Mit der Z 7II hat Nikon das sehr gute Vorgängermodell an einigen neuralgischen Punkten gekonnt weiterentwickelt, ohne die Substanz in Frage zu stellen. Heraus gekommen ist eine noch perfektere Spitzenkamera, bei der es wirklich schwer fällt, noch Kritikpunkte zu finden.
von Hans-Günther Beer
© Fotos Hans-Günther Beer
Die Verantwortlichen im Hause Nikon haben mal wieder genau zugehört, sich die Kritik an der Z7 zu Herzen genommen und entsprechend reagiert. Ergo erhielt die Z 7II (Bodypreis 3.399 Euro) einige mehr oder weniger markante Verbesserungen, darunter beispielsweise einen zweiten Kartenslot mit UHS-II-Schnittstelle für entsprechend schnelle SD-Karten. Der schaufelt Daten übrigens fast genauso schnell hin und her wie der XQD-Kollege, der seinerseits neuerdings auch CFexpress-Karten versteht. Wichtige Verbesserung Nummer zwei: Die Z 7II lässt sich nun mit einem Batteriehandgriff (MB-N11, 399 Euro) erweitern. Der nimmt zwei Lithium-Ionen-Akkus EN-EL15c auf und somit verdoppelt sich die zur Verfügung stehende Energie. Außerdem verbessert sich das Handling vor allem beim Einsatz fetter Primelinsen oder langer Teleobjektive deutlich.


Wichtigste Aufrüstungsmaßnahme: Die Z 7II bekam die Kraft der zwei Herzen, sprich, sie erhielt zwei Exceed-Prozessoren. Diese Verdoppelung der Rechenkapazität gegenüber dem Vorgänger Z7 – diese besitzt nur einen Exceed-Prozessor – macht sich an fast allen Ecken und Enden bemerkbar. Am stärksten werden das die Eigner einer Z 7II bei Videoaufnahmen spüren. Im 4K-Modus sind statt 30 fps nun 60 fps, also Zeitlupenaufnahmen möglich – im Full-HD-Modus bleibt es nach wie vor bei 120 fps. Außerdem funktioniert jetzt auch die Augen- und Gesichtserkennung bei Videoaufnahmen, das war bei der Z7 nicht möglich. Im Fotomodus, das sei schon mal vorweggenommen, hat sich die Performance der Augen- und Gesichter-Verfolgung – wie sich im Test zeigte – ebenfalls merkbar verbessert. Der Autofokus krallte sich an die Gesichter und/oder Augen regelrecht fest und fand bei kurzem Kontaktverlust sofort wieder den Anschluss. Auffallend war im Test auch, wie mühelos und sicher der Autofokus den Schärfepunkt sogar bei wenig Licht sofort fand und im Tracking den Kontakt hielt. Benötigte die Z7 bei wenig Licht und kontrastarmen Motiven mehrere Anläufe und zeigte Pumpeffekte bis der Schärfepunkt getroffen war, zeigt sich die Z 7II nun sehr souverän und treffsicher, Pumpeffekte treten selbst bei Kerzenlicht so gut wie gar nicht auf. In dieser Disziplin nimmt sie es mit dem Altmeister D850 und den Besten des Marktes auf.
Auch die Serienbildperformance profitierte etwas von dem Doppelprozessor, zehn statt neun Bilder pro Sekunde sind nun möglich – für eine Kamera mit 46 Megapixel Auflösung ein stattlicher Wert. 73 RAW-Aufnahmen im zwölf Bit Modus in Folge sind nun machbar bis der vergrößerte Pufferspeicher voll ist. Eine in der Praxis nicht ganz unwichtige Verbesserung soll nicht unerwähnt bleiben: Die Z 7II lässt sich nun auch über die USB-C-Buchse bestromen und aufladen. Im Lieferumfang befinden sich übrigens zwei Ladeeinheiten, ein Ladegerät mit USB-C-Kabel und eines mit Ladeschale fürs externe Aufladen des Lithium-Ionen-Akkus EN-EL15c – sehr spendabel, liebe Firma Nikon.

Ansonsten blieb alles beim Alten
Warum sollte man das Gute und Bewährte auch ändern? Dazu gehört der sehr gut verarbeitete und aufwendig gedichtete Body der Z 7II. Er liegt dank der griffigen Belederung und des ausgeprägten, tiefen rechten Griffs hervorragend in der Hand. Die Rückseite wird dominiert von dem großen, nach unten und oben klappbaren Touchscreen, der eine Auflösung von 2,1 Megapixel offeriert und im Test durch seine Schärfe und die kontrastreiche und helle Wiedergabe überzeugte. Die Ergonomie und Anordnung der Bedienungselemente wurde schon bei der Z7 diskutiert und stellt das Machbare aus dem zur Verfügung stehenden Platz dar. Die Oberseite des kompakten und aufwendig gedichteten Gehäuses wirkt sehr aufgeräumt und wird auf der rechten Schulter dominiert von dem zwar recht kleinen, aber selbst bei hellem Umgebungslicht exzellent ablesbaren Infodisplay mit weißer Schrift auf schwarzem Untergrund. Links sitzt der satt einrastende und sehr griffige Programmarten-Wahlschalter, der auch drei Positionen für individuelle Konfigurationen zur Verfügung stellt. Bei der individuellen Konfiguration der Bedienelemente bietet die Z7 weniger Möglichkeiten als einige Mitbewerber. So sind nur sieben Tasten konfigurierbar, inklusive der beiden, nach einiger Übung gut erreichbaren Fn-Tasten auf der Front. Allerdings lässt sich bei den Z-Objektiven der Fokusring im Autofokusbetrieb als Bedienelement für Blende oder Belichtungskorrektur umprogrammieren.
Der auch für Brillenträger sehr gut einsehbare elektronische Sucher besitzt eine Auflösung von knapp 3,7 Millionen Bildpunkten, ist extrem scharf und kontrastreich und zeigt im Fotomodus selbst bei schnellen Schwenks so gut wie keine Wischeffekte. Dank der Vergrößerung von 0,8-fach ist es immer wieder eine Freude, mit diesem wirklich großen Sucher zu arbeiten. Ein Highlight ist nach wie vor der Fünf-Achsen-Bildstabilisator der Nikon Z 7II. Die versprochenen fünf zusätzlichen EV-Stufen schaffte der Bildstabilisator problemlos und so waren beispielsweise mit Nikkor Z 24–70 mm 1:2,8 S bei 70mm Brennweite Belichtungszeiten von ¼ s für knackscharfe Aufnahmen machbar. Obwohl der Batteriehandgriff im Test nicht zur Verfügung stand, lang die Kombination aus Kamera und Objektiv sehr ausgewogen in der Hand und sorgte für eine hohe Grundstabilität, sodass nach einiger Übung sogar noch längere Zeiten drin waren. Im Videomodus agiert der Bildstabilisator ebenfalls sehr wirkungsvoll und sorgte nach einiger Übung für ruhige Kamerafahrten, allerdings sollte hier möglichst weitwinklig gefilmt werden.

