Outdoor-Primus
Mit der Pentax K-3 Mark III hat Ricoh Imaging eine außerordentlich robuste und mehr als komplett ausgestattete APS-C-Spiegelreflexkamera auf den Markt gebracht, die in der Summe ihrer Eigenschaften und Funktionen überzeugt. Darüber hinaus liefert sie eine exzellente Bildqualität.
Von Hans Günther Beer
© Fotos Hans Günther Beer
Ricoh Imaging hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Tradition des Erfinders der Spiegelreflexkamera konsequent fortzusetzen und auch künftig unter dem Label Pentax ausschließlich Kameras mit optischem Sucher und Klappspiegel entwickeln und produzieren zu wollen. Jüngstes Ergebnis dieser Strategie ist die lang erwartete 26 Megapixel APS-C-Kamera Pentax K-3 Mark III. APS-C-Kameras haben im Hause Pentax übrigens nicht nur eine lange Tradition, sondern können auf ein äußerst umfangreiches Objektivangebot zugreifen. Die K-3 Mark III ist zwar die dritte Generation der erfolgreichen K-3-Serie, allerdings mitnichten eine modifizierte oder aufgebohrte Mark II-Variante. Vielmehr bekam das Entwicklerteam grünes Licht für eine komplette Neukonstruktion und hat – bis auf eine Ausnahme – einen exzellenten Job gemacht.
Ausstattung und Handling
Für eine APS-C-Kamera ist die Pentax K-3 Mark III relativ groß geraten und erstaunlich schwer. Die Pentax K-3 Mark III liegt satt und vertrauenerweckend solide in der Hand, wirkt irgendwie knuffig und gleichzeitig wohlproportioniert. Sie scheint gebaut zu sein wie ein Panzer, auf jeden Fall ist sie sehr wertig gefertigt. Dies bestätigt auch das erste Herumspielen mit der Kamera. Alle Bedienungselemente rasten eindeutig und satt ein und die Druckpunkte sind klar definiert. Das ist deshalb bemerkenswert, da das aus einer Magnesiumlegierung bestehende Kameragehäuse komplett inklusive aller Öffnungen und aller Schalter und Tasten sehr aufwendig gegen Staub und Spritzwasser gedichtet ist. Dies führt oft zu einem teigigen Bediengefühl – nicht so bei der K-3 Mark III. Was bei Pentax Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser in der Praxis bedeutet, zeigt sich beispielsweise an den dicken, wulstigen Gummiklappen für die Anschlüsse. Die muss man beim Schließen nachhaltig reindrücken, dann schließen sie aber wirklich dicht.
Kommen wir gleich zu Beginn zum größten, aber auch einzigen Ärgernis der neuen Kamera: dem feststehenden, also nicht klappbaren Display auf der Rückseite. Das ist deshalb besonders verwunderlich, da Pentax beim Vollformatboliden K-1 vor fünf Jahren mit dem einzigartigen klapp- und neigbare 3,2 Zoll-LCD-Monitor mit seiner raffiniert konstruierten Mechanik mit vier Edelstahl-Führungsstangen einen Benchmark gesetzt hat, der bislang nicht übertroffen wurde. Zur Ehrenrettung des 3,2 Zoll-Touch-Displays der K-3 Mark III kann gesagt werden, dass er mit 1,6 Millionen Bildpunkten sehr hoch auflöst, äußerst brillant und scharf abbildet und sehr hell eingestellt werden kann.
Ein absolutes Highlight der Pentax K-3 Mark III ist hingegen der neu konzipierte Sucher. Der ist mit einer Vergrößerung von 1,05-fach nicht nur riesengroß und zeigt 100 Prozent der Bildfläche an, sondern ist vor allem auch im Wortsinn strahlend hell. Man hat beim Blick durch den Sucher überhaupt nicht das Gefühl, durch den einer APS-C-Kamera zu schauen. Auch Brillenträger kommen mit dem großen Sucherbild gut zurecht und können es dank des Pupillenabstands von 22 Millimetern ohne Anstrengungen komplett überblicken.
