Heißes Eisen
Die neue Samsung NX500 definiert einen neuen Standard für Systemkameras unter 1000 Euro. Kaum gab es bisher so viel Ausstattung und Sensorauflösung für so wenig Geld.
VON HANS-GÜNTHER BEER © ALLE FOTOS HANS-GÜNTHER BEER
Mit der NX1 setzte der koreanische Elektronikriese jüngst neue Maßstäbe für spiegellose Kameras, schuf quasi eine eigene Klasse: 28 Megapixel Auflösung, sehr schneller Autofokus, hohe Serienbildgeschwindigkeit und erstklassige Verarbeitung sind nur einige Eckpunkte. Für die brandneue NX500 bedienten sich die Samsung-Ingenieure der wichtigsten Ausstattungsdetails des großen Bruders, wie etwa dem 28 Megapixel APS-C-Sensor oder dem Autofokusmodul, steckten das Ganze in ein kompaktes Gehäuse, halbierten den Preis auf 750 Euro und komplettierten das Set mit einem Immer-drauf-Zoomobjektiv – das Ergebnis eine Mittelklasse-Kamera mit Oberklasse-Eigenschaften.

Das rückseitige Touchdisplay lässt sich um 45 Grad nach unten klappen. die Klappmechanik wirkt sehr stabil.
Verarbeitung und Haptik
Das kompakte Gehäuse aus hochwertigem Kunststoff mit dem Deckel aus gebürstetem Aluminium wirkt edel, sehr gut verarbeitet und vergleichsweise schwer. Charakteristisch ist der Griffwulst vorne rechts, der gemeinsam mit der Daumenstütze hinten und der griffigen Belederung für eine gute Haptik sorgt. Nimmt man die Kamera in die Hand, wirkt alles sofort vertraut und passend. Auslöser und Ein-Aus- Schalter sitzen gut erreichbar schräg vorne, alle anderen Bedienungselemente sind ebenfalls gut platziert und erreichbar. Die beiden Rändelräder zum Einstellen von Blende, Zeit, Menüfunktionen etc. gerieten zwar etwas klein, ragen aber genügend weit aus dem Gehäuse heraus, um sich zielsicher bedienen zu lassen.

Den Selfiemodus beherrscht die NX500 ebenfalls, denn das Display lässt sich um 180 Grad nach oben klappen.
Die Ausstattung
Die Rückseite der NX500 wird dominiert von dem nach oben in den Selfiemodus um 180 Grad klappbaren – nach unten sind es 45 Grad – 3-Zoll-OLEDTouch- Display mit einer Auflösung von 1.036.000 Bildpunkten. Dank der OLEDTechnik (organic light emitting diode, ein leuchtendes Dünnschichtbauelement aus organischen halbleitenden Materialien) besitzt das Display einen exzellenten Kontrast, liefert satte Farben und ist selbst bei hellem Umgebungslicht immer sehr gut ablesbar. Einen Sucher besitzt die NX500 nicht, dafür einen Sucherschuh, in den man das mitgelieferte Blitzgerät schieben kann. Neben dem Display finden sich insgesamt zehn Tasten inklusive des üblichen Bedienkreuzes. Die rot markierte, metallene Record-Taste für die Videofunktion sitzt an exponierter Stelle hinten oben rechts und zeigt ganz klar, die NX500 kann auch in Video – mit 4K-Auflösung. Auf der Oberseite ganz rechts wurde der gerändelte und in acht Positionen eindeutig rastende Programmdrehschalter eingebettet. Neben Programm-, Zeit- und Blendenautomatik und Manuell, einer Vollautomatik- sowie Smart-Funktion (für Panorama, Sonnenuntergang, Leuchtspuren, Wasserfall etc.) bietet er auch eine Custom- Stellung. Mit der lassen sich die gespeicherten individuellen Einstellungen der Kamera bei Bedarf abrufen. Man stellt sich zuerst eine beliebige Kamerakonfiguration ein, speichert diese unter einem frei wählbaren, per Display- Tastatur einzutippenden Namen und macht dann noch die Aufnahme eines „Coverbildes“ – das lässt sich mehrfach wiederholen.
- Die Oberseite der NX500 ist sehr aufgeräumt, das Verstellrad hinter dem Auslöser lässt sich gut greifen.
