Power to the People

Mit den neuen kompakten Studioblitzgeräten ELC 125 und ELC 500 adressiert Elinchrom sowohl Profis als auch ambitionierte Amateure. Den intensiven Praxistest bestanden die gut ausgestatteten Neulinge mit Bravour.

Obwohl jeder Kamerahersteller für sein Kamerasystem heute mehr oder weniger performante Systemblitzgeräte anbietet, mit denen selbstverständlich auch entfesselt fotografiert werden kann, erfreuen sich leistungsstarke, akkubetriebene und per Funksystem steuerbare Blitzköpfe von Spezialherstellern – diese kommen vornehmlich aus China – großer Beliebtheit unter anspruchsvollen Fotografen. Alteingesessene Traditionsunternehmen wie die Firma Metz, lange Jahre der Inbegriff für ausgereifte Blitzgeräte, verschlafen diesen Trend derzeit anscheinend komplett und überlassen diesen Markt kampflos Anbietern wie beispielsweise Godox. Das gilt jedoch nicht für den in Renens, in der Nähe von Lausanne beheimateten Blitzspezialisten Elinchrom. Das 1962 gegründete Schweizer Unternehmen präsentierte schon 2002 das erste batteriebetriebene Outdoorblitzgerät: The Free Style power pack. 2009 folgte dann mit dem Ranger Quadra ein mittlerweile legendäres mobiles Blitzsystem, das weltweit Furore machte. Aktuell bietet Elinchrom mit dem ELB 500 und dem ELB 1200 unterschiedlich leistungsstarke Nachfolger der Quadra-Serie an, also Akkueinheiten, an die mobile und leichte Blitzköpfe angeschlossen werden können. Groß geworden ist Elinchrom jedoch ursprünglich mit klassischen, netzbetriebenen Kompaktblitzköpfen, wie der besonders preisgünstigen D-Lite RX-Serie, die nach wie vor im Angebot ist, oder den leistungsstarken BRX-Blitzköpfen – Test in Ausgabe 4/2013. Die Nachfrage nach solchen Blitzköpfen, die einen 230 Volt Netzanschluss benötigen, scheint jedoch insbesondere für den Studiobetrieb ungebrochen zu sein, denn jüngst avisierten die Schweizer mit den Modellen ELC 125 und ELC 500 eine völlig neue Generation von Kompaktblitzköpfen. Herzstück auch dieser Blitzköpfe ist das 2005 eingeführte und seither in allen Elinchrom-Blitzgeräten integrierte EL Skyport-System. Dieses drahtlose Funksystem erlaubt es, per auf dem Blitzschuh der Kamera montiertem Transmitter, mehrere Gruppen von Blitzgeräten zentral in ihrer Blitzleistung individuell einzustellen und dann auszulösen. Mit dem Modell Transmitter Pro, der in verschiedenen Versionen für alle wichtigen Kamerasysteme (Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus/Panasonic, Pentax und Sony) lieferbar ist, ist sogar HSS-High Speed Blitzen (Blitzsynchronzeit bis zu 1/8000 Sekunde) und TTL-Betrieb möglich, vorausgesetzt, die Blitzgeräte besitzen dieses Feature. Dies ist beim ELB 500 und bei den neuen ELC-Geräten der Fall. Nebenbei bemerkt lässt sich die Firmware sowohl der Transmitter Pro-Sender als auch der Blitzgeräte per USB-Anschluss updaten, wovon Elinchrom regen Gebrauch macht und damit das Vertrauen in die Produkte stärkt.

Beide ELC-Köpfe leuchten sehr homogen aus, die Einstelllicht-LED liefert ein sehr gutes Licht mit einem maximalen Lichtstrom von 3.000 Lumen.

Beide ELC-Köpfe leuchten sehr homogen aus, die Einstelllicht-LED liefert ein sehr gutes Licht mit einem maximalen Lichtstrom von 3.000 Lumen.

