DER ALLROUNDER

Mit der KP hat Pentax eine kompakte und solide gebaute APS-C-Spiegelreflex vorgestellt, die hervorragende Bildqualität mit innovativer Bedienung und guter Ausstattung kombiniert.

VON HANS-GÜNTHER BEER © ALLE FOTOS HANS-GÜNTHER BEER

Der Body der neuen KP kostet knapp 1.300 Euro und bietet in Sachen Ausstattung jede Menge typischer Pentax-Spezialitäten, gepaart mit neu entwickelten Features, die für ein breites Einsatzspektrum sorgen.

Ausstattung und Handling

Auf den ersten Blick wirkt die neue Pentax KP wie der kleine Bruder des Pentax- Topmodells K-1 (Test Ausgabe 7/2016). Und das nicht von ungefähr. Wirkt sie doch ähnlich bullig und massiv und strahlt Solidität und Langlebigkeit aus. Typisch für eine Pentax-Spiegelreflex jüngerer Bauart ist, dass die KP aufwändig gegen Spritzwasser und Staub gedichtet und für ihre Größe beachtlich schwer ist. Die Kamera liegt folglich gewichtig in der Hand – und hier haben wir es schon mit der ersten Besonderheit zu tun. Der typische Griffwulst an der vorderen rechten Seite ist nämlich austausch- und damit an unterschiedlich große Hände anpassbar. Nach Lösen einer Inbusschraube lässt sich der serienmäßig montierte Griff gegen ein mitgeliefertes zierlicheres oder „wulstigeres“ Exemplar austauschen. Praxisversuche in der Redaktion ergaben, dass die Minivariante niemand haben wollte. Obwohl die Kompaktheit des Kameragehäuses insbesondere von Fotografinnen sehr begrüßt wurde, lässt sich, so die allgemeine Meinung, die KP so nicht richtig greifen – bevorzugt wurde dann der mittlere Griff. Die meisten männlichen Fotografen kamen hingegen mit dem großen Griff gut zurecht, 93 sehr oft wurde aber der Ruf nach einem noch größeren Exemplar laut. Also, liebe Entwickler und Marketingverantwortliche bei Pentax, bietet nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ einen Service für customized Griffe an. Das wäre wirklich innovativ.

Moduswahl- und Funktionswahlrad lassen sich individuell mit Konfigurationen und Funktionen belegen.

Doch die Ausstattung der KP alleine auf das Thema Griff zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Immerhin ist sie eine sehr gut ausgestattete APS-CKamera mit einem 24-Megapixelsensor. Dieser ist in einer Sensorshift-Einheit so gelagert, dass er eine 5-Achsen- Bildstabilisierung erlaubt. Während es die meisten Hersteller, darunter auch Olympus, Panasonic oder Sony, bei der reinen In-Body-Bildstabilisierung belassen, fanden die Ingenieure im Hause Pentax zusätzliche Einsatzmöglichkeiten für die Sensorshift-Einheit. Zu ihnen gehört vor allem die Pixelshift Resolution, mit der sich die Bildqualität für statische Motive deutlich erhöhen lässt. Bei allen heutigen Bildsensoren steht für jede RGB-Farbe nur ein Teil der Auflösung zur Verfügung. Bei einem 24-Megapixel-Sensor sind etwa zwölf Millionen Sensorpixel ausschließlich für die Farbe Grün zuständig und je sechs Millionen für Rot und Blau. Fehlende Farb- und Helligkeitsinformationen werden mathematisch interpoliert. Das macht die Pentax KP im Standardmodus auch. Im Pixelshift- Resolution-Modus hingegen schaltet die sinnvollerweise auf ein Stativ montierte Kamera den Bildstabilisator ab und fertigt nacheinander vier Aufnahmen in Serie, während sie gleichzeitig den Sensor um je einen Pixel nach oben, unten, links und rechts verschiebt. Dadurch erhält jeder Bildpunkt auf dem Sensor alle Farbinformationen und der Kameraprozessor errechnet daraus ein Foto (JPEG und RAW), das sichtbar schärfer und farbtreuer ist, obwohl die KP hierbei schon im Standardmodus sehr gute Arbeit leistet. Der ganze Vorgang dauert etwa 1,5 Sekunden. Wie die K-1 offeriert die KP zusätzlich zum Modus „Pixelshift Resolution“ einen zweiten Modus, bei dem zusätzlich Bildteile herausgerechnet werden, in denen sich Motivdetails während dieser 1,5 Sekunden bewegt haben – sich im Wind wiegende Blätter etwa. Das funktioniert zwar recht ordentlich, aber nicht immer perfekt. Bei wirklich statischen Motiven, wozu auch Porträtaufnahmen gehören, wenn das Modell stillhält, entstehen so allerdings Aufnahmen mit einer überragenden Schärfe, Detail- und Farbwiedergabe. Voraussetzung ist aber wie gesagt, dass die Kamera auf einem Stativ steht. RAW-Aufnahmen im Pixelshift-Resolution- Modus können die RAW-Konverter Lightroom, Silkypix beziehungsweise die mitgelieferte Pentax Digital Camera Utility verarbeiten, Capture One jedoch nicht. Hier wird lediglich die erste der vier Aufnahmen entwickelt.

