PRIMUS INTER PARES
Mit der D500 hat Nikon eine echte Profi-Kamera mit vielen Genen des Top-Modells D5 auf den Markt gebracht und damit die derzeit wohl beste APS-C-Kamera.
VON HANS-GÜNTHER BEER
© ALLE FOTOS HANS-GÜNTHER BEER
Auf diesen Nachfolger der Nikon D300 haben vor allem Sport- und Tierfotografen lange gewartet. Nämlich auf eine professionelle Nikon, die dank APS-C-Sensor mit ihrem Crop-Faktor von 1,5 im Telebereich deutlich mehr Brennweite, beispielsweise mit dem AF-S NIKKOR 200–500 mm 1:5,6E ED VR (Test in einer der nächsten Ausgaben) 800 Millimeter, zur Verfügung stellt und gleichzeitig alle Anforderungen an eine moderne, professionelle Kamera erfüllt.
Ausstattung und Haptik
Nikon selbst bezeichnet die D500 als die kleine Schwester der D5 (Test Ausgabe 5/2016), denn die D500 kostet zwar mit 2.300 Euro nur ein Drittel des Top-Modells, hat aber wichtige Bausteine wie die aufwändige Autofokus- Einheit von dieser geerbt. In dem robusten und gegen Spritzwasser und Staub gedichteten Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung plus Carbon-Armierungen sitzt ferner ein 20 Megapixel auflösender APS-C-Bildsensor und ein Hochleistungsverschluss, der bis zu 10 Bilder pro Sekunde schafft. Der interne Pufferspeicher fasst 200 RAW- oder JPEG-Aufnahmen in Serie und schreibt die Dateien entweder auf eine der neuen schnellen XQD-Speicherkarte, oder auf SD-Karte oder auch auf beide. Mit diesem großen Puffer sind Aufnahmeserien von fast 20 Sekunden Länge möglich, genügend Zeit auch für längere Sportszenen oder Verfolgungsjagden beim Vogelflug. Was die übrige Ausstattung betrifft heißt es bei der D500 weiterhin klotzen statt kleckern. So bietet sie das bewährte, im Detail verbesserte Nikon-Bedienkonzept – die links auf der Rückseite angeordneten Tasten beispielsweise lassen sich beleuchten – sowie eine schnelle USB-3.0-Schnittstelle, WiFi- und Bluetooth- Connectivity, sowie die Möglichkeit, 4K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde bis zu einer Länge von 29 Minuten aufzuzeichnen. Beim 4K-Videodreh wird aber nur der innere Bereich des APS-C-Sensors genutzt, sodass sich ein Crop-Faktor von 2.25 gegenüber dem Kleinbildformat ergibt. Für die Kommunikation mit Smartphones via Bluetooth steht die App SnapBridge zur Verfügung, allerdings zurzeit nur für Android-Geräte, iOS folgt im August 2016. Via SnapBridge übernimmt die D500 die GPS-Daten vom Smartphone und schreibt diese in die EXIFDaten. Ansonsten kommuniziert die D500 per „langsamem“ WiFi, die Kamera baut einen Hotspot auf, mit gängigen Smartphones.
- Das Bedienkonzept der D500 hat sich bewährt und wurde nur in Details modifiziert.
- Der wunderbare scharfe Touchscreen der Nikon D500 lässt sich um 90 Grad nach oben und unten klappen.
Für schnelle Datenübertragung steht als Option der externe WLAN-Adapter WT-7A mit 866,7 Mbit/s zur Verfügung. Eines der im Wortsinn herausragenden Features der D500 ist der nach oben und unten um 90 Grad klappbare 3,2 Zoll Touchscreen, der eine Auflösung von 2.300 Bildpunkten bietet. Im normalen Betrieb ist der sehr scharf und kontrastreich abbildende Monitor ausgeschaltet, also dunkel und stört somit auch nicht beim Blick durch den Dank eines Vergrößerungsfaktors von 1.0 für eine APS-C-Kamera sehr großen und hellen Sucher. Erst ein Druck auf die Info-Taste aktiviert die Funktionsübersicht. Im Wiedergabe-Modus kann man dank Touchscreen per Fingerwisch blättern oder durch Spreizen und Zusammenziehen zweier Finger Fotos vergrößern oder verkleinern, beim Einstellen im Menü ist der Touchscreen bis auf wenige Ausnahmen aber nicht aktiv. Bei Videoaufnahmen und im Liveview-Foto- Modus kann man per Fingertipp den Fokuspunkt setzen, dabei steht die ganze Bildfläche zur Verfügung, oder auch gleichzeitig auslösen. Die ±-Tasten erlauben das Hineinzoomen in das Liveview-Bild und dabei überzeugt das Display immer wieder durch seine exzellente Auflösung. Erstaunlich schnell arbeitet der Kontrastautofokus im Lieveview-Modus, allerdings kein Vergleich zu einem der Highlights der D500, dem Phasenautofokussystem Advanced Multi-CAM20K. Dieses hat sie wie gesagt von der D5 geerbt und verfügt somit über 153 dicht gepackte Fokusmessfelder, davon 99 besonders empfindliche Kreuzsensoren. Diese AF-Sensoren überdecken über 75 Prozent der gesamten Bildfläche und füllen diese in der Breite sogar fast komplett aus.