Die beiden ELC-Köpfe selbst sind gegenüber den BRX-Vorgängern etwas kompakter geworden. Die Gehäuse sind zwar „nur“ aus dickwandigem Kunststoff gefertigt, wirken aber dennoch solide und langlebig. Das Elinchrom-Bajonett für die Lichtformer besteht nun aus solidem Metall und auch die Stativbefestigung wirkt jetzt wie für die Ewigkeit gebaut. Die Rückseiten der beiden unterschiedlich langen Blitzköpfe (siehe Steckbrief) beherrschen jeweils ein großes, farbiges, strahlend helles und nach einiger Zeit automatisch dimmendes LCD-Display sowie insgesamt sechs Drucktasten und ein kombinierter Dreh-/Druck-Knopf. Mit diesem Ensemble lassen sich alle Funktionen der ELC-Blitzköpfe einstellen. Dazu gehört natürlich die Blitzleistung, die sich bei beiden Geräten von sehr niedrigen sieben Wattsekunden (entspricht der Anzeige 0,1) bis zu 131 Wattsekunden beim ELC 125 (Anzeige 4,3) oder 522 Wattsekunden (Anzeige 6,3) wählen lässt. Wichtig hierbei: Gleicher Anzeigenwert entspricht auch exakt gleicher Blitzleistung, obwohl die beiden Einheiten unterschiedlich hohe Maximalleistungen bieten. Das macht das kreative Arbeiten sehr einfach. Insbesondere bei Makrofotos haben wir das sehr weite Herunterregeln der Blitzleistung zu schätzen gelernt, wenn es beispielsweise darum ging, mit minimalem Licht den Hintergrund „schwarz zu blitzen“. Als Lichtformer haben wir übrigens neben den mitgelieferten Reflektoren das neue Softbox To Go Kit Snaplux Recta, bestehend aus zwei quadratischen Lichtwannen mit 55 Zentimeter Kantenlänge, eingesetzt. Mithilfe des per Klettband montierten Snapgrids lässt sich das Licht homogen und breitflächig und dennoch ein wenig gerichtet einsetzen. Die Snaplux Recta sind trotz des vergleichsweise geringen Gewichts von knapp einem Kilo sehr robust gebaut und vertragen auch so manchen Knuff.

Bei diversen Modellshootings lernten wir die extrem kurzen Blitzfolgezeiten der ELC-Köpfe, meist deutlich unter einer Sekunde, zu schätzen. Das Einjustieren der individuellen Lichtleistung beider Kompaktblitzköpfe war mithilfe der Transmitter Pro-Steuereinheit – wir benutzen eine Canon- (Canon EOS 5D Mark II und 5D Mark IV) sowie eine Fujifilm-Version (XH-2, GFX 50R und GFX 100, Test in der nächsten Ausgabe) – eine wahre Freude. Besonders die präzise Feineinstellung der individuellen Blitzlichtleistung, visuell kontrollierbar durch die hellen 20 Watt LEDs der Blitzköpfe, machte Spaß und erlaubte selbst winzigste Korrekturen der Lichtbalance. Das Licht dieser hellen Einstell-LEDs (bis zu 3000 Lumen Lichtstrom) ist übrigens so gut, dass die Blitzköpfe sehr gerne im Test auch als Dauerlichtquellen genutzt wurden. Sehr zu schätzen wussten wir auch die Manual Lock-Funktion der ELC-Köpfe, vor allem, wenn es schnell gehen musste. Dabei wird im TTL-Betrieb – per Transmitter Pro werden die Köpfe in den TTL-Modus geschaltet – eine oder mehrere Testaufnahmen gemacht. Die Blitzleistungseinstellung, resultierend aus der vorgegebenen, an der Kamera eingestellten Blende, wird dann beim Umschalten auf den Manuell-Betrieb – damit arbeiten die meisten Fotografen nach wie vor am liebsten – übernommen. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Jetzt kann man im Manuell-Betrieb wie gewohnt weiterarbeiten und fein justieren.

Die Einstellmöglichkeiten im Menü der ELC-Blitzköpfe sind, wie schon erwähnt, sehr vielfältig. Eine Besonderheit: Jede der vier wählbaren Gruppen von Blitzgeräten, denen dann eine fast beliebige Anzahl von Blitzgeräten zugeordnet werden können, ist im Display der ELC-Köpfe eine bestimmte Farbe zugeordnet, das seitlich eingelassene Elinchrom-Emblem leuchtet dann in der gleichen Farbe, was die Orientierung im Studio erleichtert. Keine große Hilfe bot übrigens die Software Elinchrom Studio, mit deren Hilfe man via der kleinen Elinchrom Bridge, per USB-Kabel an den PC anzuschließen, die Blitzeinheiten bequem per Computer steuern und einstellen kann – bequem beim Tethered-Shooting. Das funktionierte im Prinzip auch sehr gut, allerdings gab es öfters ärgerliche Verbindungsabbrüche. Hier müssen wir wohl auf ein neues Softwarerelease warten. Hilfreich war wiederum, dass die ELCs im Display auch über die Blitzdauer (Abbrennzeit T0,1) informieren. Oder dass den Blitzköpfen unterschiedliche „Ready“-Signale zugeordnet werden können. Die eingebauten Lüfter liefern normalerweise nicht, sondern schalteten sich nur bei schnellen Blitzfolgen und Abrufen großer Blitzleistung zu, waren dann aber deutlich hörbar.

