Powerhouse im Retro-Look

Mit der Z fc ist Nikon ein Hybrid aus moderner Technik und nostalgischem Design gelungen, der das Beste aus beiden Welten zu einer schönen und leistungsstarken Kamera vereint.

Alte Möbel, Dauerwellen und Vintage-Mode aus den 90ern – Retro ist 2021 in. Während sich die Welt zunehmend digitalisiert und immer schneller und chaotischer wird, wächst im Menschen gleichzeitig das Verlangen nach Analogität und Entschleunigung. Was vor wenigen Jahren noch altbacken war, ist heute wieder schick. Das gilt auch für den Kameramarkt: Sofortbildkameras sind wieder in Mode und alte, längst überholte Kameradesigns auf einmal gefragt. Mit der neuen Z fc folgt Nikon diesem Trend und verbindet nostalgisches Design mit moderner Technik im DX-Format.

Ergonomie und Ausstattung

Schon rein optisch hat die Nikon Z fc einiges zu bieten: Der silberne Kamerabody, versehen mit einer schwarzen Belederung aus Kunststoff, ist an die Nikon FM2 aus dem Jahr 1982 angelehnt, sieht fantastisch aus und dürfte stilbewussten Hobbyfotografen und Fotografie-Nostalgikern gut gefallen. Dieser erste positive Eindruck verstärkt sich noch durch die hochwertige Verarbeitung: Das Gehäuse aus Magnesiumlegierung wirkt sehr robust, ist tadellos verarbeitet und bietet mit lediglich 390 g (Gehäuse inklusive Akku und Speicherkarte) ein angenehmes Eigengewicht.

Um ihrem Retro-Design treu zu bleiben, hat Nikon bei der Konstruktion auf einen Griff verzichtet. Das erschwert das Handling der Kamera etwas und macht es fast unmöglich, die Z fc in einer Hand zu halten, geschweige denn einhändig zu fotografieren. Um dieses Problem zu umgehen, kann der Nutzer die Kamera (999 Euro UVP) für einen Preis von 129 Euro (UVP) mit dem Erweiterungsgriff GR-1 ausstatten. Dieser sorgt für zusätzlichen Halt und verlängert sie nach unten hin, sodass auch der kleine Finger seinen Platz findet.

Die drei aus Aluminium gefrästen Einstellräder auf der rechten beziehungsweise linken Kameraschulter zur Regulierung von Verschlusszeit, ISO und Belichtungskompensation machen den besonderen Look der Z fc aus und hinterlassen wie alle anderen Bedienelemente einen sehr hochwertigen Eindruck: Sie rasten sauber ein und geben der Kamera ein mechanisches Feeling, das den Nostalgiefaktor noch einmal verstärkt. Zwei weitere Einstellräder an der rechten Vorder- und Rückseite bieten noch mehr Kontrolle über die Kamera -–zum Beispiel über die Blende, deren Wert sich außerdem über ein kleines Spezial-Display auf der rechten Kameraschulter ablesen lässt. Dieses Display an sich ist ein nettes Feature, hätte aber in unseren Augen etwas größer geraten können. Allerdings erfüllt es durchaus seinen Zweck: So lassen sich die wichtigsten Funktionen der Z fc über die haptischen Knöpfe und Räder beeinflussen und ablesen. Eine Steuerung der Kamera ist so auch ohne das digitale Menü und den Touchscreen möglich. Wer noch mehr Retrofeeling möchte, kann den Bildschirm also zum Kamerabody eingeklappt lassen und die Z fc beinahe so wie ihr analoges Vorbild von 1982 ohne Display nutzen.

Über das Einstellrad für die Verschlusszeit lassen sich außerdem die Modi X (Blitzsynchronzeit), T für das manuelle Öffnen und Schließen des Verschlusses und B für die Bulb-Funktion anwählen. Um das Retrofeeling auf die Spitze zu treiben, hätte Nikon hierfür zusätzlich einen Anschluss für einen Drahtauslöser anbringen können – so muss sich der Fotograf mit der Smartphone-App oder der Bluetooth Fernsteuerung ML-L7 begnügen, die weniger retro, aber sicherlich genauso funktional sind.

