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Samyang hat das erste Objektiv seiner neuen Cinema-Reihe auf den Markt gebracht. Eine echte Neuheit, denn die Besonderheit der Cine-Objektive ist der Autofokus.

von Marcel Krüger

© Fotos Marcel Krüger, Samyang

Cine-Objektive bieten für Filmer viele Vorteile gegenüber Fotoobjektiven, zum Beispiel reduziertes Fokusbreathing, gleichbleibende Farbwiedergabe und ein aufeinander abgestimmter Objektivaufbau, der den Wechsel zwischen verschiedenen Brennweiten erleichtert. Der Nachteil: Oftmals sind sie ziemlich teuer. Wer hauptsächlich fotografiert und nur nebenbei filmt, überlegt sich gut, ob er nicht doch einfach bei seiner Fotoausrüstung bleibt und deren Nachteile in Kauf nimmt. Mit ihrer neuen V-AF-Reihe schlägt Samyang in diese Kerbe und will Cine-Objektive bezahlbar machen.

Mit dem V-AF 75mm (UVP: 629 Euro) erscheint das Erste von mehreren Cine-Objektiven dieser Reihe. Bis Ende 2023 folgen dann die Brennweiten 20mm, 24mm, 35mm und 45mm. Außergewöhnlich hierbei: Alle Objektive der Reihe verfügen über einen Autofokus. Wie für Cine-Optiken üblich, verfügen sie außerdem über gleiche Maße und das gleiche Gewicht. So spart man sich das Nachjustieren in Form eines Gimbals oder eines Follow-Fokusses bei einem Objektivwechsel – ein großer Vorteil beim Filmen! Außerdem sind die Objektive sowohl für Vollformat als auch für APS-C-Sensoren geeignet. Test und Fotos wurden mit einer Sony Alpha 7 Mark 3 gemacht.

Die an der Front und an der Seite verbauten Tally-Lampen signalisieren, wenn die Aufnahme läuft.

Verarbeitung und Haptik

Mit einem Gewicht von 280 Gramm und einer kompakten Größe von 73 x 70 mm ist das Objektiv sehr angenehm im Handling. Zu verdanken ist es dem Verzicht des Herstellers auf die Verarbeitung schwererer Metalle, wodurch sich das Objektiv sehr gut für den Einsatz mit einer Drohne eignet. Trotz der Kompaktheit macht es einen hochwertigen Eindruck. Insbesondere der gummierte Fokusring überzeugt mit seiner Griffigkeit und ist zudem angenehm in der Bedienung.

Ausstattung

Das Objektiv vereint zehn Linsen in neun Gruppen mit einer Naheinstellgrenze von 69 cm. Die Filtergröße beträgt 58 mm. Mittels eines Kippschalters lässt sich der Fokusring auch zur Regulierung der Blende verwenden. Ein gern gesehenes Feature, da sich die Blende so intuitiver verstellen lässt, als über das entsprechende Bedienungselement der Kamera.

Ein Fokus-Halte-Button sorgt dafür, dass sich der Fokus nicht mehr verschiebt, solange er gedrückt wird. Die an Front und Seite verbauten Tally-Lampen wechseln von Grün auf Rot, sobald die Aufnahme an der Kamera gestartet wird und signalisieren allen am Set, dass die Aufnahme läuft – schön!

Das Objektiv ist außerdem auch für das Filmen mit hoher 8K-Auflösung geeignet und in Sachen Farbwiedergabe auf die anderen Objektive der Reihe abgestimmt, sodass sich bei einem Objektivwechsel keine farblichen Unterschiede im Bild zeigen sollten, was die Postproduktion des Videomaterials erleichtert.

Auch für filmische Porträtaufnahmen eignet sich die Brennweite wunderbar.

