Das Røde Wireless PRO ist ein digitales Drahtlos-Mikrofonsystem, das aufgrund seiner Features und des großen Lieferumfangs besonders Videofilmer begeistern dürfte. Wir haben uns das All-in-one-Funksystem genauer angesehen.

von Stefan Hofmann, © Fotos Røde

Die australische Firma Røde beliefert die Filmer, Podcaster und Musiker dieser Welt mit durchdachten und gleichzeitig bezahlbaren Produkten. Egal ob Podcasting-Mixer, Kopfhörer oder eben Wireless-Systeme – der durch Studiomikrofone bekannt gewordene Hersteller trifft mit seinen Gerätschaften den aktuellen Zeitgeist. Mit dem Røde Wireless PRO legte mir der Postbote das neueste digitale Drahtlos-Mikrofonsystem des Herstellers vor die Türe. Da ich stolzer Besitzer des Røde Wireless GO II Single bin und dieses Produkt fast täglich für meine Videoprojekte verwende, war ich sehr gespannt, was Rødes neueste Funke zu bieten hat.

Erster Eindruck & Lieferumfang

Der erste große Unterschied des Røde Wireless PRO zu seinem Vorgänger ist der üppige Lieferumfang. So legt der Hersteller für nahezu jeden Anwendungsbereich das passende Zubehör bei – ein echtes Rundum-sorglos-Paket eben. Anwender können so gleich loslegen und müssen sich nicht durch Rødes großes Zubehörarsenal klicken, um für ihre Projekte perfekt ausgestattet zu sein. Neben dem Wireless-System mit zwei Sendern und einem Empfänger befindet sich das externe Ansteckmic Røde Lavalier II in zweifacher Ausführung im Paket. Da bei der Nutzung der integrierten Mikros beide Sender doch sehr auffällig sind, können so Mikrofonierungen realisiert werden, die etwas weniger ins Auge stechen. Die externen Schallwandler können ganz einfach und sicher über den 3,5 mm TRS-Mikrofoneingang an die Sender (TX) angeschlossen und sogar verschraubt werden. Es kann durchaus vorkommen, dass bei der Fixierung über den verbauten Clip an beispielsweise einem Kragen von leichten Kleidungsstücken wie einem T-Shirt, der Stoff etwas nachgibt und sich dadurch die Ausrichtung des Mikrofons verändert.

Der Klemmclip des Empfängers lässt sich problemlos in den Blitzschuh schieben.

Das ebenfalls in zweifacher Ausführung enthaltene MagClip GO Magnetsystem schafft hier Abhilfe und erlaubt eine flexible und feste Platzierung der Sender an der Kleidung. Zudem befinden sich allerlei Kabel für die Verwendung des Systems mit beispielsweise Computern, Kameras oder Android- und Apple-Smartphones in einem extra für das Zubehör entwickelten Case. Einen Fellwindschutz für Außenaufnahmen sowohl für das Lavalier II als auch für die integrierten Mikros samt Ersatz hat Røde ebenfalls beigelegt. Das große Highlight ist meiner Meinung nach jedoch das praktische Ladecase samt USB-C-Anschluss. Hier können beide Sender und der Empfänger platzsparend verstaut, geladen und upgedatet werden. So gibt es keinen Kabelsalat mehr, wenn das Wireless-System neuen Saft benötigt oder aktualisiert werden muss. Das Røde Wire­less PRO hinterlässt einen guten ersten Eindruck. Besonders hervorzuheben sind die hervorragende Verarbeitungsqualität und eine moderne Optik.

Die Funktionsweise des Røde Wireless PRO

Das Røde Wireless PRO ist ein kompaktes, digitales Drahtlos-Mikrofonsystem, bei dem beide Sender mit einem Miniatur-Kondensatormikrofon samt Kugelcharakteristik ausgestattet sind. Diese decken einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz ab. Mit gerade einmal 35 g sind sie zudem sehr leicht und fallen kaum ins Gewicht.

Features für Filmer

Der Empfänger (RX), dessen Klemmclip sich problemlos in den Blitzschuh schieben lässt, ist mit einem 3,5 mm TRRS-Klinke Analogausgang (zweikanalig) ausgestattet. Anwender können entscheiden, ob sie ihre Kamera analog oder digital mit dem Audiosignal versorgen. Letzteres setzt jedoch ein Kameramodell voraus, das USB-Audio unterstützt.

Da sich der Empfänger mit vielen verschiedenen Geräten verbinden lässt, hat Røde ihm auch einige Gain-Modi spendiert. „Manual“ ist der Default-Modus, der eine Levelanpassung in 3dB-Schritten zulässt. Besonders interessant ist der Modus „Camera Preset“. Hier lassen sich speziell für verschiedene Kameramodelle entwickelte Profile von Herstellern wie Panasonic, Sony, Canon und Nikon laden. Über „Headphones“ kann der analoge Ausgang zum Abhören der Mikrofonsignale genutzt werden. In diesem Fall muss die Aufnahme jedoch über den USB-C-Ausgang oder die integrierte Aufnahmefunktion der Sender erfolgen. Übrigens: Das Wire­less PRO verfügt über einen leistungsfähigen Kopfhörerverstärker mit ausreichender Ausgangsleistung – auch für hochohmige Kopfhörer, die eine hohe Lautstärke benötigen.

