Mit dem AF 50mm F1.4 FE II hat Samyang seiner Standard-Festbrennweite für Sony E-Mount einen Fleinschliff verpasst. Aber lohnt sich das Update? Wir haben das Objektiv ausführlich für Sie getestet.

von Benjamin Lemm

© Fotos Benjamin Lemm

50 mm ist die Festbrennweite, die wohl den meisten Anfängern als allererstes empfohlen wird, weil man mit diesem Brennweitenbereich so viel anfangen kann und er zudem ungefähr dem menschlichen Blickfeld entspricht. Nicht umsonst nennt man es auch das „Nifty Fifty“ – also das geschickte Fünfziger. Ob für Landschaften, Porträts oder Street-Fotografie: Ein 50-mm-Objektiv ist extrem vielseitig und dazu meistens auch noch relativ kompakt (und preisgünstig!). Deswegen gehört das 50mm zumindest mit Blende f/1.8 zum Standardrepertoire eines jeden Objektivherstellers und darf in keiner Fotografie-Ausrüstung fehlen.

Samyang hat im Jahr 2022 sein AF 50mm F1.4 FE aus dem Jahr 2016 neu aufgelegt und die Versäumnisse der ersten Version größtenteils ausgemerzt. Dabei war das Objektiv schon damals recht ordentlich, hatte aber eben auch seine Limitationen. Gerade der Autofokus der ersten Version war eher langsam und verursachte vor allen Dingen jede Menge „Lärm“. Zudem verfügte das Objektiv in seiner Ursprungsversion über keinerlei Knöpfe und hatte in Sachen Bildqualität noch viel Luft nach oben – alles Dinge, die der Nachfolger besser macht, wie wir sehen werden. Erhältlich ist das Samyang AF 50mm F1.4 FE II seit Dezember 2021 für eine UVP von 699 Euro.

Der Objektiv-Body glänzt durch tadellose Verarbeitung und ein schlichtes und dennoch schickes Design bei sehr geringem Gewicht.

Verarbeitung und Haptik

Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist das Objektiv nicht aus schwerem Metall, sondern aus hochwertigem Aluminium gefertigt. Mit Maßen von 88,9 x 80,1 Millimetern und einem Gewicht von 420 Gramm ist es zudem ziemlich leicht und kompakt. Zum Vergleich: Die erste Version brachte immerhin 540 Gramm auf die Wage.

Trotz der weniger massiven Bauweise macht das Objektiv einen sehr hochwertigen Eindruck, ist sauber verarbeitet und liegt satt und sicher am Objektivbajonett an. Der breite Fokusring ist schön griffig und läuft sämig und weich, ohne zu leichtgängig zu sein. Die Gegenlichtblende ist relativ einfach gehalten, sitzt aber sauber am Objektiv, ohne zu wackeln.

Der Focus-Halte-Button und der Custom Switch stellen ein tolles Update zur Vorgängerversion dar und erwiesen sich im Fotografiealltag als praktische Ergänzung.

Blick auf die Konkurrenz

Hinsichtlich des Objektivaufbaus lohnt sich auch ein Blick auf die Konkurrenz: 50-mm-Autofokusobjektive für Sony E-Mount Vollformat mit Blende f/1.4 gibt es neben Samyang nur zwei annähernd vergleichbare Exemplare:

Da wäre zunächst das Sony-eigene Planar T* FE 50mm F1.4 ZA zu nennen, das mit einer UVP von 1.499 Euro mehr als doppelt so viel kostet wie das Samyang und mit Maßen von 83,5 x 108 Millimetern und einem Gewicht von 778 Gramm größer und vor allem wesentlich schwerer ist.

