Zauberzwerg für kleines Geld
Klein, leicht und lichtstark – das Sigma 18-50mm F/2,8 DC DN Contemporary für Fujifilm X-Mount besticht mit seiner Vielseitigkeit bei geringem Gewicht und kompakten Maßen. In unserem Test erwies es sich als das perfekte Immer-drauf-Objektiv für unterwegs.
von Benjamin Lemm © Fotos Sigma, Benjamin Lemm
Wer gerne und viel mit APS-C-Kameras fotografiert, schätzt diese unter anderem aufgrund ihrer geringen Größe und des überschaubaren Gewichts. Gerade diejenigen, die viel unterwegs sind und nur nebenbei ein paar Schnappschüsse einfangen wollen – zum Beispiel im Urlaub oder im Alltag –, greifen lieber zu den kleinen Kameras, weil sie leicht zu transportieren sind und somit keine zusätzliche Belastung darstellen. Allerdings verliert die kleine Konstruktion in Sachen Transportabilität ihren Mehrwert, wenn vor die Kamera ein großes und schweres Objektiv geschraubt wird.
Deshalb sind APS-C-Fotografinnen und -Fotografen meist auf der Suche nach kleinen und leichten Objektiven. Das Problem: Kleine Konstruktionen bedeuten oftmals einen Kompromiss in Sachen Bildqualität und Lichtstärke – vor allem dann, wenn es sich um ein Zoomobjektiv handelt.
Mit dem 18-50mm F/2,8 DC DN Contemporary für Sony E-Mount und L-Mount hat Sigma 2021 ein Zoomobjektiv auf den Markt gebracht, das gleichzeitig klein und leicht ist, über eine hohe Lichtstärke (f/2.8) verfügt und auch in Sachen Bildqualität durchaus überzeugen kann. Ende 2022 hat der japanische Hersteller das Objektiv nun auch für den Fujifilm X-Mount herausgebracht (UVP 499 Euro). Wir haben den kleinen Allrounder genauer unter die Lupe genommen.

Die durchgängige Lichtstärke von f/2.8 erlaubt flexibles Fotografieren auch in dunklen Innenräumen.
Verarbeitung und Haptik
Auf den ersten Blick fällt das Objektiv bereits durch seine kleine und kompakte Bauweise auf. Mit einer Größe von 65,4 mm x 74,5 mm bei einem Gewicht von 290 g gehört es definitiv zu den kleinsten und leichtesten Zoomobjektiven für Fujifilm X-Mount auf dem Markt und ist somit besonders transportabel – perfekt für die kleinen Kamerabodies der Fujifilm X-Reihe. Der Objektivkörper ist gänzlich aus Plastik gebaut und wirkt deshalb nicht ganz so wertig, wie eine Metallkonstruktion das tun würde, ist insgesamt aber sauber verarbeitet. Der gummierte Zoomring sowie der Fokusring aus Plastik sind beide recht schmal, laufen aber angenehm weich, ohne zu leichtgängig zu sein. Die tulpenförmige Gegenlichtblende liegt sicher und wackelfrei am Objektiv an. Für den Transport lässt sie sich umgekehrt über das Objektiv stülpen, sodass Anwender hier ein wenig Platz sparen können.
Ausstattung
Das Objektiv vereint 13 Linsen in zehn Gruppen bei Innenfokussierung. Das beste Darstellungsverhältnis (1:2,8) erzielt man hier im Weitwinkel bei 18mm Brennweite bei einem Mindestfokussierabstand von 12,1 cm. Das Frontfiltergewinde hat einen Durchmesser von 55 mm, die kleinste Blende liegt bei f/22. Neben dem Zoom- und dem Fokusring verfügt das Objektiv über keinerlei Knöpfe oder Einstellräder – auch der bei den meisten Fujifilm-Objektiven obligatorische Blendenring fehlt. Das macht die Bedienung etwas weniger komfortabel, lässt sich zugunsten der kleinen Objektivkonstruktion aber verschmerzen. Über eine optische Stabilisation verfügt das Objektiv ebenfalls nicht, was gerade für die Nutzerinnen und Nutzer einer älteren Fujifilm X-Kamera ohne interne Stabilisation zu beachten ist.