- Mit der IFN-Taste am Objektiv…
Besondere Bedeutung kommt der „Fn“-Taste zu, die ein Quick- beziehungsweise Smartmenü als Overlay mit Kacheln für die wichtigsten Einstellungen einblendet. Durch diese ausreichend groß dimensionierten Kacheln, lässt sich per Bedienkreuz und Einstellrädern navigieren oder, noch einfacher, per Fingertipp auf dem Touchdisplay, dessen Helligkeit sich übrigens um +- zwei Stufen anpassen lässt. Die jeweiligen Einstellwerte verändert man dann per Wischbewegung mit dem Finger – einfacher und intuitiver geht’s kaum. Die Informationsfülle auf dem Display lässt sich wie heute üblich verändern und reduzieren, unter anderem ist auf Wunsch eine Wasserwaage einblendbar. Nach einer Wischbewegung von oben nach unten, erscheint ein zusätzliches Infomenü, das über den Akkuzustand sowie die Speicherreserve der SD-Karte informiert und die Möglichkeit bietet, Bluetooth- und/ oder WLAN-Netzwerk einzuschalten. Ist dieses aktiviert, klinkt sich die NX500 in ein bestehendes WLAN-Netzwerk ein und anschließend lassen sich Fotos von der Speicherkarte per Email verschicken – das funktioniert tadellos. Alternativ baut die NX500 auch einen eigenen Hotspot auf und erlaubt es Smartphones (Android und iOS), sich mit der Kamera zwecks Fernsteuerung oder Bildtransfer zu verbinden. Eine Verbindung per NFC mit entsprechend ausgestatteten Smartphones ist ebenfalls möglich, alternativ dazu ist Bluetooth einsetzbar. An modernen Kommunikationsmöglichkeiten mangelt es der NX500 nun wirklich nicht. Erwähnenswert ist noch die iFNFunktionstaste auf dem mitgelieferten 16-50 mm F3.5 – 5.6 OIS Power Zoom.
- Die NX500 beherrscht auch 4K-Videoaufnahmen mit 24 Bildern pro Sekunde.
- Im Modus aktiver AF reagiert das Autofokus-Modul auf ein sich plötzlich bewegendes Motivdetail und führt selbstständig nach.
- Dem Fotografen stehen umfangreiche Belichtungsmodi zur Verfügung. Eine Besonderheit ist das Schärfe-Braketing.
- Als echtes Samsung-Produkt ist die NX500 mit allen derzeit üblichen Kommunikationsmöglichkeiten ausgestattet.
- Als Hilfe beim manuellen Fokussieren stellt die NX500 sowohl Fokuspeaking als auch eine bis zu 8-fache Vergrößerung zur Verfügung.
- Die NX kann bis zu zwölf Bemutzermodi verwalten, die sich über die Stellung C des Moduswahlrades abrufen lassen.
Ein Druck auf die Taste lässt eine imaginäres Einstellrad im Display oder Sucher erscheinen, mit dessen Hilfe sich eine Vielzahl von Werten wie Blende, Belichtungskorrektur etc. im Schnellzugriff einstellen lassen. Alles in allem bietet die NX500 durch die clevere Kombination von mechanischen Tasten und umfangreichen, größtenteils selbsterklärenden Bedienmöglichkeiten per Touchscreen das in ihrer Klasse derzeit wohl cleverste Bedienkonzept. Erfreulich ist auch das gut gemachte und übersichtliche Handbuch. In Sachen Anschlüsse liefert die NX500 lediglich Standardkost: USB 2.0 und Mini-HDMI, Kopfhörer oder ein Mikrofon lassen sich nicht anschließen, professionelle Videoaufnahmen sind damit kaum machbar. Abdichtungen gegen Spritzwasser und Staub besitzt die NX500 ebenfalls nicht, das bleibt ebenfalls der NX1 vorbehalten.
- Mit der IFN-Taste am Objektiv…
- …lässt sich eine weitere Möglichkeit, wichtige Parameter einzustellen, im Display einblenden.