Sämtliche Tasten und Räder der Z fc sind gut zu erreichen, ergonomisch sinnvoll angeordnet und verfügen über einen klaren Druckpunkt. An der Vorderseite der Kamera, rechts neben dem Objektiv ist im Übrigen eine zusätzliche Funktionstaste untergebracht, die sich individuell programmieren lässt und standardmäßig auf das Weißabgleich-Menü verweist. Auch der Videoaufnahmebutton, die AE-L/AF-L-Taste und der OK-Button lassen sich in ihrer Funktion anpassen.

Darüber hinaus ist das klapp- und schwenkbare 3-Zoll-Touchdisplay ein nützliches Feature, etwa für die Fotografie nahe am Boden oder im „Selfie-Mode“. Mit 1,04 Millionen Bildpunkten bietet es eine ausreichend hohe Auflösung und ist auch bei hellem Umgebungslicht gut nutzbar. Die Touchfunktion erleichtert die Navigation durch das recht umfangreiche, aber gut strukturierte Menü. Hilfreich sind hier außerdem die detailreichen Erklärungen zu den einzelnen Menüpunkten, die sich per Knopfdruck aufrufen lassen und so den Blick ins Handbuch ersparen. Über das praktische, individuell konfigurierbare i-Menü lassen sich die meistgenutzten Funktionen zusätzlich schnell erreichen und erleichtern die Navigation der Z fc deutlich. Gemeinsam mit den individualisierbaren Tasten lässt sich die Kamera so ganz nach den eigenen Vorlieben und Bedürfnissen anpassen, was den Workflow verbessert und in Kombination mit den Einstellrädern die Nutzererfahrung der Z fc zu einer wahren Freude macht.

Die Nikon Z fc verfügt des Weiteren über einen Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten und einem Vergrößerungsfaktor von 1,02. Ein Dioptrienausgleich ist von -3 bis +3 Dioptrien möglich, der Pupillenabstand beträgt 19,5 Millimeter. Mit Brille ist der Sucher bis auf wenige Prozent in den Ecken gut einsehbar. Außerdem liegt der Kamera bei Auslieferung ein externes Ladegerät bei – eine tolle Sache, wenn man bedenkt, dass andere Hersteller selbst bei ihren sündhaft teuren Mittelformatmodellen zunehmend auf Ladegeräte verzichten und der Akku in der Kamera selbst geladen werden muss. Letzteres ist dennoch auch bei der Z fc über den integrierten USB-C-Anschluss (3.2) möglich, auch während des Betriebs. Des Weiteren verfügt die Kamera über einen HDMI-(Type D) sowie einen 3,5 mm Klinken-Mikrofon-Anschluss, die gemeinsam mit USB-C an der linken Kameraseite hinter einer dünnen Gummiabdeckung verborgen und damit ziemlich ungünstig gelegen sind: Ist einer der erwähnten Anschlüsse in Benutzung, lässt sich das Display im ausgeklappten Zustand nur sehr eingeschränkt bewegen und ist im Selfie-Modus schlechter einsehbar.