Der Autofokus in der Praxis
In Verbindung mit diversen Nikkor- Objektiven, darunter auch das hier ebenfalls getestete AF-S DX NIKKOR 16–80mm 1:2,8–4E ED VR sowie das famose 70-200mm f/4 (Test in Ausgaben 5/2015) haben wir den Autofokus einem intensiven Praxistest unterzogen. Auffallend war dabei, dass selbst in dunkler Umgebung, etwa bei Kerzenlicht oder im Morgengrauen, der AF jederzeit sichere Treffer landete und das präzise und schnell. Hat man im kontinuierlichen Autofokus-Betrieb alle Messfelder gewählt, den 3DModus aktiviert und auf hohe Serienbildgeschwindigkeit geschaltet, krallt sich die D500 beispielsweise an schnell fliegende Vögel oder an den Stürmer auf dem Fußballfeld gnadenlos fest und sorgt so für gestochen scharfe Aufnahmen – in Serie ohne Ausschuss. Selbst durch kurzzeitige, ins Bild kommende Störungen (Masten, Äste, andere Spieler) lässt sich der Autofokus nicht beirren – ein beeindruckendes Ergebnis. Zugegeben, es bedarf schon der richtigen Einstellung im Kameramenü, um solche Ergebnisse zu erreichen. Bemerkenswert außerdem. Die D500 zeigte mit allen getesteten Objektiven keinerlei Fokuspumpen, oder Hunting, sondern der Fokuspunkt saß immer direkt ohne Wenn und Aber. Da die Belichtungsmessung intelligent mit der Fokus- Einstellung gekoppelt ist, sind alle Aufnahmen außerdem immer perfekt belichtet. Hier hat Nikon viel Know-how angesammelt und in ihre Kameras eingebaut. In all diesen Disziplinen steht die D500 dem Top-Modell D5 in nichts nach. Das gilt auch weitgehend für die Bildqualität.
Die Bildqualität der D500
Selbstverständlich hat die D500 gegenüber der größeren Schwester bei gleicher Auflösung den kleineren Bildsensor, damit auch kleinere Pixel, die weniger Lichtquanten einfangen können. Schon deshalb besitzt die D500 „nur“ 51.200 ISO als maximal sinnvolle Empfindlichkeit, die man allerdings bis über 1.5 Millionen ISO pushen kann. Diese Ergebnisse sind jedoch dann nicht mehr brauchbar. Bis 3200 ISO allerdings kann man von wirklich sehr rauscharmen Aufnahmen sprechen. Lediglich bei 100 Prozent Vergrößerung der 14Bit RAW-Daten ist in homogenen Farbflächen etwas Luminanzrauschen und ein wenig Farbrauschen erkennbar. Mit einem guten RAW-Konverter ist das aber kein Thema. Selbst bei ISO 6400 produziert die D500 noch hervorragende Fotos, mit etwas stärkerem Rauschen. Beachtlich ist aber, was die D500 bei den OOC- JPEG-Aufnahmen (out of camera) liefert. Bis 12800 ISO ist keinerlei Farb- oder Luminanzrauschen erkennbar, allerdings leidet die Detailauflösung dann schon merkbar. Bis 6400 ISO kann man aber von einem sehr guten Kompromiss zwischen Detailauflösung und Rauscharmut sprechen. Hier spielt die Nikon D5 natürlich in einer ganz anderen Liga. Im unteren ISO-Bereich allerdings besticht die D500 mit knackig scharfen, sehr detaillierten und kontrastreichen Aufnahmen, die ihr alle Ehre machen.