In Sachen Bedienphilosophie blieben sich die Entwickler treu und wählten einen eigenständigen, wieder sehr praxisgerechten Weg. Um das langwierige Suchen in den Tiefen des völlig neu konzipierten und damit selbst für Pentax-Aufsteiger zunächst gewöhnungsbedürftigen Menüs zu reduzieren, spendierten sie der Kamera eine sogenannte Smart-Funktion-Unit. Diese besteht aus einer sogenannten S.FN-Taste auf der rechten Kamera-Schulter und einem dahinter angeordneten Wahlrad. Nach Druck auf die S.FN-Taste lassen sich mit dem Wahlrad fünf verschiedene Smart-Funktionen wählen (22 stehen optional zur Verfügung). Wählt man beispielsweise die Funktion Blitzkorrektur lässt sich diese mit dem hinteren Einstellrad, das ansonsten beispielsweise für die Blendeneinstellung zuständig ist, feineinstellen. Überwachen lässt sich das Ganze auf dem rückwärtigen Display oder im Sucher. Dies funktioniert in der Praxis tadellos und erleichtert nach kurzer Eingewöhnung das Handling. Um die K-3 Mark III an die jeweiligen Aufnahmebedingungen anpassen zu können, lassen sich fünf Userset-ups, die sich übrigens individuell mit eindeutigen Namen versehen lassen, definieren und auf entsprechende Positionen des arretierbaren Moduswahlrades ablegen. Der mechanische Schlitzverschluss der K-3 Mark III, ebenfalls eine Neukonstruktion, ist laut Pentax auf 300.000 Auslösungen ausgelegt und gehört zur butterweichen Sorte, erzeugt keine spürbaren Erschütterungen und klingt sehr angenehm. Ohne auf alle Ausstattungsdetails eingehen zu können sei noch erwähnt, dass auch die Pentax K-3 Mark III mit entsprechenden Blitzgeräten das Master-/Slave-Remote-Blitzen beherrscht. Außerdem offeriert die Kamera den heute üblichen 4K-Videomodus mit 30 fps, USB-C- und HDMI-Anschluss und vieles mehr, siehe auch Steckbrief.
Autofokus und Bildstabilisator
Wie alle modernen Spiegelreflexkameras verfügt auch die K-3 Mark III über zwei Autofokussysteme, einen Kontrastautofokus im Liveview-Betrieb sowie einen klassischen Phasen-Autofokus mit speziellem Autofokussensor. Dieser stellt 101 Autofokuspunkte, davon 25 als Kreuzsensoren ausgelegt, zur Verfügung und verteilt sie über einen recht großen Bildbereich. 41 der 101 Fokuspunkte lassen sich auswählen und einzeln oder in Gruppen zusammengefasst über den ergonomisch sehr günstig positionierten, leichtgängigen Joystick auf der Rückseite positionieren. In Sachen Geschwindigkeit und Präzision ist der völlig neu konstruierte Phasenautofokus der K-3 Mark III absolut auf der Höhe der Zeit und nutzt auch den Belichtungssensor mit 307.200 Pixeln zur Motiverkennung und Erhöhung der Präzision und Reaktionsgeschwindigkeit. So liefert er selbst bei der maximalen Serienbildgeschwindigkeit von zwölf Bildern pro Sekunde – bei aktiviertem kontinuierlichem Autofokus (AF-C) sind es elf Bilder pro Sekunde – und bei sich schnell bewegenden Motiven gestochen scharfe Fotos, ohne Ausschuss, was ein hervorragendes Ergebnis darstellt. Dies gilt allerdings nur dann, wenn sich das verfolgte Objekt auf den Fotografen zubewegt, entfernt sich das Objekt, nimmt die Ausschussquote deutlich zu. Dennoch kann man den Entwicklern nur zu dieser wirklich exzellenten Autofokuseinheit gratulieren, zumal der Autofokus auch bei wenig Licht eine sehr gute Performance aufweist.
Die Pentax K-3 Mark III verfügt über eine im Gehäuse eingebaute 5-Achsen Bildstabilisierung, die bei Aufnahmen aus der Hand einen Gewinn von 5,5 LW-Stufen bringen soll. Mit dem getesteten HD Pentax-DA 16-85mm f/3,5~5,6 ED DC WR waren bei 85 Millimeter Brennweite knackscharfe Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von 1/8 Sekunde möglich. Der Bildstabilisator arbeitet deutlich effektiver als der einer K-1 und auf Augenhöhe mit seinen Mitbewerbern.