Die Rückseite der Blitzköpfe ist klar strukturiert und das Display ist hervorragend ablesbar. Die Menüs sind selbsterklärend und lassen eine individuelle Konfiguration zu.

Die Rückseite der Blitzköpfe ist klar strukturiert und das Display ist hervorragend ablesbar. Die Menüs sind selbsterklärend und lassen eine individuelle Konfiguration zu.

Fazit

Alles in allem erwiesen sich die beiden Blitzköpfe ELC 125 und ELC 500 im Test als zuverlässige Arbeitspferde, die in der täglichen Fotopraxis feinfühlig und kreativ einsetzbar waren. Die Bedienung ist einfach und selbsterklärend, die Lichtausbeute insbesondere beim ELC 500 – auch beim Gegen-die Sonne-Fotografieren auf der Terrasse – immer mehr als ausreichend und die Lichtverteilung sehr homogen. Das kompakte ELC-Set hat uns vollends überzeugt und erhält eine dicke Empfehlung.

Elinchrom ELC 125 /500

Hersteller Elinchrom GmbH
Vertrieb www.elinchrom.de
Preise [UVP] 680 € (ELC 125), 913 € (ELC 500)

Technische Daten/Ausstattung
Blitzgerätetyp Studioblitzgerät mit Netzbetrieb
Synchronmodi
Kamerahersteller Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus/Panasonic, Pentax, Sony via Transmitter Pro
Bajonett für Lichtformer Elinchrom
Manuell-Modus Normal, HSS
TTL-Modus Normal, HSS
Leistung 131 bzw. 522 Wattsekunden
Blitzfolgezeit maximal 1 s bei voller Leistung
Leuchtzeit 1/625 s bis 1/7.750 s (ELC 125), 1/250 s bis 1/9.430 s (ELC 500)
Einstelllicht LED 20 Watt (Äquivalent 120Watt)
Leistungseinstellung 5 F-Stops, 0,1-4,3 (ELC 125); 7 F-Stops, 0,1-6,3 (ELC 500)
Schutzglocke
Anschlüsse 3,5mm-Buchse für Synchronkabel, USB für Firmwareupdate 16,7 cm x 26,3 cm x 23 cm (ELC 125), 16,7 cm x 26,3 cm x 28 cm (ELC 500)
Gewicht 2.000 g (ELC 125), 2.500 g (ELC 500)

Besonderheiten

USB-Buchse für Firmwareupdate, Rollei Bluetooth App (iOS, Android)

Lieferumfang
Schutzkappen, Aufnahme für Schirmbefestigung 7-8 mm, Blitzkabel

Zubehör
Funksender Transmitter Pro für Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus, Pentax, Panasonic, Sony: 215 €, diverse Lichtformer, Reflektoren und Stative

Weitere Informationen unter https://www.elinchrom.de/

Der Transmitter Pro (rechts im Bild) ist robust gebaut und lässt sich einfach bedienen. Die Elinchrom Bridge (links im Bild) verbindet die Blitzeinheiten mit dem PC. Die Studio-Software arbeitete im Test nicht immer zuverlässig und verlor den Kontakt zu den Blitzeinheiten.
Der Transmitter Pro (rechts im Bild) ist robust gebaut und lässt sich einfach bedienen. Die Elinchrom Bridge (links im Bild) verbindet die Blitzeinheiten mit dem PC. Die Studio-Software arbeitete im Test nicht immer zuverlässig und verlor den Kontakt zu den Blitzeinheiten.

Der Transmitter Pro (rechts im Bild) ist robust gebaut und lässt sich einfach bedienen. Die Elinchrom Bridge (links im Bild) verbindet die Blitzeinheiten mit dem PC. Die Studio-Software arbeitete im Test nicht immer zuverlässig und verlor den Kontakt zu den Blitzeinheiten.