Autofokus
Der Autofokus des Sigma 18-50mm F/2,8 DC DN Contemporary agiert schnell und präzise und ist dabei vollkommen geräuschlos. Das Fokussieren von nah zu fern und umgekehrt erfolgt im Sekundenbruchteil und auch bewegliche Motive lassen sich zuverlässig einfangen. Dabei verschiebt sich der Bildausschnitt beim Fokussieren nur minimal (Focus Breathing), was das Objektiv auch für die Videografie qualifiziert.
Die Bildqualität
Chromatische Aberration und Verzeichnung
Das Bild des 18-50mm ist weitgehend frei von chromatischen Aberrationen. In Close-up-Situationen im 50-mm-Bereich können diese bei Offenblende aber dennoch durchaus vorkommen. Zudem zeigt das Objektiv vor allem longitudinale chromatische Aberrationen, also farbig umsäumte Spitzlichter im Bokeh (Vorder- und Hintergrund).
Bei abgeschalteten Korrekturen weist das Objektiv im Weitwinkelbereich (18 mm) zudem eine starke tonnenförmige Verzeichnung auf, die bei wachsender Brennweite abflacht und dann in eine kissenförmige Verzeichnung übergeht. Dies hat in der Praxis aber eigentlich keine Relevanz, weil die digitalen In-Kamera-Korrekturen diese wunderbar ausgleichen.

Schärfe
Im Weitwinkelbereich (18 mm) sowie bei einem mittleren Brennweitenbereich (30 mm) ist das Objektiv in der Mitte schon bei Offenblende f/2.8 überragend scharf und behält diese Schärfe bis zu einer Blende von f/11 bei. Bei einer Brennweite von 50 mm ist es bei Offenblende etwas schwächer, wenn auch immer noch in einem sehr guten Bereich, und erreicht beim Abblenden auf f/4 die gleiche überragende Schärfe. Zum Rand hin ist das Objektiv in allen Brennweitenbereichen bei Offenblende etwas schwächer als in der Mitte, wird aber auch hier beim Abblenden immer schärfer, bis hin zu einer sehr guten Schärfe bei f/8. Insgesamt macht das Objektiv in Sachen Schärfe also eine sehr gute, wenn auch keine überragende Figur, was bei der Größe und dem Preis des Objektivs aber zu verschmerzen ist.
Bokeh
Das Bokeh des Objektivs ist insgesamt recht angenehm, kann aber nicht mit dem cremig-weichen Bokeh einer Festbrennweite mithalten. Zum Rand hin treten in den Spitzlichtern leichte katzenaugenförmige Verformungen auf. Außerdem weisen diese einen starken Onion-Ring-Effekt auf. Insgesamt handelt es sich hierbei um ein recht durchschnittliches Bokeh, mehr kann man bei einem so kleinen Zoomobjektiv aber auch nicht erwarten.