Das SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art hingegen ist mit einer UVP von 849 Euro zumindest in einer ähnlichen Preiskategorie unterwegs wie das Samyang, mit Maßen von 85,4 x 125,9 Millimetern und einem Gewicht von 910 Gramm (!) aber ungleich größer und schwerer.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch das Sony FE 50mm F1.2 GM erwähnt. Im Vergleich zu den besagten Objektiven bietet es noch ein wenig mehr Lichtstärke, schwebt aber bei einer UVP von 2.299 Euro in ganz anderen Sphären und erscheint uns deshalb für diesen Vergleich weniger relevant. Auch dieses Objektiv ist im Übrigen mit Maßen von 108 x 87 Millimetern und einem Gewicht von 778 Gramm größer und schwerer als das Samyang.

Die Gegenüberstellung lässt schnell erkennen, in welche Nische Samyang mit seinem AF 50mm F1.4 FE II sticht: Das Objektiv soll eine preisgünstige und kompakte Alternative bieten und gleichzeitig ein Maximum an Bildqualität aus dem kleinen Objektivaufbau schöpfen. Ob das gelingt, zeigt sich im weiteren Verlauf des Tests.

Das Vorgängermodell (links) im direkten Vergleich zum aktuellen AF 50mm F1.4 FE II (rechts): Die neue Version ist noch einmal ein wenig kleiner und ganze 120 Gramm leichter.

Ausstattung

Das Objektiv vereint elf Linsen in acht Gruppen bei Innenfokussierung, die Naheinstellgrenze beträgt 40 cm und die Filtergröße liegt bei 72 mm. Zur Ausstattung des 50-mm-Objektivs gehört nun außerdem der von anderen Samyang Objektiven bekannte Custom Switch, der es erlaubt, den Fokusring auch zur Regulierung der Blende zu verwenden – eine sehr praktische Funktion. Dieser kann mithilfe der Samyang Lense-Station (nicht im Lieferumfang enthalten) in seiner Funktion den eigenen Wünschen angepasst werden. Auch Firmware-Updates für das Objektiv lassen sich über diese Lense-Station realisieren.

Ebenfalls eine praktische Ergänzung ist der neue Fokus-Halte-Button, der, wenn er gedrückt wird, dafür sorgt, dass der Fokus sich nicht mehr verschiebt. Auch dieser Button lässt sich in seiner Funktion wie ein Sony Objektiv über die Kamera anpassen. Außerdem beinhaltet der Objektiv­aufbau ein „Weathersealing“, ist also umfassend gegen Spritzwasser und Staub geschützt – ebenfalls eine Eigenschaft, über die der Vorgänger nicht verfügte.

Die kleinste Blende beträgt f/16 und erlaubt zumindest leicht ausgeprägte Sonnensterne. Zu erwähnen sei außerdem das nur geringfügige Fokus-Breathing des Objektivs, das es zusätzlich für die Videografie qualifiziert.

Über eine optische Stabilisation verfügt das Objektiv übrigens nicht, was bei den hervorragenden kamerainternen Stabilisationssystemen, die es heutzutage gibt, kein Problem darstellen dürfte und in unserer Testphase zu keiner Zeit negativ auffiel.

Als Modell musste hier das Denkmal des deutschen Automobilrennfahrers Rudolf Caracciola herhalten.

Autofokus

Beim Fokusmotor handelt es sich um einen Linear Stepper Motor (LSTM), der sehr leise, aber nicht vollkommen geräuschfrei agiert und damit ein wirkliches Upgrade zum sehr lauten Autofokus des Vorgängers darstellt. Auch fokussiert der Autofokus wesentlich schneller, vollführt aber gleichzeitig keine Geschwindigkeitswunder. Das allerdings erwartet wohl auch niemand von einem 50-mm-Objektiv. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass man hier auf den schnelleren DLSM (Dual Linear Supersonic Motor) verzichtet hat, der beispielweise im Samyang AF 85mm F1.4 FE verbaut ist.

Insgesamt agiert der Autofokus des Samyang AF 50mm F1.4 FE II sehr schnell und präzise und sollte für die meisten Anwendungsgebiete außer vielleicht für schnelle Sportfotografie vollkommen ausreichen. In unserem Test fiel er jedenfalls zu keiner Zeit negativ auf und produzierte nur geringfügigen Ausschuss bei beweglichen Motiven.

