Samyang hat 2022 auch seine 85-mm-Festbrennweite überarbeitet und bleibt einmal mehr seiner Linie treu: leichte, kompakte und gleichzeitig hochwertige Objektive mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis zu bauen.
von Benjamin Lemm © Fotos Benjamin Lemm
2022 ist für Samyang das Jahr der Upgrades. Nach dem 35mm und dem 50mm legt der südkoreanische Objektivhersteller nun auch seine 85-mm-Festbrennweite neu auf. Das AF 85mm F1.4 FE II (UVP 799 Euro) hat dabei vor allem eines im Sinn: noch kompakter, hochwertiger und konkurrenzfähiger zu sein als sein Vorgängermodell. Wir haben das Objektiv ausführlich für Sie an der Sony A7 RII getestet.
Verarbeitung und Haptik
Das Objektiv überzeugt schon auf den ersten Blick durch sein hochwertiges Erscheinungsbild und die exzellente Verarbeitung. Dabei sieht es dem in Ausgabe 6/2022 von uns getesteten Samyang AF 135mm F1.8 FE recht ähnlich und unterscheidet sich von diesem rein äußerlich nur durch die kompakteren Maße von 99,5 x 83 mm bei einem Gewicht von 509 g. Wie bei fast allen neueren Samyang-Objektiven verzichtet der Hersteller hier auf schwerere Metalle und verwendet hauptsächlich Aluminium und hochwertige Kunststoffe, was den sehr positiven Eindruck nicht schmälert. Das Objektiv liegt satt und sicher am Objektivbajonett an. Der breite, gummierte Fokusring ist griffig und läuft sämig und weich, ohne zu leichtgängig zu sein. Die Gegenlichtblende aus Plastik ist relativ einfach gehalten, sitzt aber ebenfalls gut und sicher ohne zu wackeln und sorgt für einen umfassenden Schutz vor Lense-Flares sowie eventuellen Regentropfen auf der Frontlinse.

Diese Gänse ließen sich mit der Brennweite von 85 mm in gebührendem Abstand ablichten.
Ausstattung
Das Objektiv vereint elf Linsen in acht Gruppen bei Innenfokussierung und einer Naheinstellgrenze von 85 cm. Die Filtergröße beträgt 72 mm. Weiterhin ist es durch sieben Gummilippen umfassend gegen Spritzwasser und Staub geschützt, was das Objektiv laut Hersteller auch für den Einsatz bei Regen, Schnee- oder Sandtreiben befähigen soll.
Zur Ausstattung des 85-mm-Objektivs gehört außerdem auch hier der von anderen Samyang-Objektiven bereits bekannte Custom-Switch, durch dessen Betätigung sich der Fokusring auch zur Regulierung der Blende nutzen lässt – ein Feature, das wir in der Praxis immer wieder gerne verwenden, da sich die Blende so sehr viel intuitiver und angenehmer verstellen lässt, als über das entsprechende Rad an der Kamera. Dieser Custom-Switch kann mithilfe der Samyang Lense-Station (nicht im Lieferumfang enthalten) in seiner Funktion angepasst werden und auch Firmware-Updates lassen sich über diese realisieren.
Ein Fokus-Halte-Button sorgt dafür, dass sich der Fokus nicht mehr verschiebt, solange er gedrückt wird. Auch dieser Button lässt sich in seiner Funktion wie ein Sony-eigenes Objektiv über die Kamera anpassen. Im Gegensatz zu seinem „großen Bruder“, dem Samyang AF 135mm F1.8 FE, verfügt das Objektiv übrigens nicht über einen Fokus Range Limiter zur Optimierung der Autofokus-Performance in einem bestimmten Fokussierbereich. Einen solchen braucht es bei einer Brennweite von 85mm in der Regel aber auch nicht.
Die kleinste Blende des Objektivs beträgt F16. Über eine optische Stabilisierung verfügt das Objektiv nicht, was bei den hervorragenden kamerainternen Stabilisationssystemen, die es heutzutage gibt, kein Problem darstellen dürfte und nur dann wirklich ins Gewicht fällt, wenn Sie an Ihrer Kamera keinen IBIS haben. In unserer Testphase an der Sony A7 RII jedenfalls fiel dies zu keiner Zeit negativ auf.

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Autofokus
Beim Fokusmotor des Samyang AF 85mm F1.4 FE II handelt es sich um einen Linear Stepper Motor (LSTM), der geräuschlos agiert und dafür sorgt, dass sich auch schnell bewegliche Objekte zügig und zielsicher einfangen lassen – besonders praktisch für die Porträtfotografie in Bewegung. Selbst wenn Objekte sich mit hoher Geschwindigkeit auf die Kamera zu oder von ihr weg bewegen – wie beispielsweise Fahrradfahrer oder Autos –, hält der Fokusmotor mühelos mit, sodass sich das Objektiv auch für die Fotografie von sportlichen Aktivitäten eignet. In Sachen Autofokus weiß das Objektiv also auf jeden Fall zu überzeugen.
Die Bildqualität
Chromatische Aberration und Verzeichnung
Bei Offenblende weist das Objektiv leichte chromatische Aberrationen auf, die bei einmaligem Abblenden gänzlich verschwinden. Eine Verzeichnung ist unterdessen nicht zu erkennen.
Schärfe
Das Objektiv ist in der Mitte schon bei Offenblende F1.4 überragend scharf, hält diese Schärfe bis f/8 und lässt bei weiterem Abblenden etwas nach. Zum Rand hin ist das Objektiv etwas schwächer, erzielt aber immer noch sehr gute Werte. Insgesamt handelt es sich auch hier um ein wirklich scharfes Objektiv, das in dieser Hinsicht selbst professionellen Ansprüchen genügen dürfte.
Bokeh
Das Bokeh des Objektivs ist etwas harscher und unruhiger als wir es zuletzt bei den anderen Objektiven von Samyang gesehen haben. Wer auf der Suche nach einem weichen, cremigen Bokeh ist, wird hier nicht unbedingt glücklich. Tatsächlich hat das Samyang 85mm F1.4 FE II etwas mehr „Charakter“, als man es heutzutage von neueren Objektiven gewohnt ist, was zu einem ganz eigenen Look führt. Ob Sie das nun positiv oder negativ finden, müssen Sie selbst entscheiden. Uns jedenfalls gefällt das Bokeh sehr, auch wenn die Spitzlichter zum Rand hin eine deutliche Katzenaugenform annehmen. Dafür sind sie jedoch vollkommen frei vom Onion-Ring-Effekt.
Vignette
Das Objektiv weist bei Offenblende f/1.4 eine sichtbare Vignette auf, die beim Abblenden Schritt für Schritt verschwindet, bis sie spätestens bei F4 nicht mehr sichtbar ist.