Während die Hersteller von Spiegelreflexkameras überhaupt keine Bildstabilisierung im Gehäuse verbauen und selbst Systemkamerahersteller es meist bei der Bildstabilisierung mithilfe der Sensorshift-Einheit belassen, nutzen sie die Pentax-Techniker für weitere Verwendungszwecke. Darunter die sogenannte Pixelshift-Resolution zur Optimierung der Bildqualität. Bei allen heute eingesetzten Bildsensoren steht für jede RGB-Farbe nur ein Teil der Auflösung zur Verfügung. Bei einem 26 Megapixel-Sensor beispielsweise sind 13 Millionen Sensorpixel ausschließlich für die Farbe Grün zuständig und je 6,5 Millionen für Rot und Blau. Fehlende Farb- und Helligkeitsinformationen werden mathematisch interpoliert. Das macht die Pentax K-3 Mark III im Standardmodus auch. Im Pixelshift-Resolution-Modus hingegen fertigt die Kamera – dabei wird der Bildstabilisator abgeschaltet und ein Stativ ist sinnvoll – nacheinander vier Aufnahmen in Serie und verschiebt dabei den Sensor um je einen Pixel nach oben, unten, links und rechts. Dadurch erhält jeder Bildpunkt auf dem Sensor alle Farbinformationen und der Kameraprozessor errechnet daraus ein Foto (JPEG und RAW), das deutlich schärfer und farbtreuer sein soll. Sollten sich Bildteile während der Aufnahmeserie bewegen, werden diese herausgerechnet.
Ein weiterer Einsatzzweck für die Sensorshift-Einheit ist die Astrotracer-Funktion, eine Spezialität von Ricoh Imaging und schon bei der Pentax K-3 II ein Highlight für alle Sternenfreunde. Eine als Zubehör lieferbare und in den Sucherschuh steckbare GPS-Einheit teilt der K-3 Mark III den genauen Standort und damit auch den auf den Standort bezogenen Winkel, um den sich die Erde während der Belichtungszeit dreht, mit. Bei Astroaufnahmen verdreht die Kamera nun den Sensor mithilfe der Sensorshift-Einheit um den entsprechenden Winkelbetrag, und Sterne werden so exakt punktförmig ohne Schweif abgebildet. Wichtig ist, der GPS-Einheit nach dem Einschalten etwas Zeit zu gönnen, damit möglichst viele Satelliten ausgewertet werden, das erhöht die Präzision enorm.
Die Bildqualität
Das Herzstück der K-3 Mark III ist natürlich der neue Bildsensor mit einer Auflösung von 25,7 Megapixeln in Verbindung mit dem neuen Bildprozessor Prime V. Auf einen Antialiasing-Filter verzichtet der Sensor, um das Maximale an Schärfe herauszuholen. Eventuelle Moiré-Effekte lassen sich reduzieren, indem die Sensorhift-Einheit einen AA-Filter durch gesteuertes Vibrieren simuliert. Die Pentax K-3 Mark III bietet zwei RAW-Formate an: Adobe DNG und Pentax PEF. Bei den Auswertungen der Testaufnahmen, die wir im Trust Your Eyes-Studio (www.trust-your-eyes.com) angefertigt haben, sowie der Ergebnisse unserer Fotosessions war klar: Die Pentax K-3 Mark III liefert schon im Normalmodus enorm scharfe, feinst aufgelöste Aufnahmen mit sehr natürlichen Farben und sehr großem Dynamikumfang. Das Rauschverhalten ist bis ISO 6.400 ohne Fehl und Tadel, selbst Aufnahmen mit ISO 12.800 erfüllen mit ein bisschen Nachbearbeitung höhere Ansprüche an Auflösung und Rauschverhalten. Dies verbesserte sich aber nochmals deutlich, als wir uns die Aufnahmen vornahmen, die wir mit Pixelshift-Resolution gemacht haben. Das Farb- und Luminanzrauschen nahm um mindestens zwei ISO-Stufen ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, die Pentax K-3 Mark III steigert im Pixelshift-Resolution-Modus die Bildqualität deutlich über ihre Auflösungsklasse hinaus. Sie zeigt merkbar differenziertere und feinere Mikrostrukturen sowie gesteigerte Schärfe mit einer nochmals feineren Farbabstufung. Insgesamt wirken diese Fotos auf besondere Weise plastisch und dreidimensional.
