Die Makroobjektive Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S und Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 von Nikon überzeugten uns im Praxistest unter anderem mit hervorragender Schärfe und einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Von Benjamin Lemm, © Fotos Benjamin Lemm

Die Makrofotografie übt auf viele Fotografen (und Nicht-Fotografen!) eine ganz besondere Faszination aus. Sie verändert den Blickwinkel auf die Welt komplett: Kleinste Details werden auf einmal ganz groß und es ergeben sich neue Möglichkeiten der Bildgestaltung, die mit anderen fotografischen Disziplinen nicht zu vergleichen sind. Die Makroobjektive von Nikon, das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 (UVP 729 Euro) und das Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S (UVP 1.099 Euro), eröffnen dementsprechend eine ganz neue Welt – und erlauben echte Makrofotografie bei einem Darstellungsverhältnis von 1:1. Wir haben die beiden Objektive ausführlich für Sie getestet.

Verarbeitung und Ausstattung

Das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 fällt zunächst durch seine leichte, kompakte Bauweise auf (260 g bei Maßen von 74,5 mm x 66 mm). Es ist komplett aus Kunststoff gefertigt und insgesamt gut verarbeitet, wirkt aber neben dem Metall-Body des Nikkor Z MC 105 mm f2.8 VR S deutlich weniger hochwertig. Der Fokussierring des Objektivs läuft sauber und ist griffig, der Schalter zum Wechsel zwischen Autofokus und manuellem Fokus sowie der Schalter zum Limitieren des Fokus wirken etwas klapprig, erfüllen aber ihren Zweck.

Beim Fokussieren im Makrobereich fährt der Innenteil des 50 mm als Zylinder aus dem Objektiv, um noch realitätsnähere Darstellungsverhältnisse von bis zu 1:1 gewährleisten zu können. Hier gilt: Je weiter der Zylinder ausfährt, desto realitätsnaher das Darstellungsverhältnis. Praktisch ist hier die auf dem Zylinder angebrachte Markierung, die dem Fotografen das aktuelle Verhältnis verrät. Das Objektiv vereint 10 Linsen in 7 Gruppen, über einen optischen Stabilisator verfügt das Objektiv nicht.

Das Nikkor Z MC 105 mm f2.8 VR S ist zum Bajonett hin aus hochwertigem Metall gebaut, das zur Frontlinse durch eine Kunststoffkonstruktion ergänzt wird. Mit einem Gewicht von 630 g bei Maßen von 85 mm x 140 mm ist es ein recht großes, massives Objektiv, was zusätzlich zum Qualitätsgefühl beisteuert. Der breite, gummierte Fokusring ist griffig und läuft sämig-weich. Hinzu kommt ein schmaler, individuell belegbarer Metallring, zum Beispiel zur Regulierung der Blende oder ISO, der eine praktische Ergänzung darstellt, aber auf Kosten des Fokussierringes gerne noch ein wenig breiter hätte geraten können.

Zur Ausstattung gehört auch hier ein Schalter zum Wechsel zwischen MF und AF sowie ein Fokus-Limiter. Außerdem verbaut ist ein frei belegbarer Funktionsknopf. Zu erwähnen ist weiterhin das eingebaute Display, auf dem sich, nach Betätigen des Display-Knopfes verschiedene Werte wie die Blendenöffnung oder der Fokussierabstand anzeigen lassen – eine wirklich praktische Sache.

Das Objektiv vereint 16 Linsen in 11 Gruppen und ist außerdem mit einem optischen Stabilisator ausgestattet, der mit dem Bildstabilisator der Nikon Z7 II, an der wir die Objektive getestet haben, wunderbar zusammenarbeitet und Bilder aus der Hand mit bis zu 1/20 s erlaubt.

Das Fokussieren im manuellen Fokus über die Fokusräder erfolgt bei beiden Objektiven recht langsam, was für die Makrofotografie von Vorteil ist, weil man so sehr viel präziser fokussieren kann. Im Normalgebrauch kann dieser Umstand jedoch unter Umständen als störend empfunden werden.

Autofokus

Die Autofokusmotoren beider Objektive arbeiten zügig, erzeugen allerdings einige Geräusche. Der Wechsel zwischen nah und fern erfolgt recht schnell und auch bewegliche Objekte bleiben kontinuierlich im Fokus.

Makrofotografie in der Praxis

In der Praxis erwiesen sich beide Objektive als potente Makrolinsen, die ihre jeweiligen Vorzüge haben. Das 50 mm ist hier deutlich handlicher und leichter und mit seiner Brennweite außerhalb der Makrofotografie etwas versatiler einsetzbar. Der große Nachteil: Mit dem 50 mm muss man deutlich näher an das zu fotografierende Objekt heran, um das Darstellungsverhältnis von 1:1 zu erzielen. Gerade für die Fotografie von kleinen Tieren wie Insekten und Co. eignet sich das 105 mm hier deutlich besser, weil man diese eben nicht so schnell verscheucht.

Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8

Die Bildqualität

Chromatische Aberration und Verzeichnung
Bei Offenblende zeigt das Objektiv minimale, kaum sichtbare chromatische Aberrationen, die bei einmaligem Abblenden verschwinden. Außerdem weist es eine leichte, kissenförmige Verzeichnung auf.

Vignettierung
Bei Offenblende weist das Objektiv eine starke Vignette auf, die sich bei einmaligem Abblenden auf Blende f/4 deutlich verringert und ab f/5.6 kaum noch zu erkennen ist, aber nie gänzlich verschwindet.

Bokeh
Das Bokeh des Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 ist auf normale Distanz eher durchschnittlich und wirkt in den Highlights etwas harsch. Dafür sind die Spitzlichter auch zum Rand hin wunderbar rund und weisen einen nur sehr geringfügigen Onion-Ring-Effekt auf. Im Makrobereich ist das Bokeh wesentlich schöner und angenehm weich.