Der ausfahrbare Blitz fährt weit nach oben und besitzt die Leitzahl LZ6.

Ein weiterer Einsatzzweck für die Sensorshift- Einheit ist die Astrotracer- Funktion, die aber nur dann funktioniert, wenn das optionale, aber mit 220 Euro auch recht teure GPS-Modul OGPS1 im Sucherschuh steckt. Das Modul kennt dann den genauen Standort und damit auch den Standort-bezogenen Winkel, um den sich die Erde während der Belichtungszeit dreht. Bei Astroaufnahmen verdreht die Kamera nun den Sensor mithilfe der Sensorshift-Einheit um den entsprechenden Winkelbetrag und kompensiert so die scheinbare Bewegung der Sterne, sie werden exakt punktförmig, ohne Schweif abgebildet. Weitere Features, die die Sensorshift- Technik benutzen, sind die automatische Horizontkorrektur, eine Bildausschnittanpassung und der AA-Filter- Simulator, um die selten auftretenden Moiré-Effekte zu beseitigen. Der Sensor der KP besitzt keinen Tiefpassfilter.

Das Bedienlayout der KP, sprich die Anordnung der Bedienelemente, unterscheidet sich nur in Details von dem der K-1 und die wesentlichen Elemente wurden übernommen. Dazu gehören neben den fünf Speicherplätzen für individuelle Userkonfigurationen auf dem Moduswahlrad auf der linken Kameraschulter auch insgesamt drei belegbare Funktionstasten. Allerdings lassen sich die Pixelshift Resolution und auch die für viele Naturfotografen so wichtige Catch-in-Funktion (Fokusfalle) nicht auf eine Funktionstaste legen, sondern müssen jedes Mal umständlich im Menü aktiviert werden. Wie die K-1 offeriert die KP auf der rechten Gehäuseschulter eine Kombination aus sechsstufigem Funktionswahlschalter plus Funktionseinstellrad. Mit dem Funktionswahlschalter wählt man Funktionen wie etwa Belichtungsmessart, HDR-Modus oder Bildfrequenz vor und stellt dann per Funktionseinstellrad die individuellen Werte ein – erspart das Eintauchen ins Menü. Im Gegensatz zur K-1, wo alle Funktionen auf dem Funktionswählrad fest verdrahtet sind, kann man bei der KP drei davon individuell auswählen – ein echter Fortschritt, den man sich bei der K-1 per Firmware-Update auch wünscht. Der optische Sucher der KP zeigt im Gegensatz zu einigen vergleichbaren APS-C-Kameras tatsächlich 100 Prozent der Bildfläche an. Er ist zudem sehr hell und groß und auch für Brillenträger gut überschaubar. Der eingebaute aufklappbare Blitz hat lediglich eine Leitzahl von LZ6 und taugt so nur zum Aufhellen der unmittelbaren Vordergrunds, er kann aber auch externe, systemkonforme Blitzgeräte synchronisieren. Ausgetüftelte und komfortable Master-/Slave-Funktionen, wie sie Kameras von Canon, Nikon und Olympus und Fujifilm in hoher Perfektion beherrschen, bietet Pentax auch mit der KP noch immer nicht an. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass der chinesische Blitzhersteller Cactus auf Basis seiner Steuereinheit V6II per Firmware-Update eine komplette TTL-Steuerung per Funk angekündigt hat, die auch Pentax-Kameras und Blitzgeräte einschließt. Sobald verfügbar, werden wir darüber berichten.