Das Profil „Headset“ erlaubt eine zusätzliche Aufnahme eines weiteren (Headset-)Mikros. In der Routing-Sektion der Røde Central App können Sie dann weitere Einstellungen treffen und beispielsweise via „Split“ das Audio der Sender auf den linken und das Audio des Headsets auf den rechten Kanal lenken.

Außerdem erzeugt das System, wenn gewünscht, während der Aufnahme automatisch Timecode. Das Røde Wire­less PRO nutzt den SMPTE-Timecode-Standard mit LTC-Codierung. Der Wireless PRO-Empfänger fungiert als Quelle. Das bedeutet, dass der Timecode erzeugt und von beispielsweise Kameras und Audiorecordern empfangen werden kann. Die Timecode-Informationen werden als Audiosignal ausgegeben. Wenn die genutzte Kamera Timecode akzeptiert, zeichnet sie die Daten direkt in die Videodateien auf. Wenn nicht, kann das Timecode-Audiosignal wie ein Mikrofon in den Mikrofon- oder Aux-Eingang der Kamera eingespeist werden und wird später in einer Bearbeitungssoftware als Timecode erkannt. Der Empfänger sendet den Timecode automatisch an die Sender. Er muss dann auch auf der Kamera aufgezeichnet werden, damit die Videodateien ebenfalls über die Synchronisationsinformationen verfügen.

Das Røde Wireless PRO nutzt eine digitale 2,4-GHz-Übertragung der Serie IV samt eines eigens entwickelten Codex mit 128-Bit-Verschlüsselung. Diese ist anmeldefrei und nicht mit weiteren Kosten verbunden. Eine Übertragungsreichweite von 260 Metern ist im freien Feld möglich und konnte von mir im Test bestätigt werden. Die lange Akkulaufzeit von rund sieben Stunden ist ein weiteres tolles Feature, das dieses System zum perfekten Begleiter für mobile Anwendungen macht. Und wenn unterwegs doch mal der Saft ausgeht, kann das Røde Wireless PRO ganz einfach über eine Powerbank geladen werden.

Røde Central

Das Røde Wireless PRO ist mit vielen vom Hersteller bereitgestellten Softwareanwendungen wie Røde Connect, Røde X und Røde Capture kompatibel. Ich möchte in diesem Artikel auf Røde Central genauer eingehen, da hier alle Einstellungen getroffen werden können.

Über Røde Central kann das System an jedem kompatiblen Windows- und Apple-Rechner sowie am Smartphone eingestellt werden. Auch Firmwareupdates sind so möglich. Bevor Einstellungen getroffen werden, sollte die aktuelle Version der Software installiert sein. Dank des Ladecases können alle Module des Systems gleichzeitig via USB verbunden werden. Die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich aufgebaut. Über den Empfänger lässt sich das Routing zwischen Merged (zusammengefasst) oder Split (Links/Rechts) umschalten. So können beispielsweise die Sender auf je einem Kanal aufgezeichnet werden, was die Nachbearbeitung erleichtert. Auch der Safety-Mode lässt sich hier aktivieren. So gibt das Wireless PRO einen zweiten Audiokanal aus, der um zehn dB leiser ist als der Hauptkanal. Dies ist nützlich für den Fall, dass ein Quellsignal unerwartet sehr laut und die Aufnahme so unbrauchbar wird. Dieser zweite Kanal liefert einfach gesagt ein leiseres Back-up der Aufnahme. Ist der Modus aktiviert, werden alle Eingangssignale auf dem linken Kanal zusammengeführt und der Sicherheitskanal auf dem rechten Kanal ausgegeben.

Zudem können über Røde Central die Gain-Modi ausgewählt und der Ausgangspegel beziehungsweise der Kopfhörerverstärker eingestellt werden. Hier können Sie außerdem den sogenannten GainAssist für die Mikrofone aktivieren und die verschiedenen Modi einstellen – doch dazu mehr im Praxisteil. Auch die Intensität der LEDs, die Belegung des Ø-Buttons und die Settings für den Timecode können Sie über die Software ganz bequem anpassen.

Beide Sender sind mit einem Miniatur-Kondensatormikrofon samt Kugelcharakteristik ausgestattet.

