Kompakter Ausstattungsriese
Die neue Nikon D5500 ist eine rundum hervorragend ausgestattete, kompakte APS-C-Kamera, die im Test auch Dank der sehr guten Bildqualität absolut überzeugen konnte. Dies alles macht sie zu einer empfehlenswerten, kostengünstigen Allround-Kamera.
VON HANS-GÜNTHER BEER © ALLE FOTOS HANS-GÜNTHER BEER

Liveview lässt sich bei Nikon D5500 mittels des kleinen Schalters „Lv“ am Modusdrehschalter aktivieren.
Mit seiner D5000er-Serie sprach Nikon schon immer den begeisterten, aber auch anspruchsvollen Fotoamateur an, der eine kompakte und leistungsfähige Kamera mit möglichst guter Bildqualität sucht. Jetzt hat der japanische Hersteller mit der neuen D5500 die schon guten Eigenschaften des Vorgängers D5300 noch mal übertroffen und eine Kamera kreiert, die kaum noch Wünsche offenlässt. Der Kitpreis mit dem Universalzoom AF-S Nikkor 18-105mm 1:3.5-5.6G liegt laut Preisliste bei 999 Euro, der Straßenpreis mitunter etwas darunter.

Das schwenk- und drehbare Touchdisplay bewährt sich im Fotoalltag immer wieder. Zum Schutz gegen Kratzer klappt man es einfach zu.
Ausstattung und Haptik
Gegenüber seinem Vorgänger hat die D5500 bei der Gehäusegröße und beim Gewicht etwas abgespeckt. Das leichte und äußerst kompakte Gehäuse aus ei57 nem hochwertigen Kunststoff ist inzwischen kaum größer als so manche Systemkamera, wiegt etwas mehr als 400 Gramm, damit über zehn Prozent weniger als das der D5300. Außerdem liegt der Body ausgesprochen gut in der Hand. Dazu trägt vor allem der deutlich ausgeprägtere Handgriff rechts vorne bei, der für zierliche bis mittelgroße Hände perfekt passt. Fotografen mit ausgesprochen großen Händen sollten die Kamera allerdings vorher ausprobieren, dürften aber eigentlich auch kein Problem haben. Trotz des geringen Gewichts wirkt die D5500 keineswegs billig. Die Material- und Anfassqualität wirken hochwertig, da knarzt nichts und alles ist solide.

Mit Anschlüssen ist die D5500 reichlich gesegnet. Der ausklappbare Blitz hat eine Leitzahl von 12 bei ISO 100.
Bei der Ausstattung ließen sich die Entwickler wirklich nicht lumpen, sondern spendierten der D5500 sozusagen das komplette Paket. Der APS-C-Sensor hat eine Auflösung von 24,2 Megapixeln und verzichtet zugunsten einer höheren Detailschärfe auf ein Low-Pass-Filter. Hier gibt es zur großen D7200 (Test Ausgabe 5/2015) erstmal keinen Unterschied, zumal auch die D5500 mit dem leistungsfähigen Proceed 4-Prozessor die Bilddaten verarbeitet. Die ISO-Empfindlichkeit reicht von 100 bis 25.600 ISO. Für den Autofokus ist das Multi- Cam 4800DX-Modul verantwortlich, das 39 Fokuspunkte, davon neun als Kreuzfeldsensor, anbietet. Für die Belichtungsmessung ist ein Messsensor mit 2.016 RGB-Messfeldern verantwortlich, der außerdem das Autofokussystem bei einer 3D-Objektverfolgung im Tracking- Modus unterstützt. Der mechanische Schlitzverschluss der D5500 bietet als kürzeste Verschlusszeit 1/4000 Sekunde an, als längste 30 Sekunden sowie Bulb (B). Die maximale Serienbildgeschwindigkeit beträgt fünf Aufnahmen pro Sekunde. Ein Highlight der D5500 ist das wie bei der D5300 seitlich klapp- und schwenkbare Display mit einer Auflösung von 1.02 Megapixel, nun aber als Touchdisplay ausgeführt. Damit ist die D5500 die erste Nikon-Spiegelreflex mit berührungsempfindlichem Display. Ein Augensensor am Suchereinblick schaltet die Displayanzeigen, allerdings nicht den Liveview-Modus, ab, sobald sich das Auge dem Sucher nähert. Das Sucherbild fällt vergleichsweise klein aus, kein Vergleich mit dem der D7200, ist aber dennoch sehr hell und brillentauglich. Den Liveview-Modus nutzt man bei der D5500 sehr gerne, da das Touch-Display das Bildmotiv sehr gut auflöst und kontrastreich