- Als schnelles Speichermedium nutzt die D500 neben SD-Karten die XQD-Speicherkarten
- die Funktionstasten lassen sich individuell programmieren
- die D500 besitzt wie die D5 eine automatische AF-Feinabstimmung, die Front oder Backfokus-Abweichungen durch Korrekturwerte kompensiert
- HDMI-Ausgang lässt sich konfigurieren
- WiFi und Bluetooth sind mit an Bord
- das D500-Menü ist trotz seiner Fülle gut strukturiert
- die beiliegenden Halterungen sichern USB- und HDMI-Kabel
- die beiliegenden Halterungen sichern USB- und HDMI-Kabel
- im 4K-Videomodus liefert die D500 30 Bilder pro Sekunde, der Cropfaktor beträgt 2.25
AF-S DX NIKKOR 16–80mm 1:2,8–4E ED VR
Dieses neue DX-Standardzoom für Nikon APS-C-Kameras hat eine Lichtstärke von f/2.8 (16 mm Brennweite) bis f/4 (80 mm Brennweite), ist gut verarbeitet, besitzt einen optischen Bildstabilisator, der einen Gewinn von vier Lichtwerten bringt und damit vierfach längere Belichtungszeiten aus der Hand, wie der Praxistest an der D500 bestätigte. Das recht leichte und kompakt bauende Zoom besitzt am Bajonett eine Gummilippe gegen Spritzwasser und Staub. Front- und Hinterlinse sind fluorvergütet, ansonsten wird die Nikon- Nanokristallvergütung verwendet. Der Autofokusantrieb arbeitet sehr schnell und in Verbindung mit der D500 auch sehr präzise und treffsicher, dabei sehr leise.
Bildqualität: Schärfe, chromatische Aberration Chromatische Aberration und geometrische Verzerrungen
Chromatische Aberration kennt dieses Objektiv nicht, selbst bei Offenblende nicht und bei keiner Brennweite. Bei 16 Millimeter Brennweite zeigt das Zoom merkbare tonnenförmige, bei 35 und 80 Millimeter deutliche kissenförmige Verzerrungen.
Bildschärfe
In der Bildmitte bringt dieses Zoom schon bei Offenblende und bei allen Brennweiten eine sehr gute bis hervorragende Schärfe. Durch leichtes Abblenden steigt die Schärfeleistung in der Bildmitte bei allen Brennweiten auf hervorragend und am langen Ende gar bis exzellent. In den Bildecken ist die Schärfe, wie die Trust Your Eyes-Testaufnahmen zeigen, bei Offenblende bei allen Brennweiten etwas schwächer. Leichtes Abblenden hebt die Schärfe aber bei allen Brennweiten in den Ecken auf sehr gut an. Im Weitwinkelbereich liefert das 5-fach Zoom sehr gute Schärfeleistung, bei 80 Millimeter Brennweite (das Kleinbildäquivalent ist 120 Millimeter) ist die Schärfe in der Bildmitte sogar exzellent und in den Bildecken immer noch sehr gut.
Fazit AF-S DX NIKKOR 16–80mm 1:2,8–4E ED VR
Das 5-fach Zoom ist ein sehr gutes „Immer-drauf“ für jede Nikon DX-Kamera und passt damit prima zur neuen D500. Es bietet eine ordentliche Maximalöffnung, einen großen Zoombereich und bildet selbst in den Bildecken scharf ab. Außerdem ist es kompakt und leicht.
Fazit D500
Die D500 ist zu Recht definitiv eine heiße Empfehlung für professionelle Sport- und Tierfotografen und vor allem für ambitionierte Edelamateure, die sich diesen anspruchsvollen Fotogenres verschrieben haben. Selbstverständlich ist die D500 ansonsten ein sehr guter Allrounder. In der Summe ihrer Eigenschaften, der hervorragenden Bildqualität, dem exorbitant guten Autofokus, der praxisgerechten Ausstattung dürfte die D500 die wohl derzeit beste APS-C-Kamera auf dem Markt sein.
STECKBRIEF: Nikon D500
- Hersteller: Nikon Corporation
- Vertrieb: Nikon GmbH, Tiefenbroicher Weg 25, 40472 Düsseldorf,www.nikon.de
- Preis [UVP] Gehäuse 2.330 €, mit Kit-Objektiv AF-S DX NIKKOR 16-80mm 1:2,8–4E ED VR 3.330 €
Technische Daten/Ausstattung
- Gehäuse: Magnesium mit Carbonarmierungen