Die Bildqualität
War die Bildqualität der Z7 schon hervorragend, so legte die Z 7II noch ein Schippchen drauf. Insbesondere kleinste Details wirken einen Hauch feiner aufgelöst. Alles in allem bietet die Z 7II eine überragend gute Bildqualität mit einem exzellenten Mikrokontrast. Die Farbwiedergabe ist Nikon-typisch äußerst neutral und sorgt für einen sehr plastischen visuellen Eindruck. Diese Eigenschaften bietet die Z 7II im ISO-Bereich von 64 bis 1.600 ISO uneingeschränkt, erst ab ISO 3.200 tritt leichtes Farbrauschen deutlicher in Erscheinung ohne störend zu wirken.
Fazit
Die Nikon Z 7II ist dank der gelungenen Modellpflege eine ausgereifte und leistungsfähige Systemkamera der Spitzenklasse, die nahezu alles richtig macht – wie aus einem Guss. Sie bietet einen exzellenten Preis-Gegenwert.
Allgemeines
Hersteller: Nikon GmbH
Vertrieb: www.nikon.de
Preis [UVP]: Gehäuse 3.399 €, Kit: Z 7II Gehäuse + 24-70mm 1:4 S 3.999
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse: Magnesium Legierung
Spritzwasser- und Staubschutz: •
Objektivbajonett: Nikon-Z-Bajonett
Sensorauflösung/Bildgröße: 45,7 Megapixel/ 35,9 x 23,9 mm
Sensortyp/Prozessor: CMOS (8.256 x 5.504, 3:2) mit Filter/ 2 Expeed-Prozessoren
Bildformate: RAW (12/14 Bit, unkompr., verlustfrei kompr.)/JPEG
Bildstabilisator: • (Sensorshift)
Sensorreinigung: Ultraschallfilter
Sucher: elektronischer OLED-Sucher 3.690.000 Bildpunkte, 100 %, Vergr. 0,8 x
Dioptrienanpassung: -4,0 bis +2,0 dpt, Pupillenabstand 21 mm
Bildschirm/Auflösung: 3,2-Zoll/2.100.000 Bildpunkte, um 90° nach oben und 45° nach unten klappbar
Touchscreen: •
Livebild/mit Autofokus: •/•
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/manuell: •/•/•/•(Benutzereinstellungen U1, U2, U3)
Belichtungsmessung: Mehrfeld/Durchschnitt/Integral/Spot •/•/•/• (EV -3 bis EV 17)
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen: •/•, +-5 LW
Weißabgleich: Auto/manuell/Presets/Reihen •/•/•/•
ISO-Empfindlichkeit: ISO 64 – 25.600
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation: 30-1/8.000s / 1/200s
Aufnahmebetriebsarten: S, CL, CH, BKT, Mehrfachbelichtung
Maximale Bildsequenz: 10 B/s
Maximale Anzahl Bilder bis Speicher voll: RAW: 77
Selbstauslöser: 2s/5s/10s/20s
Intervalltimer: • (Zeitrafferfilm bis 4K 30p)
Fokussiersystem: Hybrid AF
AF-Messfelder: max. 493 Punkte
Fokusmodi/Empfindlichkeit: AF-S, AF-C, AF-F (Videomodus), manuell/ -4 bis 19 EV
AF-Hilfslicht: •
Gesichtserkennung: •
eingebauter Blitz: –
Blitzmodi: 2. Verschlussvorhang, Rote Augen Unterdrückung, Highspeed,
Externer Blitz steuerbar Master-Slave-Modus: • (Nikon Creative Lighting System mit Funk- oder optischer Signalsteuerung)
Wasserwaage: •
Schnittstellen: USB C (3.1 Gen. 1), HDMI-Micro (Typ C), Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer
WiFi/Bluetooth/NFC: •/• (4.2)/ –
Speicherkarten2: 1 CFexpress- oder XQD-Karte und 1 SD UHS II
Videoformat: Mov /MP4 AVC/H.264
bestmögliche Videoqualität: 4K 3.840 x 2.160/ 60p (Fullframe) HD 1.920 x 1.080/120p (Fullframe), 120 p,N-Log, via HDMI 10 Bit
Timecode: •
Abmessungen (B x H x-T): 134 x 105 x 70 mm
Gewicht: 705 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten
Fokus-Stacking, Optionaler Hochformatgriff MB-N11



Diesen Test finden Sie in der Ausgabe 03/2021.
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