Durch ihr Z-Mount stehen für die Kamera die hochwertigen Nikkor Z Objektive zur Verfügung, mit denen sie ihr volles Potenzial entfalten kann. Die Z fc ist dabei in verschiedenen Kit-Versionen erhältlich, unter anderem mit dem 16 – 50 VR Objektiv (Kamera + Objektiv: 1.149 Euro UVP), das wir testen dürften . Dieses wurde zum Release in einer Silver Edition neu aufgelegt, die dem Stil der Kamera entspricht. Das Objektiv verfügt über einen optischen Bildstabilisator, der laut Nikon 4,5 Lichtwertstufen ausgleicht. Die Kamera selbst verfügt über keinen IBIS, der Nutzer muss sich also auf die Stabilisation der Objektive verlassen, wenn sie denn vorhanden ist. Bislang sind lediglich sechs der 22 Nikon-eigenen Objektive stabilisiert, drei davon sind DX-Objektive. Mit dem stabilisierten 16 – 50 VR Kitobjektiv waren in unserem Test Fotos aus der Hand bis 1/8 s auch im Tele scharf. Bei dem nicht stabilisierten Nikkor Z 28mm 1:2.8, das ebenfalls im Kit erhältlich (Kamera + Objektiv 1.249 Euro UVP) ist, war bei 1/30 s Schluss.

Der Verschluss der Z fc bedient Zeiten von 1/4000 s bis 30 s, die sich mit erweitertem Verschlusszeitenbereich im Modus M bis auf 900 Sekunden ausdehnen lassen. In der Serienaufnahme schafft er starke 11 fps bei 12-Bit RAW beziehungsweise 9 fps bei 14-Bit RAW. Der Pufferspeicher reichte dabei im Test für 40 beziehungsweise 34 Bilder aus. Gespeichert werden die Bilder anschließend über den im Batteriefach befindlichen SD-Kartenslot.

Nikon gibt eine Laufzeit von 300 Auslösungen beziehungsweise 75 Minuten Videorecording für den Akku EN-EL25 an. In unserem Test gelangen an der Z fc mit einer Akkuladung hingegen mehr als 400 Auslösungen. Videos vermag die Nikon Z fc ohne zu croppen in 4K mit maximal 30 fps zu filmen. In Full HD sind 120 fps für Vierfach-Slow-Motions möglich.

Autofokus

Der Hybrid-Autofokus mit 209 Fokusfeldern, die 90 % des Bildes abdecken, lieferte im AF-S- und AF-A-Modus auch bei wenig Licht zuverlässig und schnell ab. Im AF-C-Betrieb war ein wenig mehr Licht vonnöten. Dafür bewies er sich auch bei schnell beweglichen Motiven, die sich auf die Kamera zu oder von der Kamera weg bewegten, und traf sogar bei Serienbildaufnahmen mit elf Bildern pro Sekunde sicher, ohne nennenswerten Ausschuss zu produzieren. Die Augenerkennung bei automatischer Messfeldwahl funktionierte bei Mensch und Tier einwandfrei und vereinfachte die Fokussierung auf diese zusätzlich.

Die Bildqualität

In Sachen Bildqualität liefert der 20,9 Megapixel CMOS-Sensor im DX-Format die von Nikon gewohnten klaren, natürlichen Farben, eine hohe Schärfe und einen exzellenten Mikrokontrast. Die ISO, manuell über das ISO-Rad zwischen ISO 100 und ISO 51200 einstellbar, lässt sich ohne sichtbares Farbrauschen bis ISO 1600 hochschrauben und liefert sogar bei ISO 3200 und 6400 noch gute Ergebnisse. Der Expeed-6 Prozessor, der auch in den großen Geschwistern – der Z6 und Z7 – verbaut ist, sorgt dabei für eine schnelle Bildverarbeitung.

Fazit

Die Nikon Z fc ist eine rundum gelungene APS-C beziehungsweise DX-Kamera, die nicht zuletzt aufgrund ihres Retrodesigns und der hervorragenden Haptik einfach Spaß macht. Der Mehrwert, den die Z fc alleine durch ihren Look und die zusätzliche Convenience in Sachen Bedienung mit sich bringt, sowie die technische Ausstattung wie der exzellente Autofokus und die tolle Bildqualität ergeben ein wirklich sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 999 Euro UVP bekommt der Nutzer eine starke Kamera in schickem Look, die unsere uneingeschränkte Empfehlung erhält.