- Objektivbajonett/Objektiv fest eingebaut: Nikon F/-
- Sensortyp/Bildprozessor: CMOS/EXPEED-5 Bildprozessor
- Sensorauflösung/Bildgröße: 20,9 Megapixel/23,5 mm x 15,7 mm (Nikon DX)
- Bildformate: NEF (RAW 12/14 Bit, verlustfrei komprimiert, komprimiert)/JPEG
- Bildgröße: 5.568 x 3.712
- Bildstabilisator: – (in VR-Objektiven eingebaut)
- Sensorreinigung: Ultraschallfilter
- Sucher: Pentaprismasucher, Bildfeldabdeckung 100 %, Vergrößerung 1,0 fach
- Dioptrienanpassung/Austrittspupille: -2,0 bis +1,0 dpt/16 mm
- Programm-/Zeit-/Blendenautomatik: Ja/Ja/Ja
- Motivprogramme/ Vollautomatik/manuell: Picture-Control-System
- Belichtungsmessung Mehrfeld/Integral/Spo:t Ja/Ja/JaLichtermessung
- Messbereich: Mehrfeld, Integral, -3-+20LW, Lichtbetont 0-+20LW, Spot 2-20 LW
- Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen: Ja/Ja, +-5 LW, mit 1/3, 1/2 oder 1LW
- Weißabgleich: Auto/manuell/Presets/Reihen Ja/Ja/Ja/Ja
- ISO-Empfindlichkeit: ISO 100-51.200 (0,3, 0,5, 0,7, 1, 2, 3, 4 oder 5 LW)
- Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation: 30-1/8.000s/1/250s, Quietmodus
- Aufnahmebetriebsarten: S, CL, CH, Q (Quiet), QS (Quiet Serie)
- Spiegelvorauslösung: Ja
- Selbstauslöser: Ja (2s/5s/10s/20s), 1 bis 9 Bilder
- Intervalltimer: Ja
- Fokussiersystem: TTL-Phasenkennung, Advanced Multi-CAM20K
- Fokusmessfelder: 153, davon 99 Kreuzsensoren
- AF.Messbereich: -4 -+20LW
- Fokusmodi: Manuell, Einzel-AF (AF-S), kontinuierlicher AF (AF-C)
- AF-Hilfslicht: Ja
- Gesichterkennung: Ja
- Maximale Bildsequenz: 10 Bilder/s int. Speicher 200 RAW-Aufnahmen
- Blitzmodi: 2. Verschlussvorhang, Rote Augen, FP
- Externe Blitze steuerbar Master-/Slave-Modus: Ja/Ja Nikon Creative Lighting System
- Touchscreen: Ja
- Livebild/mit Autofokus: Ja/Ja mit Kontrasterkennung
- Wasserwaage: Ja
- Bildschirm/Auflösung/klappbar/schwenkbar: 3,2-Zoll/2.359.000 Pixel/P/-
- Schnittstellen: USB 3.0, HDMI, Mikrofon-Ein-/Audio-Ausgang 3.5 mm Klinkenstecker
- Speicherkarten: 1x XQD, 1x SD, SDHC, SDXC (UHS-II-kompatibel)
- WLAN/NFC/Bluetooth: Ja/Ja/Ja
- Videoformat: MOV (MPEG-4AVC/H.264)
- bestmögliche Videoqualität: 4K UHD (3840 x 2160, 30p, HD (1920 x 1080) 60p, 50p, 30p,25p, 24p
- Tonaufnahme: Stereo, Linear-PCM
- Abmessungen: (BxHxT) 115 x 147 x 81 mm
- Gewicht: 860 g (Inklusive Akku und Speicherkarten)
Besonderheiten
- optionales WLAN-Modul WR-R10/WR-T10
STECKBRIEF: Nikon AF-S DX NIKKOR 16-80mm 1:2,8–4E ED VR
- Hersteller: Nikon Corporation
Vertrieb: Nikon GmbH, Tiefenbroicher Weg 25, 40472 Düsseldorf, www.nikon.de - Preis [UVP]: 999 €
Technische Daten / Ausstattung
- Objektivtyp: Zoomobjektiv
- Objektivbajonett: Nikon F
- Brennwweite,Lichtstärke: 16-80 mm f/2.8-4
- Optischer Aufbau Linsen/Gruppen: 17/13
- Staub- und spritzwassergeschützt: Ja
- kleinste Blendenöffnung: 22/32
- Autofokus: Ja
- Bildstabilisator: Ja
- Innenfokussierung: Ja
- Konstante Länge bei Brennweitenverstellung: –
- Naheinstellgrenze: 35 cm
- Anzahl Blendenlamelle: 7
- Filterdurchmesser: 72 mm
- Gegenlichblende serienmäßig: Ja
- Objektivtasche serienmäßig: –
- Abmessungen (Ø xHöhe): 80 mm x 84 mm
- Gewicht: 480 g
Testergebnisse (max. 10 Punkte)
- Verzeichnungen: 7,5
- chrom. Aberration: 10
Schärfe (mit Nikon D500) Mitte /Ecken
- f/ 2.8 (16mm): 8/7
- f/ 4.0 (16mm): 8,5/7,5
- f/ 5.6 (16mm): 8,5/8
- f/ 8.0 (16mm): 9/8,5
- f/ 3.3 (35mm): 8/7,5
- f/ 4.0 (35mm): 8/7,5
- f/ 5.6 (35mm): 8,5/8
- f/ 8.0 (35mm): 9/8
- f/ 4.0 (80 mm): 8,5/8
- f/ 5.6 (80 mm): 9/8
- f/ 8.0 (80 mm): 9/8,5
Diesen Test finden Sie in der Ausgabe 07/2016.
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