Verschluss, Blitz- und Videofunktionen
Allerdings verfügt sie über einen in dieser Klasse sehr schnellen Verschluss, mit einer kürzesten Belichtungszeit von 1/6000 Sekunde. Die Serienbildgeschwindigkeit mit maximal 8 Bildern pro Sekunde kann sich ebenfalls sehen lassen. Der interne Speicher ist aber etwas limitiert. Nach zirka sechs Aufnahmen im RAW-Format drosselt die Kamera das Tempo deutlich, bis die Aufnahmen auf die SD-Karte weggespeichert sind – bei JPEG sind 40 möglich. Eine Besonderheit ist das „Burst-Signal“. Mit diesem etwas missverständlichen Begriff ist die schnelle Aufnahmefolge von 30 Bildern pro Sekunde mit Hilfe des elektronischen Verschlusses gemeint. Von der NX1 hat die NX500 auch die Möglichkeit geerbt, 4K-Videoaufnahmen mit 24 Bildern/s aufzuzeichnen, HD-Aufnahmen sind mit 50 Bildern/s möglich. Individuell programmierbare Intervall-Aufnahmen beherrscht die NX500 selbstverständlich ebenfalls. Allerdings sind die Aufnahmezeiten wegen des kleinen Akkus begrenzt, mehr als 60 Minuten Videoaufnahmen sind mit einer Ladung kaum drin. Der mitgelieferte Li-Ion-Akku besitzt eine Kapazität von 1.130 mAh und erlaubt im Normalbetrieb gut 200 bis 300 Fotos. Ein oder zwei Ersatzakkus sind bei ausgiebigen Fototouren Pflicht. Allerdings lassen sich diese nur im Kameragehäuse per USB-Kabel aufladen. Die NX500 kann mit Hilfe des mitgelieferten Miniblitzgerätes (Leitzahl 8) einzelne oder mehrere Gruppen von externen Blitzgeräten im Master-Slave-Betrieb steuern – ein nicht nur unter professionellen Fotografen immer beliebteres Feature. Der Miniblitz kann auf der Kamera verbleiben und wird durch Hochklappen eingeschaltet. An Blitzfunktionen bietet die NX500 das übliche Arsenal wie Belichten auf den 1. und 2. Verschlussvorhang, rote Augen-Reduzierung und vieles mehr.
- Bei ISO 200 zeigt die NX500 erwartungsgemäß ein völlig ruhiges, knackscharfes Bild. Alle vier Bildausschnitte sind auf 200 Prozent vergrößert.
- Selbst bei ISO 1600 zeigt die NX500 in RAW-Aufnahmen kaum Farbrauschen.
- Erst bei ISO 3200 tritt Farbrauschen etwas deutlicher hervor, hält sich aber noch sehr im Rahmen.
- Erst ab ISO 6400 ist Farbrauschen ein echtes Thema. Gute RAW-Konverter können es aber deutlich reduzieren.
Der Autofokus in der Praxis
Das Autofokus-Modul hat die NX500 neben dem Bildsensor ebenfalls vom großen Bruder übernommen und damit auch dessen Leistungsfähigkeit. Dank seiner aufwändigen Hybrid-Technik (Phasendetektion und Kontrastmessung) reagiert die Kamera sehr schnell und packt auch im Continuous-Autofokus blitzschnell zu und krallt sich, sobald man ihn auf „Multi-AF“ eingestellt hat, an sich bewegende Bilddetails. Fast die gesamte Bild- beziehungsweise Sensorfläche ist mit Fokuspunkten übersäht, 205 sind für die Phasendetektion und 209, davon 151 besonders empfindliche Kreuzsensoren, sind für die Kontrastmessung zuständig. Im Modus „Auswahl AF“ lässt sich Fokusfeld nicht nur in der Größe anpassen, sondern auch beliebig beispielsweise per Fingerwisch positionieren. Der schnelle Autofokus bewährt sich auch im Videomodus der NX500. Auch bei wenig Licht arbeitet der Autofokus zuverlässig. Fürs manuelle Scharfeinstellen offeriert die NX500 darüber hinaus jede Menge Unterstützung wie Fokuspeaking oder fünf- beziehungsweise achtfache Vergrößerung des Motivs auf dem Display. Nette Gimmicks wie die Blinzelautomatik – die Kamera wiederholt ein Porträt, sollte das Motiv blinzeln – oder die SAS-Funktion – die Kamera löst selbstständig, Ereignis- bezogen aus – bieten immer wieder neue Möglichkeiten.

Akku und SD-Karte kommen ins Untergeschoss. Der Stativanschluss liegt auf der optischen Achse, ein montierter Stativadapter würde die Klappe nicht blockieren.
Bildsensensor und Bildqualität
Dank des hervorragenden APS-C-Sensors in BSI-Technik (siehe auch Test der NX1 in Ausgabe 3/2015) liefert die NX500 eine Auflösung von 28 Megapixeln bei guter Dynamik von 11 Blenden. Da die Kamera im JPEG-Modus ab 800 ISO Details ein wenig zukleistert, empfiehlt es sich, bei hohen Ansprüchen (zusätzlich) unbedingt im RAW-Format zu fotografieren. Entwickelt in Lightroom 6 sind rauscharme Aufnahmen mit sehr gutem Mikrokontrast bis 3200 ISO möglich. Bis zu einer Empfindlichkeit von ISO 1.600 ist weder Luminanz- noch Farbrauschen ein Thema. Deutlicheres Farbrauschen wird erst ab ISO 6.400 ein Thema und nimmt erst ab ISO 12.800 extrem zu. Kurzum: Für eine APS-C-Kamera bietet die NX500 eine exzellente Auflösung, eine durchweg gute bis hervorragende Dynamik bis ISO 3.200 und erfreulich geringes Rauschen.