Die kleine und leichte Objektivkonstruktion macht das Sigma 18-50mm F/2,8 DC DN Contemporary besonders transportabel.
Vignettierung
Das Objektiv weist in allen Brennweitenbereichen bei Offenblende eine deutlich erkennbare Vignette auf, die erst nach mehrmaligem Abblenden verschwindet. Auch hier greifen die digitalen Korrekturen wunderbar, sodass die Vignettierung in der Praxis nicht ins Gewicht fällt.
Blick auf die Konkurrenz
Für Fujifilm X-Mount gibt es vor allem drei relevante Objektive, die sich mit dem SIGMA 18-50mm F/2,8 DC DN Contemporary vergleichen lassen. Zunächst wäre hier das Fujinon XF18-55mm f2,8-4 R LM OIS zu nennen, das mit Maßen von 65 mm x 70,4 mm und einem Gewicht von 310 g ähnlich groß und schwer wie das Sigma ist, im Telebereich allerdings weniger Lichtstärke bietet. Dafür verfügt es über eine optische Stabilisation. Mit einer UVP von 799 Euro ist es neu deutlich teurer als das Sigma, dafür existiert für das Objektiv ein sehr guter Gebrauchtmarkt, auf dem es für einen Preis von circa 350 Euro zu haben ist.
Die zweite Alternative bietet das Fujinon XF16-55mmF2.8 R LM WR, das wesentlich größer (83,3 mm x 106 mm), schwerer (655 g) und teurer (UVP 1.299 Euro) als das Sigma ist, dafür aber in Sachen Bildqualität die Nase vorne hat und zudem sowohl im Weitwinkel als auch im Tele einen größeren Brennweitenbereich abdeckt.
Schließlich gibt es das Tamron 17-70mm F2,8 DI III-A VC RXD, das aufgrund des großen Brennweitenbereichs, der Bildqualität und der optischen Stabilisation von allen genannten Objektiven der wohl beste Allrounder ist, im Vergleich zum Sigma aber ebenfalls deutlich teurer (UVP 1.099 Euro) und sehr viel größer (119,3 mm x 67 mm) und schwerer (525 g) daherkommt.
Insgesamt ist das Sigma hier die kleinste und leichteste Alternative. Es eignet sich perfekt für unterwegs und ist dazu kostengünstig – die wahrscheinlich beste Option für jeden Fuji-X-Fotografen, der gerne mit kleinem und leichtem Gepäck unterwegs ist und/oder den Geldbeutel schonen möchte.
Wenn Sie die Größe des Objektivs nicht stört, Sie einen noch größeren Brennweitenbereich abdecken und obendrein nicht auf eine optische Stabilisation verzichten möchten, greifen Sie, wenn das Budget es zulässt, lieber zum Tamron.
Die beiden Fujinon Objektive fallen hier im Preis-Leistungs-Verhältnis etwas ab, sind für sich gesehen aber dennoch sehr gute Objektive. Kleiner Pluspunkt: Optisch passen diese deutlich besser an eine Fujifilm X-Kamera als das Sigma und das Tamron – ein Umstand, der für die Leistung eines Objektivs eigentlich nicht relevant ist, aber dennoch erwähnt sein will. Denn schließlich kaufen Liebhaber Fujifilm-Kameras unter anderem wegen ihres schicken Designs – und da können die Objektive der Fremdhersteller schon mal wie ein Fremdkörper an der Kamera wirken und das Gesamtbild etwas trüben.
Fazit
Insgesamt bietet das Sigma 18-50mm F/2,8 DC DN Contemporary ein tolles Gesamtpaket, das sich vor allem durch seine geringe Größe bei gleichzeitig hoher Lichtstärke auszeichnet – das perfekte Immer-drauf-Objektiv für unterwegs. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier phänomenal, für eine UVP von 499 Euro bekommen Fotografinnen und Fotografen hier sehr viel Flexibilität bei sehr guter Qualität für kleines Geld. Klare Kaufempfehlung!
Typ Zoomobjektiv
Hersteller Sigma
Vertrieb www.sigma-foto.de
Preis [UVP] 499 €
Abmessungen 61,6 x 76,8 mm (Ø x H)
Gewicht 285 g
Technische Daten/Ausstattung
Objektivbajonett Fujifilm X
Brennweite, Lichtst. 18-50 mm, F2.8
Linsengruppen und Elemente 10 – 13
Kleinste Blende f/22
Abgedichtetes Bajonett ja
Spritzwassergeschützt ja
Autofokus ja
Bildstabilisator –
Naheinstellgrenze 12,1 (W) – 30 (T)
Abbildungsmaßstab 1:2,8 (W) – 1:5 (T)
Blendenlamellen 7
Filtergröße 55 mm
Gegenlichtblende ja
Objektivtasche –
Testergebnisse (max. 10 Punkte)
geom. Verzeichnungen 7
chrom, Aberration 9
Vignettierung 9
Bokeh 8
Schärfe 8


Auf einen Blick
+ kleines, leichtes Design
+ Lichtstärke F2.8
+ zügiger Autofokus
+ tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
+ kaum Fokusbreathing
– Keine Stabilisation
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