darstellt. Aktiviert wird Liveview mittels eines kleinen Hebels neben dem Moduswahlrad, das nun aus Metall ist und die Wertigkeit der Kamera unterstreicht. Die Anordnung der mechanischen Bedienungselemente ist logisch, die Tasten besitzen einen guten Druckpunkt und lassen sich treffsicher bedienen. Aufgrund ihrer Kompaktheit besitzt die D5500 auf der linken Schulter keine Einstellelemente. Für die Wahl der Aufnahmebetriebsarten beispielsweise gibt’s also keinen Drehschalter, sondern an der linken vorderen Kameraseite, direkt hinter dem Bajonett, eine kleine Taste. Betätigt man diese, lässt sich mit dem Drehrad rechts oben beziehungsweise auf dem Touchscreen zwischen Einzel- und Serienbild, dem etwas leiseren Quiet-Modus, den Selbstauslöser- Funktionen oder dem Fernsteuerungsmodus wählen.
- Auch die Nikon D5500 bietet die Möglichkeit RAW-Aufnahmen mit 14 Bit Farbtiefe aufzunehmen.
- Nach Druck auf die Info-Taste erscheint dieses Display. hier kann man lediglich die Blendenwerte verändern.
- Das Touch-Display erlaubt es, alle relevanten Einstellungen per Fingerberührung einzustellen.
- Zum Ausstattungspaket der D5500 gehört auch die Möglichkeit, Intervallaufnahmen zu programmieren.
- Ein umfangreiches Werkzeug-Arsenal zur Bildbearbeitung in der Kamera steht ebenfalls zur Verfügung.
- Im Menüpunkt “Letzte Einstellungen” fasst die D5500 alle wichtigen Menüpunkte zusammen.
Das Bedienkonzept der D5500 ist eine Mischung aus mechanischen und Sensor-Tasten. Mit der Info- Taste schaltet man beispielsweise den, wer hätte es auch gedacht, Info-Bildschirm ein, der drei symbolische Drehräder für Verschlusszeit, Blende und Empfindlichkeit zeigt. Dort lässt sich aber abhängig vom Betriebsmodus statt mit dem mechanischen Wahlrad rechts oben nur Blende oder Zeit per Pfeiltasten verändern, alle anderen angezeigten Werte, also auch die Empfindlichkeit, nicht. Dies ist erst nach zusätzlichem Druck auf die „i“- Taste möglich. Jetzt sind die zuvor nur zur Information dienenden Kacheln per Fingerspitze aktivier- und änderbar. Dies funktioniert auch im Liveview-Modus. Die einzelnen Kacheln sind auch per Kreuz-Wipptaster anwählbar. Auf diese Weise hat man sehr schnellen Zugriff beispielsweise auf die Art der Belichtungsmessung, den Fokusmodus, den Weißabgleich oder die Bracketing-Funktion sowie auf die Belichtungskorrektur – geht auch über einen separaten Knopf neben dem Auslöser – oder auf die Blitzbelichtungskorrektur. Die D5500 besitzt ein eingebautes, per Knopfdruck aufklappendes Blitzgerät mit Leitzahl 12 (bei 100 ISO). Im Szenen- oder Auto-Modus klappt es je nach Lichtsituation auch automatisch aus. Der Blitz fährt dabei so weit nach oben, dass Abschattungen durch das Kitobjektiv, selbst bei voll ausgefahrenem Tubus, nicht auftreten. Der Kreuz-Wipp-Taster auf der Rückseite dient in den Belichtungsmodi P, S, A und M übrigens zur Wahl des Fokuspunktes. Die Bedienphilosophie wirkt auf den ersten Blick möglicherweise etwas eigen, geht einem aber nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über und macht das Handling einfach und sicher. Die Kamera lässt sich darüber hinaus im sehr umfangreichen Menü individuell konfigurieren und steht hierin ihren großen Schwestern kaum nach, zumal sich die Fn- und AEL-Tasten in gewissen Grenzen mit individuellen Funktionen belegen lassen, beispielsweise mit dem Aktivieren der WiFi-Funktion. Hierbei baut die D5500 ein WiFi-Netzwerk auf und lässt sich mit iOS- und Android-Handys zwecks Fernsteuerung oder Herunterladen von Fotos verbinden. An Anschlüssen bietet die D5500 einen HDMI-, einen High-Speed-USB-Anschluss sowie einen für ein Stereomikrofon und für eine Kabelfernsteuerung, das ist mehr als komplett.