Fazit
Mit der NX500 hat Samsung ein heißes Eisen im Portfolio. Die Kamera ist vorzüglich ausgestattet, lässt sich gut bedienen, bietet eine hervorragende Bildqualität und einen sensationell akkuraten Autofokus. Selbst mit dem Kit-Objektiv macht die Kamera eine gute Figur, läuft aber erst mit den Edellinsen zu Top-Form auf. So erfüllt die NX500 in vieler Hinsicht professionelle Ansprüche.
Samsung NX500
Hersteller Samsung Electronics GmbH
Vertrieb Samsung Electronics GmbH, Am Kronberger Hang 6, 65824 Schwalbach/Ts., www.samsung.de
Preis [UVP] mit 16 – 50 mm F3.5 – 5.6 OIS Power Zoom 749 €
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse Kunststoff und Metall
Objektivbajonett/Objektiv fest eingebaut Samsung NX-Bajonett/-
Sensortyp BSI-CMOS
Sensorauflösung/Bildgröße 28,2 Megapixel/23,5 x 15,7 mm (APS-C)
Cropfaktor gegenüber Kleinbildformat 1,5
Bildformate RAW/JPEG
Bildgröße RAW/JPEG: maximal 6.480 x 4.320 Bildpunkte
Bildstabilisator Lensshift (mit Objektiven mit OIS)
Sensorreinigung Ultraschallfilter
Sucher/Auflösung –
Bildschirm/Auflösung/klappbar/schwenkbar 3-Zoll/1.036.000 Pixel/•/-
Touchscreen Super AMOLED mit Touchscreen
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/Manuel P/P/P/P
Motivprogramme 12 (inkl Panorama, Mehrfachbelichtungen etc.)
Belichtungsmessung Mehrfeld/Integral/Spot P/P/P
Messbereich Mehrfeld, Mittenbetont, Spot, 0-18 LW
Belichtungskorrektur P, +-5 LW (Video +- 3 LW)
Weißabgleich: Auto/manuell/Presets/Reihen P/P/P/P
ISO-Empfindlichkeit ISO 100-25.600
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 1/4-1/6.000s/1/200s (30s-1/6000s manuell)
Aufnahmebetriebsarten S, CN, CH, Burst (bis 30 fps), Selbstauslöser
Selbstauslöser P (2s bis 30s)
Intervalltimer P
Fokussiersystem Hybrid-Autofokus (Phasendetektion und Kontrastmessung)
Fokuspunkte 205 Punkte Phasen, 209 Punkte Kontrast
Fokusmodi Einzelautofokus, kontinuierlicher Autofokus, manueller Fokus, Touch & AF Auslösung
Fokussierhilfen Fokuspeaking, MF-Hilfe 5-, 8-fache Vergrößerung
AF-Bereich EV -4 – 20 (mit Kontrastautofokus)
AF-Hilfslicht P
Gesichterkennung P
Maximale Bildsequenz 9 Bilder/s
eingebauter Blitz Blitz mit Leitzahl 8 (ISO 100)
Blitzbelichtungskorrektur +- 2 EV
Blitzmodi 1. und 2. Verschlussvorhang, Rote Augen, HSS
Externe Blitz steuerbar Master-/Slave-Modus P/P
Livebild/mit Autofokus P/P
Wasserwaage P
Schnittstellen USB 2.0, HDMI
Speicherkarten SD (SDHC-, SDXC-, UHS-I-kompatibel)
WLAN/NFC/Bluetooth P/P/P (PC- oder Smartphone-Connectivity)
Videofunktion P
Videoformat (Kompression) MP4, AVI (HEVC, MJPEG)
bestmögliche Videoqualität 4k 24 fps, Full HD bis 50 fps
Tonaufnahme AAC, Linear PCA
Abmessungen (BxHxT) 120 x 64 x 43 mm
Gewicht 360 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten
i-Funktion, Funktionstaste am Objektiv 16-55 mm OIS, E-Mail-Funktion, Benutzer definierter Modus speicherbar, SAS-Modus
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