Autofokus

Beim Fokusmotor des Samyang V-AF 75mm T1.9 FE handelt es sich um einen Linear-Stepper-Motor (LSTM). Dieser agiert geräuschlos und kann somit problemlos im „On“ genutzt werden. Der Autofokus ist sehr zielsicher und kommuniziert einwandfrei mit der Kamera. Ein leichtes Pumpen beim Ziehen der Schärfe – das sogenannte Fokus-Breathing – ist erkennbar, lässt sich aber verschmerzen.

Blende

Die Blendenöffnung wird, wie für Videoobjektive typisch, in „(T)“ und nicht in „(F)“ angegeben. (T) steht dabei für Transission. Anders als bei der Angabe in (F) wird hier nicht der Durchmesser der Blendenöffnung angegeben, sondern das tatsächlich am Sensor ankommende Licht gemessen. T1,9 entspricht ungefähr F1,8. Das Objektiv ist also sehr lichtstark. Es weist bei Offenblende (T1,9) eine Vignettierung auf, die bei T2,8 kaum noch zu erkennen ist und spätestens bei T4 gänzlich verschwunden ist. Chromatische Aberration bei Offenblende hält sich im Rahmen und schneidet in Relation zu ähnlich bepreisten Objektiven gut ab.

Ein Blick auf die Konkurrenz

Als erste Cine-Objektiv-Reihe mit Autofokus ist das Objektiv bzw. die Objektivreihe mehr oder weniger konkurrenzlos. Auch in puncto Kompaktheit findet sich schwer ein Pendant. Cine-Lenses mit geringem Gewicht und geringer Größe gibt es zwar, diese sind jedoch für Micro Four Thirds-Sensoren ausgelegt und nicht für Vollformat-Sensoren.

Das Objektiv in der Praxis

Da das Objektiv über keine eigene Stabilisierung verfügt, sollten Sie es in Kombination mit einer Kamera mit interner Stabilisierung nutzen, wenn Sie aus der Hand filmen. Bei einer Tele-Brennweite stößt man hier in Sachen gleichmäßiger und weicher Kamerabewegung dennoch auf seine Grenzen. Im Idealfall sollten Sie mit einem Stativ oder Gimbal arbeiten. Eine leicht in den Telebereich tendierende Optik sollte zum Repertoire eines jeden Filmemachers gehören. Durch Aufnahmen mit einem kleineren Bildwinkel und einem verdichteten Charakter können subtile Empfindungen vermittelt werden. Gerade für Nahaufnahmen oder Detailaufnahmen eine gute Wahl. Besonders hervorzuheben ist der Autofokus, der für vielseitigere Einsatzmöglichkeiten sorgt. Das Arbeiten mit manuellem Follow-Fokus ist beim Gimbal nur schwer möglich und ein ferngesteuerter Follow-Fokus muss von einer weiteren Person bedient werden.

Eine niedrigere Naheinstellgrenze und geringeres Pumpen beim Fokus-Ziehen wären wünschenswert. Allerdings ist zu bezweifeln, dass ein solches Objektiv in diesem Fall derart preiswert bleiben könnte. Geringes Gewicht und Größe sind natürlich ein Vorteil in Sachen Mobilität und Reisetauglichkeit.

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Fazit

Mit dem 75mm T1.9 FE hat Samyang ein einzigartiges Produkt auf den Markt gebracht, dessen Mehrwert sich mit dem Erscheinen der anderen Linsen der Reihe wohl noch weiter steigern wird, denn: Wer einmal mit einem Linsensystem mit identisch verarbeiteten Linsen gearbeitet hat, kehrt nur ungern wieder zurück. Natürlich gibt es qualitativ höherwertige Cine-Lens-Reihen, aber für den aufgerufenen Preis ist das Objektiv bzw. die Objektivreihe wohl konkurrenzlos. Gerade Hobbyfilmer, die für relativ kleines Geld den nächsten Schritt gehen wollen, sollten an diesen Objektiven ihre Freude haben und sind dank des Autofokusses nicht mehr an kompliziertere Kameraaufbauten inklusive Follow-Fokus gebunden.