Kommen wir zu den Sendern. Um die Einstellungen aufzurufen, ist ein Klick auf ein kleines Zahnrad neben dem Akkufüllstand notwendig. Beide Sender haben einen eigenen Speicher verbaut, der, je nach Einstellung, bis zu 44 Stunden Audio beherbergen kann. So können die Module beispielsweise auch als Fieldrecorder genutzt und die Aufnahmen später über die App exportiert werden. Zudem sind Aufnahmen mit 32-Bit Float Audio möglich, was für einen großen Dynamikumfang sorgt. Wenn also Verzerrungen nicht mutwillig durch Überschreiten des Grenzschalldruckpegels erzwungen werden, bekommen Anwender so eine stets einwandfreie Aufnahmequalität an die Hand – ohne Rauschen und ohne Clipping. Herrscht Zeitdruck bei einer Produktion, kann so auch ohne Soundcheck und händisches Aussteuern mit den Aufnahmen begonnen werden. Übrigens: Viele DAWs und Schnittprogramme unterstützen 32-Bit Float Audio. Der Ø-Taster lässt sich mit verschiedenen Funktionen belegen. So kann dieser als Mute- oder Marker-Button fungieren.

Übrigens: Das Røde Wireless PRO lässt sich auch problemlos mit dem RødeCaster Pro II oder dem RødeCaster Duo koppeln. So können Streams und Podcasts so umgesetzt werden, dass sich die Sprechenden im Raum bewegen können.

Røde Wireless PRO in der Praxis

Bei meinem Praxistest hat mir besonders die schnelle Verbindung der Sender mit dem Empfänger gefallen. In Sekundenschnelle sind beide Gerätschaften einsatzbereit. Für die Bedienung stehen am Empfänger drei und an den Sendern zwei Tasten zur Verfügung. Nach einer kurzen Einarbeitung können so die meisten Einstellungen direkt an den Geräten und ohne Computer oder Smartphone erfolgen. Das sehr gut aufgelöste Display am Empfänger zeigt immer genau an, was gerade verändert wird und gibt unter anderem Auskunft über die Akkuladestände und den Audiopegel.

Das sehr gut aufgelöste Display am Empfänger gibt unter anderem Auskunft über die Akkuladestände und den Audiopegel.

Kommen wir zu Rødes GainAssist-Technologie. Hierbei handelt es sich um ein technisches Helferlein, das über intelligente Algorithmen im Audioprozessor die Verstärkung des Mikrofons automatisch anpasst, um sicherzustellen, dass die Aufnahme einen gleichbleibenden Audiopegel hat. Zudem wird die Gefahr von Übersteuerungen reduziert. Das funktionierte im Praxistest erstaunlich gut.

Die Klangqualität der Mikros überzeugte mich und ich konnte sowohl über den Rechner als auch über meine Kamera sehr gute Ergebnisse erzielen, die sich perfekt für eine weitere Nachbearbeitung in der Postproduktion verwenden ließen, aber auch für sich sehr gut funktionierten.

Fazit

Das Røde Wireless PRO ist ein einfach zu bedienendes Wireless-System für Filmer, das durch eine tolle Audioqualität und eine stabile Verbindung überzeugt. Sprachaufnahmen zeigen sich natürlich und verständlich, während die Gain­Assist-Technologie für den richtigen Audiopegel sorgt. Dieses System ist sowohl für Profis und – nach einer kurzen Einarbeitung – auch für Einsteiger interessant. Auch das üppige Zubehörpaket samt praktischem Ladecase machen das Røde Wireless PRO zum perfekten Begleiter bei allerlei Filmaufnahmen.

Røde Wireless PRO

Typ Digitales Drahtlos-Mikrofonsystem
Hersteller Røde
Vertrieb https://hyperactive.de
Preis [UVP] 529,- €
Abmessungen 47 mm x 44 mm x 20 mm (B x T x H)
Gewicht 36 g

Technische Daten/Ausstattung

Übertragung 2,4 GHz Band
Reichweite 260 m (freie Sichtlinie)

Sender (TX)

Internes Mikrofon Miniatur-Kondensatorkapsel
Richtcharakteristik Kugel
Grenzschalldruckpegel 123,5 dB SPL (1 kHz @ 1 m)
Frequenzgang (internes Mikrofon) 20 Hz bis 20 kHz
Eingang (externes Mikrofon) 3,5 mm TRS (mono)
Digitalwandlung 24 Bit/48 kHz
Stromversorgung LiPo-Akku (bis zu 7 Stunden)

Empfänger (RX)

Analogausgang 3,5 mm TRRS-Klinke (zweikanalig)
Stromversorgung LiPo-Akku (bis zu 7 Stunden) oder USB
Kompatibilität Windows 10, macOS 10.15, Android 11, iOS 14
Lieferumfang
3,5 mm TRS-Spiralkabel SC2, USB-C auf Lightning-Kabel SC21S, USB-C auf USB-C-Kabel SC22, SuperSpeed USB-C auf USB-C-Kabel SC34, 3x Fellwindschutz (TX) und 2x Fellwindschutz (Lavalier II), 2x Lavalier II , Ladecase, Zubehör-Case, 2x MagClip GO

Besonderheiten

SMPTE Timecode Generator, 32-Bit Float Recording, GainAssist-Technologie zur Pegelautomatisierung, gebühren- und anmeldefreies 2,4-GHz-Band