Der gegenüber den anderen APS-C-Modellen im Pentax-Programm überarbeitete Phasenautofokus der KP stellt 27 Autofokuspunkte, davon 25 als Kreuzsensoren ausgelegt, zur Verfügung und verteilt sie über etwa 40 Prozent der Bildfläche. Da bieten andere Hersteller inzwischen mehr. Bei LiveView steht dem dann aktivierten Kontrastautofokus fast das komplette Bildfeld zur Verfügung. Der arbeitet erfreulich flott und präzise. In Sachen Geschwindigkeit und Präzision werkelt demgegenüber der Phasenautofokus der KP kaum schneller, was unbedingt für den fixen Kontrastautofokus spricht. Eine sehr gute Leistung liefert der Phasenautofokus der KP im kontinuierlichen Autofokus- Modus (AF-C) und bei maximaler Serienbildgeschwindigkeit 7 Bilder pro Sekunde. Sind dann noch alle Fokussensoren aktiviert und das Telezoom HD Pentax-D FA 150-450mm F/4,5-5,6 ED DC AW (Test Seite 99) an der KP montiert, macht nicht nur die Sportfotografie große Freude. Der AF folgt selbst sich schnell bewegenden Motivdetails, beispielsweise beim Fuß- oder Handball, akkurat, krallt sich regelrecht fest und liefert gestochen scharfe Fotos bei nur geringem Ausschuss.

Die Bildqualität

Der Bildsensor der KP mit einer Auflösung von 24 Megapixeln besitzt keinen Tiefpassfilter, um so die maximale Schärfe herauszuholen. Eventuelle Moiré- Effekte lassen sich reduzieren, indem wie schon erwähnt die Sensorhift-Einheit ein AA-Filter durch gesteuertes Vibrieren simuliert. Wie alle Pentax-Kameras bietet auch die KP zwei RAWFormate an: Adobe DNG und Pentax PEF. Bei den Auswertungen der Testaufnahmen, die wir wie immer im Trust-Your-Eyes-Studio (www. trustyour- eyes.com) angefertigt haben, konnten wir zwischen den beiden RAW-Formaten, entwickelt in Lightroom oder Capture One, keinen Unterschied feststellen. Die Pentax KP liefert schon im Normalmodus sehr scharfe, fein aufgelöste Aufnahmen mit sehr natürlichen und auch satten Farben. Der Dynamikumfang ist so groß, dass man bei RAW-Aufnahmen möglichst um 0,3 bis 0,7 Lichtwerte unterbelichten sollte, um dann bei der Bildentwicklung die Tiefen etwas anzuheben. Damit hat man in den Lichtern immer genug Reserven und erhält selbst unter widrigen Lichtverhältnissen sehr ausgewogene Ergebnisse. Hierbei kommt das sehr gute Rauschverhalten der Sensor-Prozessor- Kombination zum Tragen. Das Rauschverhalten verbessert sich aber nochmals deutlich bei Aufnahmen mit Pixelshift Resolution. Das Farb- und Luminanzrauschen nimmt um einen Betrag, der mindestens zwei ISO-Stufen entspricht, ab. Auch zeigen sich deutlich differenziertere und feinere Mikrostrukturen sowie gesteigerte Schärfe mit einer nochmals feineren Farbabstufung. Pentax wirbt für die KP mit dem Argument einer besonders hohen maximalen Empfindlichkeit von immerhin ISO 819200. Derart hohe ISO-Werte sind in der normalen Fotopraxis totaler Blödsinn, die mit extremem Farbrauschen versehenen Fotos sind nur mit sehr großen Einschränkungen für Spezialfälle brauchbar. Aufnahmen mit ISO 51200 eignen sich hingegen, allerdings mit einem deutlichen Detailverlust, immerhin noch für den Zeitungsdruck oder für Facebook. Fakt ist, die KP rauscht bei hohen ISO-Werten tatsächlich erstaunlich wenig. Mit ISO 6400 (siehe auch Testaufnahmen auf www. trustyoureyes.de) lassen sich sehr saubere und kontrastreiche Aufnahmen anfertigen.

Der Griffwulst der Pentax KP lässt sich im Handumdrehen austauschen. Favoriten waren der mittlere und der obere Griff.