Fazit
Die Pentax K-3 Mark III ist eine außergewöhnlich gute Kamera, die insbesondere Outdoor- und Naturfotografen auf den Leib geschneidert ist. Sie liefert eine exzellente Bildqualität. Im Pixelshift-Resolution-Modus, der bei einer sehr ruhigen Hand und Motiven ohne viel Bewegung auch ohne Stativ funktioniert, sind die Bildergebnisse exzellent. Die Ausstattung der Pentax K-3 Mark III ist perfekt auf den Außeneinsatz abgestimmt, die Bedienung durchdacht und einfach, die Verarbeitung auf höchstem Niveau.
Hersteller Ricoh Imaging Deutschland GmbH
Vertrieb www.ricoh-imaging.de
Preis [UVP] Gehäuse 1.999 €
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse Magnesium Legierung
Spritzwasser- und Staubschutz •
Objektivbajonett Pentax KAF2 Bajonett
Sensorauflösung/Bildgröße 25,7 Megapixel/ 23,3 x 15,5 mm
Sensortyp/Prozessor CMOS (6.192 x 4.128, 3:2) ohne Filter/Prime V-Prozessor
Bildformate RAW (14 Bit, PEF/DNG)/JPEG
Bildstabilisator • (Sensorshift) SRII 5-Achsen
Sensorreinigung Ultraschallfilter
Sucher optischer Sucher, 100 %, Vergr. 1,05 x
Dioptrienanpassung -4,0 bis +1,0 dpt, Pupillenabstand 22 mm
Bildschirm/Auflösung 3,2-Zoll/1.620.000 Bildpunkte
Touchscreen •
Livebild/mit Autofokus •/•
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/TAV/manuell •/•/•/•/• (Benutzereinstellungen U1, U2, U3, U4, U5)
Belichtungsmessung Mehrfeld/Durchschnitt/Integral/Spot •/•/•/• (EV -3 bis EV 20)
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen •/•, +-5 LW
Weißabgleich Auto/manuell/Presets/Reihen •/•/•/•
ISO-Empfindlichkeit ISO 10 –1.600.000
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 30-1/8.000s / 1/200s
Aufnahmebetriebsarten S, CL, CM, CH, BKT, Mehrfachbelichtung, Spiegelvorauslösung
Maximale Bildsequenz 12 B/s
Maximale Anzahl Bilder bis Speicher voll RAW: 37 bei 12 B/s
Selbstauslöser 2s/12s
Intervalltimer • Interval Compositing
Fokussiersystem Phasen AF
AF-Messfelder max. 101 Punkte, davon 25 Kreuzsensoren
Fokusmodi/Empfindlichkeit AF-S, AF-C, manuell/ -4 bis 18 EV
AF-Hilfslicht •
Gesichtserkennung •
eingebauter Blitz –
Blitzmodi 2. Verschlussvorhang, Rote Augen Unterdrückung, Highspeed,
Wasserwaage •
Schnittstellen USB C (3.2 Gen. 1), HDMI-Micro (Typ C), Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer
WiFi/Bluetooth/NFC •/• (4.2)/ –
Speicherkarten 2 SD, UHS I/UHS II (Steckplatz 1)
Videoformat Mov /MP4 AVC/H.264
bestmögliche Videoqualität 4K 3.840 x 2.160/ 30p (Fullframe) HD 1.920 x 1.080/60p
Abmessungen (B x H x-T) 135 x 104 x 74 mm
Gewicht 820 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten Catch in Fokus, Verzerrungskorrektur, Pixel Shift Resolution-Aufnahmen.
Mal angenommen, ich würde nur fotografieren und so gut wie nie filmen, wäre diese Kamera ganz sicherlich eine Überlegung für mich wert!