Das Objektiv übereugt schon auf den ersten Blick durch sein hochwertiges Erscheinungsbild und die exzellente Verarbeitung.
Blick auf die Konkurrenz
Um das Objektiv auch im Kontext der Mitbewerber zu betrachten, ein kurzer Blick auf die Konkurrenz. Zu nennen sind hier vor allem zwei weitere relevante Autofokus-Festbrennweiten mit 85mm und einer Blende von f/1.4 für Sony Vollformat E-Mount: das Sony-eigene FE SEL 85mm 1.4 GM (2.099 Euro UVP) und das SIGMA Art 85mm F1.4 DG HSM (1.249 Euro UVP). Beide Objektive sind von Haus aus deutlich teurer als das neue Samyang 85mm und mit 820 g (Sony) und 1245 g (SIGMA) im Vergleich zu 509 g sehr viel schwerer. Die Maße des SIGMA fallen außerdem sehr viel opulenter aus (94,7 mm x 152,2 mm) während sich das Samyang (83 mm x 99,5 mm) und das Sony (89,5 mm x 107,5 mm) hier nicht allzuviel nehmen. Insgesamt ist das Samyang also das kleinste, leichteste und vor allem preisgünstigste Objektiv dieser Kategorie – und das bei sehr ähnlicher optischer Performance.
Das Objektiv in der Praxis
85-mm-Objektive gehören neben dem 35mm und dem 50mm zum Standardrepertoire eines jeden Fotografen. In der Porträtfotografie, aber auch zum Beispiel in der Straßenfotografie oder Naturfotografie erfreut sich diese Brennweite großer Beliebtheit – wegen ihres gestauchten Looks und ihrer Stärke bei der Darstellung von Details. Auch deswegen haben wir das Objektiv unter anderem zu einem Trip in den Botanischen Garten in Bonn mitgenommen und waren durchaus zufrieden mit den Ergebnissen. Zwar ließen sich Blumen und Blüten durch den Mindestfokussierabstand von 85 cm nicht annähernd in einem Makrobereich fotografieren, die entstandenen Bilder können sich aufgrund des tollen Freistelleffektes bei Offenblende sowie des tollen Bokehs dennoch wirklich sehen lassen. Besonders viel Spaß machte es dabei, mit der geringen Schärfentiefe des Objektivs zu spielen. In der Bildbetrachtung waren wir mit den Ergebnissen mehr als zufrieden – dieses Objektiv lässt kaum Wünsche offen und sorgt für tolle, hochwertige Fotos.

Die Schärfentiefe des Samyang AF 85mm F1.4 FE II umfasst bei Offenblende nur wenige Zentimeter, sodass sich schön mit Schärfe und Unschärfe spielen lässt.
Fazit
Mit dem 85mm F1.4 FE II gelingt Samyang zum wiederholten Mal in diesem Jahr ein hervorragendes Objektiv mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Die hochwertige Verarbeitung in Kombination mit der herausragenden optischen Leistung und einem schnellen Autofokus bei kompakten Maßen macht es zum neuen Go-to-Objektiv im 85-mm-Bereich für Sony E-Mount, für das sich der mehr als faire Preis von 799 Euro (UVP) auch im Vergleich zur Konkurrenz auf jeden Fall lohnt. Klare Kaufempfehlung!
Allgemeines
Hersteller: Samyang Optics
Vertrieb: www.walser.de
Preis [UVP]: 799 €
Technische Daten/Ausstattung
Objektivtyp: Festbrennweite, Teleobjektiv
Objektivbajonett: Sony E-Mount
Brennweite, Lichtst.: 85mm, f/1.4
Linsengruppen und Elemente: 8 – 11
kleinste Blende: f/16
abgedichtetes Bajonett: •
spritzwassergeschützt: •
Autofokus: •
Bildstabilisator: –
Naheinstellgrenze: 85 cm
Blendenlamellen: 9
Filterdurchmesser: 72 mm
Gegenlichtblende: •
Objektivtasche: –
Abmessungen (Ø x H): 93mm x 99,5mm
Gewicht: 509g
Testergebnisse
geom. Verzeichnungen: 10 / 10
chrom, Aberration: 9 / 10
Vignettierung: 8,5 / 10
Bokeh: 9 / 10
Schärfe: 9,5 / 10
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