WIE DER FELS IN DER BRANDUNG

Das Top-Modell der neuen Stativserie von Rollei erfüllt auch höchste Ansprüche an ein standfestes und schwingungsarmes Profistativ. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend.

VON HANS-GÜNTHER BEER © ALLE FOTOS VON HANS-GÜNTHER BEER

Rollei bietet inzwischen neben der Reisestativ-Serie Compact Traveller die Carbon-Stativ-Serie Rock Solid an, die wie der Name schon vermuten lässt, sich vorwiegend an Fotografen wendet, die möglichst hohe Stabilität vor Kompaktheit setzen. An der Spitze der Hierarchie dieser aus den Modellen Gamma, Beta und Alpha bestehenden Stativ- Serie steht das Top-Modell Rollei Rock Solid Carbon Alpha XL. Mit einem Gewicht von knapp 3,5 Kilogramm, ohne Stativkopf versteht sich, empfiehlt sich dieses auf Anhieb sehr wuchtig wirkende, aber auch Vertrauen einflößende Carbonstativ nicht für stundenlange Wanderungen. Sehr wohl aber für, wie sich im Test herausstellte, alle Situationen, bei denen es auf größtmögliche Stabilität und Flexibilität ankommt. Das Stativ ist auch im Detail sehr hochwertig und liebevoll verarbeitet. Alle Metallteile bestehen beispielsweise aus erstklassig eloxiertem, kratzfesten Aluminium, die Carbonbeine sind laut Hersteller aus acht Lagen kreuzförmig gewickelt. Eine Besonderheit dieses Modells ist der per Knebelgriff blitzschnell arretierbare 90 Millimeter-Nivellierkopf, mit der man den montierten Kugelkopf in eine austarierte Ausgangslage bringen kann. Auf der Montageplatte des Nivellierkopfes ist reichlich Platz auch für sehr große Stativköpfe oder Gimbals. Im Test verwendeten wir zeitweise auch den derzeit größten Kugelkopf im Rollei-Programm, den sehr gut verarbeiteten und auch ziemlich stabilen T7S, der zwar wenig Komfort bietet (keine separate Friktionseinstellung), aber dafür mit knapp 130 Euro UVP ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch ein Stativ vom Schlage eines Rock Solid Alpha XL verlangt nach einem Gimbal oder einem amtlichen Kugelkopf. Im Test arbeiteten wir sehr gerne mit dem in vielen Einsätzen bewährten Really Right Stuff BH-55 Pro, der in jeder Beziehung hervorragend zum Alpha XL passt.

Spikes und Schneeschuhe lassen sich einfach montieren, Die unteren Beinsegmente besitzen Skalen zum einfachen Austarieren.

Spikes und Schneeschuhe lassen sich einfach montieren, Die unteren Beinsegmente besitzen Skalen zum
einfachen Austarieren.

Dank seiner vier sehr dicken Beinauszüge – der dünnste am unteren Ende hat immer noch einen Durchmesser von satten 28 Millimeter, also so viel wie andere Stative am dicksten Beinauszug – kann man das Alpha XL auf eine Maximalhöhe von 195 Zentimeter ausziehen, ohne Stativkopf wohl gemerkt. Doch welcher durchschnittlich große Fotograf braucht eine solche Auszugslänge? Beispielsweise beim Fotografieren im Gelände, wenn man an einem Hang stehend eines der Beine talwärts sehr weit ausziehen muss. Oder wenn man über eine Menschenmenge hinweg fotografieren möchte, oder, oder… Im Normalfall können die untersten Beinsegmente, übrigens mit Skalen versehen zum einfachen Austarieren des Stativs, wohl meist eingefahren bleiben. Dann ist die Arbeitshöhe inklusive Stativkopf für Fotografen bis 1,85 Meter perfekt. Über das Thema Stabilität muss man sich dann absolut keine Gedanken mehr machen. Bei Nachschwingtests mit einem Tamron SP 150-600mm F/5-6.3 Di VC USD G2 (bei maximaler Brennweite im Live-View- Modus und höchster Vergrößerung) und definiertem Klopfen gegen den Kamerabody, war nach knapp einer Sekunde Nachschwingen wieder völlige Ruhe im Aufbau – ein exzellentes Ergebnis. Im Normalfall steht das Alpha XL also selbst bei extrem langen und schweren Brennweiten stabil und schwingungsfrei, „rock solid“ eben, hier hat der Hersteller nicht zu viel versprochen. Aber selbst ganz ausgefahren nimmt das Nachschwingen nur um den Faktor 1,5 zu.

Die Verarbeitung des Statives ist top. Die Nivellierkalotte lässt sich mit dem Sterngriff schnell und bombenfest fixieren.

Die Verarbeitung des Statives ist top. Die Nivellierkalotte lässt sich mit dem Sterngriff schnell und
bombenfest fixieren.

Damit gehört das Rock Solid Alpha XL sicherlich zu den derzeit stabilsten Stativen seiner Klasse. Beim Fotografieren in der dunklen Jahreszeit draußen bewährte sich das mitgelieferte Zubehör wie die einschraubbaren Spikes und vor allem die Schneeschuhe. Eine halbe Umdrehung der sehr griffigen, gummierten Dreharretierungen reicht, um die gegen Verdrehung gesicherten Beine herauszuziehen und einzuschieben. Der Klemmmechanismus und die Führungsteile im Innern der Arretierungen bestehen aus Aluminium und Kunststoff, wirken solide und lassen sich im Notfall problemlos ersetzen. Ob das Stativ tatsächlich auf Dauer gegen Sand und Salzwasser resistent ist, konnten wir mangels Gelegenheit zwar nicht ermitteln, würden allerdings trotz der vertrauenserweckenden Dichtungen nach einem solchen Ernstfall die Beine demontieren und sorgfältig reinigen. Das gilt für jedes Carbon- oder Alustativ.

Fazit

Mit dem Rock Solid Carbon Alpha XL hat Rollei ein äußerst alltagstaugliches, sehr stabiles, selbst für Extremeinsätze geeignetes Stativ im Programm. Die hervorragende, vertrauenerweckende Verarbeitung und das einfache Handling lassen immer wieder Freude aufkommen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist überragend.

STECKBRIEF

Hersteller: Rollei
Vertrieb: www.rollei.de
Preis [UVP]: 699 €

Technische Daten / Ausstattung

Typ: 3-Bein-Stativ
Material Beinsegmente: Carbon, gewickelt
Maximale Höhe: 195 cm
minimale Höhe: 12 cm
Gewicht: 3420 g
Transportlänge ohne Stativkopf: 68 cm
max. Traglast (laut Hersteller): 60 kg
Beinsegmente: 4
Beinanstellwinkel: 3 Rastpositionen
Durchmesser der Segmente: 28, 32, 36, 40 mm
Mittelsäule:  –
Auszugshöhe Mittelsäule: –
Nivellierkopf: Ja
abgedichtete Beinklemmen: Ja
Wasserwaagen: Ja (1 auf Montageplattefür Kugelkopf)

mitgeliefertes Zubehör
Tasche, 3 Spikes und 3 Schneeteller, Werkzeug

STABILITÄT 90
HANDLING/BEDIENUNG 85
VERARBEITUNG 85
PREIS-LEISTUNG 90