Blick vom westlichen Rheinufer in Remagen auf die Erpeler Ley. Auch in Sachen Landschaftsfotografie macht das Samyang einen exzellenten Job, wie man hier sieht.

Die Bildqualität

Chromatische Aberration und Verzeichnung
Bei Offenblende zeigt das Objektiv leichte chromatische Aberrationen, die sich beim Abblenden zunehmend reduzieren, aber nie gänzlich verschwinden. Zudem weist es eine kaum wahrnehmbare, kissenförmige Verzeichnung auf.

Vignettierung
Das Objektiv weist bei Offenblende f/1.4 eine starke Vignettierung auf, die erst bei f/4 gänzlich verschwindet, sich aber problemlos nachträglich korrigieren lässt.

Bokeh
Das Bokeh des Samyang AF 50mm F1.4 FE II ist gerade bei Offenblende angenehm weich und gleichmäßig; Spitzlichter stellt es zum Rand hin leicht katzenaugenförmig dar, dafür weisen sie keinen wahrnehmbaren Onion-Ring-Effekt auf.

Schärfe
Das Objektiv ist in der Mitte schon bei Offenblende f/1.4 sehr scharf und verliert erst ab Blende f/8 ein wenig an Schärfe, liegt bei der kleinsten Blende f/16 aber immer noch in einem guten Bereich. Zum Rand hin schwächelt das Objektiv gerade bei Offenblende etwas, liefert ab Blende f/2.8 aber eine sehr gute Performance, die bei f/5.6 ihren Höhepunkt findet und anschließend wieder etwas abflacht. Insgesamt zeigt sich hier eine deutliche Steigerung zum Vorgängermodell. An die brillante Performance eines Sony FE 50mm F1.2 GM, das in Sachen Schärfe beinahe perfekt ist, kommt es allerdings nicht heran.

In der Praxis produzierte das Objektiv durchgehend exzellente Ergebnisse, in der Bildbetrachtung fiel die Schärfe-Performance zu keiner Zeit negativ auf. Alles in allem sollte die Schärfe des Samyang AF 50mm F1.4 FE II den allermeisten Anwendern mehr als genügen. Der Schärfeabfall zu den Rändern hin mag für den ein oder anderen Fotografen (Stichwort Porträtfotografie) sogar begrüßenswert sein.

Ein Lampion an einem asiatischen Restaurant. Das ist das Schöne an einer 50-mm-Festbrennweite: Details wie dieses lassen sich ebenso gut einfangen wie großflächige Landschaften.

Fazit

Das Samyang AF 50mm F1.4 FE II ist ein rundum gelungenes Update zu seinem Vorgänger und kann sich auch mit der direkten Konkurrenz messen. Die leichte und kompakte Bauweise, die tolle Bildqualität und ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis machen es zum neuen Go-to-Standardobjektiv für Sony Fotografen. Samyang beweist einmal mehr, dass sie Objektive auf exzellentem Niveau produzieren können und hat uns zum wiederholten Male mit einem tollen Produkt überzeugt – klare Kaufempfehlung!

Technische Daten/Ausstattung

Hersteller Samyang Optics
Vertrieb www.walser.de
Preis [UVP] 699 €
Objektivtyp Festbrennweite
Objektivbajonett Sony E-Mount
Brennweite, Lichtst. 50mm, f/1.4
Linsengruppen & Elemente 8 – 11
kleinste Blende f/16
abgedichtetes Bajonett
spritzwassergeschützt
Autofokus
Bildstabilisator
Naheinstellgrenze 40 cm
Blendenlamellen 9
Filterdurchmesser 72 mm
Gegenlichtblende
Objektivtasche
Abmessungen (Ø x H) 88,9 mm x 80,1 mm
Gewicht 420 g

Testergebnisse (max. 10 Punkte)

geom. Verzeichnungen 9,5
chrom. Aberration 8
Vignettierung 7,5
Bokeh 8,5
Schärfe 9