Fazit

Die Pentax KP ist eine robuste und erfreulich kompakte APS-C-Kamera, die sehr komplett ausgestattet ist und viele Features aufweist, die man bei vergleichbaren Kameras anderer Hersteller nicht findet. Sie liefert im Klassenvergleich eine exzellente Bildqualität und
der Autofokus arbeitet schnell und zuverlässig. Auch für Systemwechsler ist die KP eine interessante Alternative, zumal ein sehr großes Objektivangebot zur Verfügung steht.

Pentax KP
Hersteller Ricoh Imaging Deutschland GmbH
Vertrieb www.ricoh-imaging.de
Preis [UVP] Gehäuse 1299 ,- € (schwarz/silber)

Technische Daten/Ausstattung
Typ
Spiegelreflexkamara
Gehäuse Metallgehäuse
Staub- und Spritzwasserschutz
Objektivbajonett/Objektiv fest eingebaut PENTAX KAF2/-
Sensortyp/Prozessor CMOS Sensor/Prime III (kein Tiefpassfilter) Sensorauflösung/Bildgröße 24,3 Megapixel/6.016×4.000 AP-C-Format Cropfaktor gegenüber Kleinbildformat 1,5 Bildformate RAW (PEF/DNG,14 Bit)/JPEG
Bildstabilisator 5-Achsen Sensorshift
Sensorreinigung Ultraschallfilter
Sucher/Auflösung/Vergrößerung optisch, Bildfeld 100%, Vergrößerung 0,95 fach
Abstand Austrittspupille 20,5 mm
Dioptrienkorrektur • (-2,5 bis +1,5 dtp)
Bildschirm/Auflösung/klappbar/schwenkbar 3-Zoll LCD/921.000 Pixel/P/-
Touchscreen –
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/Manuell •/ •/ •/ • (SV Empfindlichkeitsvorwahl, TAV Blenden-, Zeitvorwahl)
Belichtungsmessung Mehrfeld/Integral/Spot •/ •/ •
Messbereich -3 bis 20 LW
Belichtungskorrektur/Belichtungsreihen P ±5 LW/ 3, 5 Aufnahmen mit 0,3 – 2 LW
Weißabgleich: Auto/manuell/Presets/Reihen P/P/P/-
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 30-1/6.000s/1/180s (elektr. Verschluss 30 – 1/24.000s)
ISO-Empfindlichkeit ISO 100 – 819.200
Aufnahmebetriebsarten Einzel, Serien, Fernbed., Spiegelvorauslösung
Selbstauslöser • (2 und 12s) Selbstauslöser + Serienaufnahmen
Intervalltimer
Bildsequenzen 7 Bilder/s (Speicher: RAW 8, JPEG 28 Aufnahmen)
Fokussiersystem Phasen-Autofokus (Liveview: Kontrastautofokus) br> Fokus-Arbeitsbereich LW -3 bis 18
Fokuspunkte 27 Messfelder, davon 25 Kreussensoren
Fokusmodi auto, einzel, kontinuierlich, manuell, catch-in
Fokus-Unterstützung Vergrößerung (bis16)/ Fokus Peaking
AF-Hilfslicht
Gesichterkennung • (Liveview)
Eingebauter Blitz • (Leitzahl 6)
Blitzmodi rote Augen, Langzeitsync., 2. Verschlussvorhang
Externe Blitze steuerbar Master-/Slave-Modus •/ •
Livebild/mit Autofokus •/ •
Wasserwaage
Schnittstellen USB 2.0, HDMI, Mikrofon, Fernsteuerung
Speicherkarten SD (SDHC-, SDXC-, UHS-I-kompatibel)
WLAN/NFC/Bluetooth •/-/- (Smartphone-Connectivity)
GPS •(mit optionalem GPS-Empfänger O-GPS1)
Videoformat AVI, H.264
Videoauflösung Full HD 60i, 30p
Timecode
Abmessungen (BxHxT) 132x 101 x 76 mm
Gewicht 710 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)

Besonderheiten
Schärfentiefe-Bracketing, Pixel Shift Resolution-Aufnahmen, Tiefpass-Filter Simulator, Astrotracer-Funktion, Catchin-
Focus (Fokusfalle), 5 Userkonfigurationen speicherbar, Funktionswahlrad mit 3 Custom Settings

Weitere Informationen unter: ricoh-imaging.de

Diesen Test finden Sie in der Ausgabe 6/2017