Mit dem rot markierten Knopf startet und beendet man Videoaufnahmen. Wichtig sind die Tasten „Info“ und „i“ für schnellen Zugriff auf die Bedienungselemente auf dem Touchscreen.
Die D5500 in der Praxis
Das Fotografieren mit der D5500 geht vor allem wegen der kompakten Abmessungen, des guten Handlings und der einfachen Bedienung leicht und unbeschwert von der Hand. Der Autofokus arbeitet in Verbindung mit dem Kit-Objektiv eher etwas gemächlich, aber sehr treffsicher und zeigt seine wahren Qualitäten beispielsweise erst mit dem Sigma Art-Zoom 18-35mm (Test Seite 90). Jetzt reagiert der Autofokus recht schnell und das auch bei vergleichsweise wenig Licht. Bei Kerzenschein sinkt zwar die Reaktionsgeschwindigkeit, aber letztendlich trifft er doch sehr genau. Ganz anders sieht das im Liveview-Modus aus. Hier ruckelt der Autofokus zuweilen schon etwas hin und her, bis er Vollzug meldet, für sich schnell bewegende Objekte ist das nichts. Hier empfiehlt sich die manuelle Scharfeinstellung, die dank der Möglichkeit per Vergrößerungstaste ins Motiv hineinzuzoomen hohe Präzision ermöglicht. Die D5500 kann auch Video in HD-Qualität mit bis zu 50 Bildern pro Sekunde. Videoaufnahmen startet und stoppt man ganz unspektakulär und direkt mit einem Druck auf die rote Aufnahmetaste hinter dem Auslöser.
- Bei allen Brennweiten und Offenblende zeigt das F-S DX 18-105mm 1:3.5-5.6 ED VR in der Bildmitte eine gute Schärfe.
- An den Bildrändern ist die Schärfeleistung bei offener Blende mehr als ordentlich. Abblenden auf f/8.0 steigert diese nochmals.
Die Bildqualität
Die D5500 liefert eine sehr gute Bildqualität mit ihrem 24 Megapixelsensor. Große Unterschiede zur D7200 sind hier nicht auszumachen, zumal auch der gleiche Bildprozessor zu Werke geht.. Die Aufnahmen sind detailreich und scharf, der Mikrokontrast ist bei Aufnahmen im RAW-Modus vorzüglich. Im RAW-Modus sind die Aufnahmen bis ISO 800 als völlig und bei ISO 1.600 als nahezu rauschfrei zu bezeichnen. Selbst bei ISO 3.200 tritt nur leichtes Luminanzrauschen auf, Farbrauschen ist erst ab ISO 6.400 ein Thema, aber dank der guten Rauschreduzierungsfunktionen moderner RAW-Konverter eigentlich doch keins. Lediglich bei extrem hohen ISOWerten wirkt das Bild deutlich matschig.
