimal aus. In der Bildbetrachtung im Nachgang waren wir mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. Nur das Bokeh fiel dabei etwas negativ auf. Aber dazu später mehr.
Dank umgerechnet bis zu 450 mm Brennweite lassen sich auch scheue Tiere aus erheblicher Entfernung fotografisch einfangen.
Die Bildqualität
Chromatische Aberration und Verzeichnung
Das Objektiv weist nur sehr geringe, kaum sichtbare Farbfehler bei Offenblende auf, die bei einmaligem Abblenden sofort verschwinden. Eine minimale, kissenförmige Verzeichnung ist allenfalls zu erahnen.
Vignettierung
Bei 70 mm zeigt das Objektiv bei Offenblende f/4 einen leichten Helligkeitsabfall zu den äußeren Bildecken, der auch noch bei f/5,6 zu sehen ist und erst bei f/8 gänzlich verschwindet. Eine besonders auffällige Vignettierung ist außerdem bei Offenblende f/5,6 am Tele-Ende bei 300 mm zu erkennen, die auch noch bei f/8 leicht sichtbar bleibt und erst bei f/11 vollständig verschwindet.
Bokeh
Das Bokeh des Fujifilm XF70-300F4-5.6 R LM OIS WR ist auf 70 mm in den Spitzlichtern relativ harsch und allgemein etwas schwammig, wird aber mit zunehmender Brennweite telezoomtypisch weicher. In den Lichtern ist zudem ein starker Onion-Ring-Effekt zu erkennen, der sich in Richtung der Ränder bei Offenblende zunehmend mit Katzenaugen-Bokeh paart. Liebhaber eines weichen, harmonischen Bokehs werden hier wenig Freude dran haben.
Bildschärfe
Bei offener Blende liefert das Objektiv an der Fujifilm X-T4 in der Bildmitte bei allen Brennweiten eine gute, aber keinesfalls überragende Schärfe. Zu den Bildrändern hin war am Testchart bei 70 mm und 132 mm Brennweite zudem ein großer Schärfeabfall zu beobachten, der bei 300 mm allerdings nicht auftrat.
Hervorragende Schärfewerte erreichte das Objektiv in der Mitte bei allen Brennweiten bei Blende f/8, wobei wir mit einer mittleren Brennweite von 132 mm die besten Ergebnisse erzielten.
Zum Rand hin waren die Werte durchgängig, bei Blende f/11 am besten (8 von 10 Punkten). Bei großen Blendenwerten von f/16 und f/22 war zudem sowohl in der Mitte als auch an den Rändern ein starker Schärfeverlust zu erkennen, der für allenfalls befriedigende Ergebnisse sorgte (6,5 von 10 Punkten bei f/22).
Fazit
Das Fujifilm XF70-300mmF4-5.6 R LM OIS WR ist ein kompaktes Telezoom-Objektiv mit großzügiger Reichweite bei überschaubarem Preis, das sich vor allem für Hobbyfotografen im Bereich Sport und Wildlife anbietet. Kompromisse muss man hier vor allem in Sachen Bokeh eingehen, was das Objektiv für die Porträtfotografie eher ungeeignet macht. Auch die am Testchart gemessene Schärfe des Objektivs vor allem zu den Rändern gehört eher zum unteren Durchschnitt, fiel aber in der Praxis nicht negativ auf. Alles in allem liefert das XF70-300mm ein tolles Gesamtpaket, das für Fuji-Fotografen, die auf die zusätzliche Brennweite verzichten können, eine preiswerte Alternative zum XF100-400mmF4.5-5.6 R bietet.
Allgemeines
Hersteller: Fujifilm Corporation
Vertrieb: www.fujifilm-x.com
Preis [UVP]: 799 €
Technische Daten/Ausstattung
Objektivtyp: Tele-Zoom
Objektivbajonett: X-Bajonett
Brennweite, Lichtst.: 70-300 mm, f/4-5.6
Linsen/Gruppen: 17/12
kleinste Blende: 22
abgedichtetes Bajonett: •
spritzwassergeschützt: •
Autofokus: •
Bildstabilisator: •
Naheinstellgrenze: 83 cm
Max. Vergrößerung: Abbildungsmaßstab 1:2 bei 300 mm
Blendenlamellen: 9
Filterdurchmesser: 67 mm
Gegenlichtblende: •
Objektivtasche: –
Abmessungen (Ø x H): 75 mm x 132,5 mm // 75 mm x 205,5 mm (Tele)
Gewicht: 580 g
Testergebnisse
geom. Verzeichnungen: 10
chrom, Aberration: 10
Vignettierung: 8
Bokeh: 7
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