Bildschärfe
Die Bildschärfe des Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 ist schon bei Offenblende in der Bildmitte fast perfekt und auch zum Rand hin sehr stark. Diese Werte steigern sich beim Abblenden nochmal und sind bei f/5.6 und f/8 am besten. Ab f/16 bis f/22 werden sie kontinuierlich schwächer, sind aber auch auch hier immer noch gut (8 von 10).

Fazit

Das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 ist ein wirklich gutes, kompaktes Makroobjektiv mit tollen Schärfewerten, das sich auch hervorragend für andere Zwecke nutzen lässt, wie zum Beispiel die Porträt- oder Straßenfotografie. Einzig die Vignettierung ist nicht ganz optimal. Eine UVP von 729 Euro scheint für ein 50-mm-Objektiv jedoch, auch im Vergleich zur Konkurrenz, ein wenig hoch gegriffen. Dennoch erhält das Objektiv unsere klare Kaufempfehlung.

Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S

Die Bildqualität

Chromatische Aberration und Verzeichnung
Bei Offenblende zeigt das Objektiv minimale, kaum sichtbare chromatische Aberrationen, die bei einmaligem Abblenden verschwinden. Außerdem weist es eine ganz leichte, tonnenförmige Verzeichnung auf.

Vignettierung
Bei Offenblende weist das Objektiv eine deutlich sichtbare Vignette auf, die sich bei einmaligem Abblenden auf Blende f/4 deutlich verringert und erst bei f/5.6 komplett verschwindet.

Bokeh
Das Bokeh des Nikkor Z MC 105 mm f2.8 VR S gehört auf normale Distanz eher zum oberen Durchschnitt und wirkt gerade in den Highlights etwas harsch. Dafür sind die Spitzlichter auch zum Rand hin wunderbar rund und weisen einen nur sehr geringfügigen Onion-Ring-Effekt auf. Im Makrobereich ist das Bokeh wesentlich schöner und angenehm weich.

Bildschärfe
Die Bildschärfe des Nikkor Z MC 105 mm f2.8 VR S ist schon bei Offenblende überragend – und das nicht nur in der Bildmitte, sondern auch am Rand (10 von 10 Punkten). Diese perfekten Werte kann es bis zu einer Blende von f/11 halten und wird ab f/16 bis f/32 kontinuierlich schwächer, ist aber auch auch hier immer noch gut (7,5 von 10 Punkten).

Fazit

Das Nikkor Z MC 105 mm f2.8 VR S ist ein beinahe perfektes Makroobjektiv, das mit sauberer Verarbeitung und vor allem seiner tollen Schärfe überzeugt. Der Preis von 1.099 Euro (UVP) ist hier mehr als gerechtfertigt. Auch außerhalb der Makrofotografie eignet sich das Objektiv wunderbar zum Beispiel für die Porträtfotografie und erhält unsere uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Hersteller Nikon Corporation
Vertrieb www.nikon.de
Preis [UVP] 729 €

Technische Daten/Ausstattung

Objektivtyp Festbrennweite,
Makro-Objektiv
Objektivbajonett Nikon Z-Mount
Brennweite, Lichtst. 50mm, f/2.8
Linsengruppen und Elemente 7 – 10
kleinste Blende 22
abgedichtetes Bajonett •
spritzwassergeschützt •
Autofokus •
Bildstabilisator –
Naheinstellgrenze 16 cm,
Darstellungsverhältnis 1:1
Blendenlamellen 9
Filterdurchmesser 46 mm
Gegenlichtblende –
Objektivtasche –
Abmessungen (Ø x H) 74,5mm x 66 mm
Gewicht 260 g

Testergebnisse (max. 10 Punkte)

geom. Verzeichnungen 9,5
chrom. Aberration 9
Vignettierung 7,5
Bokeh 8

Schärfe* Mitte /Ecken

f/ 2.8 (50mm) 9,75 / 9
f/ 4.0 (50mm) 10 / 9,5
f/ 5.6 (50mm) 10 / 10
f/ 8.0 (50mm) 10 / 10
f/ 11 (50mm) 9,75 / 9,5
f/ 16 (50mm) 9 / 9
f/ 22 (50mm) 8 / 8

Hersteller Nikon Corporation
Vertrieb www.nikon.de
Preis [UVP] 1.099 €

Technische Daten/Ausstattung

Objektivtyp Festbrennweite,
Makro-Objektiv
Objektivbajonett Nikon Z-Mount
Brennweite, Lichtst. 105 mm, f/2.8
Linsengruppen und Elemente 11 – 16
kleinste Blende 32
abgedichtetes Bajonett •
spritzwassergeschützt •
Autofokus •
Bildstabilisator •
Naheinstellgrenze 29 cm,
Darstellungsverhältnis 1:1
Blendenlamellen 9
Filterdurchmesser 62 mm
Gegenlichtblende •
Objektivtasche –
Abmessungen (Ø x H) 85mm x 140 mm
Gewicht 630 g

Testergebnisse (max. 10 Punkte)

geom. Verzeichnungen 9,5
chrom. Aberration 9
Vignettierung 8,5
Bokeh 8

Schärfe* Mitte /Ecken

f/ 2.8 (105mm) 10 / 10
f/ 4.0 (105mm) 10 / 10
f/ 5.6 (105mm) 10 / 10
f/ 8.0 (105mm) 10 / 10
f/ 11 (105mm) 10 / 10
f/ 16 (105mm) 9 / 9
f/ 22 (105mm) 8,5 / 8,5
f/ 32 (105mm) 7,5 / 7,5