Fazit
Die Nikon D5500 ist eine sehr gute kompakte APS-Kamera. Die Bildqualität ist sehr gut und der Autofokus macht mit dem Kit-Objektiv einen ordentlichen Job, ist aber völlig unterfordert. Seine wahren Qualitäten zeigt der Autofokus erst mit schnellen Objektiven. Die Ausstattung der D5500 ist komplett und die Verarbeitung trotz des Kunststoffgehäuses gut. Dank ihrer insgesamt sehr ausgewogenen Qualitäten und der einfachen Bedienung ist die D5500 eine starke Konkurrenz im eigenen Hause, zumal wenn sie mit entsprechend hochwertigen Objektiven kombiniert wird. Mit dem getesteten Kit-Objektiv harmoniert die D5500 sehr gut, zumal dieses eine mehr als ordentliche Bildqualität liefert. Selbst für Profis ist die D5500 eine ideale, extrem kompakte Zweitkamera, die vor allem in Sachen Bildqualität mit Top-Kameras locker mithalten kann.
Nikon D5500
Hersteller Nikon Corporation
Vertrieb Nikon GmbH, Tiefenbroicher Weg 25, 40472 Düsseldorf, www.nikon.de
Preis [UVP] Kitpreis 999,- € (mit 18-105mm 1:3.5-5.6G ED VR)
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse Kunststoff
Objektivbajonett/Objektiv fest eingebaut Nikon F/-
Sensortyp CMOS, Prozessor Expeed 4
Sensorauflösung/Bildgröße 24,2 Megapixel/23,5×15,6 mm (Nikon DX)
Cropfaktor gegenüber Kleinbildformat 1,5
Bildformate NEF (RAW 12/14 Bit, verlustfrei komprimiert, kompr.)/JPEG
Bildgröße DX(24×16) L: 6.000 x 4.000, M: 4.496 x 3.000)
Bildstabilisator – (in VR-Objektiven eingebaut)
Sensorreinigung Ultraschallfilter
Sucher Pentaprismasucher, Bildfeldabdeckung DX: 95 %,
Vergrößerung 0,82-fach, Austrittspupille 17 mm
Dioptrienanpassung -1,7 bis +0,5 dpt
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik P/P/P
Motivprogramme/ Vollautomatik/manuell Picture-Control-System
Belichtungsmessung Mehrfeld/Integral/Spot P/P/P
Messbereich Mehrfeld, Integral: 0-20LW, Spot: 2-20 LW
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen P/P, +-5 LW, mit 1/3 oder 1/2
Weißabgleich Auto/manuell/Presets/Reihen P/P/P/P
ISO-Empfindlichkeit ISO 100-25.600
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 30-1/4.000s/1/200s, Quietmodus
Aufnahmebetriebsarten S, CL, CH, Q (Quiet)
Spiegelvorauslösung P
Selbstauslöser P (2s/5s/10s/20s), 1 bis 9 Bilder
Intervalltimer P
Fokussiersystem TTL-Phasenkennung, Advanced Multi-CAM 4800DX
Autofokusfelder 39, davon 9 Kreuzsensoren
Fokusmodi Manuell, single AF-S, kontinuierlicher AF-C
Autofokus-Messbereich -1 bis +19 LW
AF-Hilfslicht P
Gesichterkennung –
Maximale Bildsequenz 5 Bilder/s
eingebauter Blitz P (Leitzahl 12 bei ISO 100)
Blitzmodi 2. Verschlussvorhang, Rote Augen, FP
Externe Blitz steuerbar Master-/Slave-Modus P/P Nikon Creative Lighting System
Touchscreen P
Liveview/mit Autofokus P/P mit Kontrasterkennung (Foto, Film)
Wasserwaage P
Bildschirm/Auflösung/klappbar/schwenkbar 3,2-Zoll/1.037.000 Pixel/P/P
Schnittstellen Highspeed-USB, HDMI, Audio-Ein-/Ausgang 3.5 mm Klinkenstecker, Fernsteuerung, GPS-Empfänger
Speicherkarten SD (SDHC-, SDXC-, UHS-I-kompatibel)
WLAN/NFC P/-
Videofunktion P
Videoformat MOV (MPEG-4AVC/H.264)
bestmögliche Videoqualität Full HD 1920 x 1080 (16:9) 60p/50p/30p/25p/24p
Tonaufnahme Stereo, Linear-PCM
Abmessungen (BxHxT) 124 x 97 x 70 mm
Gewicht 470 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten
Active-D-Lighting (5 Modi), Pictures-Control-System, Anschluss für Fernsteuerungssysteme
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