Vielseitiger Allrounder
Mehr als nur ein Standardzoom – mit dem 17-70mm F2.8 Di III-A VC RXD macht Tamron sein revolutionäres Objektiv nun auch für Fuji-X-Fotografen verfügbar und liefert ein vielseitiges Immer-dabei-Objektiv, das uns im Praxistest überzeugte.
von Benjamin Lemm © Fotos Benjamin Lemm

Standard-Zoomobjektive sind bei vielen Fotografen ob ihrer Vielseitigkeit und oftmals kompakten Bauweise ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung. Sie sind oft dann das Werkzeug der Wahl, wenn man beim Fotografieren schnell und flexibel sein und nicht gleich ein ganzes Arsenal an Festbrennweiten mitschleppen möchte. Klar – für die optimale Bildqualität und ein schönes Bokeh empfehlen sich oftmals doch eher Festbrennweiten. Aber die Qualität von Zoomobjektiven ist in den letzten Jahren so gut geworden, dass sich mit dem bloßen Auge hier kaum noch Unterschiede ausmachen lassen. Das Problem vieler Standardzooms ist jedoch häufig ein fehlendes Maß an Brennweite, das die „teligeren“ Bereiche des Fotografiespektrums abedeckt.
Wie oft passiert es, dass man mit einem solchen Objektiv unterwegs ist und sich an der ein oder anderen Stelle doch noch ein wenig mehr Brennweite im Telebereich wünscht? Uns jedenfalls geht es immer wieder so – und genau in diese Kerbe schlägt Tamron mit dem 17-70mm F2.8 Di III-A VC RXD, das seit 2021 bereits für Sony E-Mount erhältlich ist und nun auch für den Fujifilm X-Mount (UVP 1.099 Euro): das erste und einzige Objektiv, das den Brennweitenbereich von 17-70mm (Kleinbildäquivalent 25,5-105mm) bei hoher Lichtstärke f/2.8 abdeckt. Wir haben es umfassend für Sie getestet.
Verarbeitung und Haptik
Das Tamron bietet einen simpel gehaltenen, minimalistischen Objektivaufbau ohne Schnick- Schnack, ist sauber und solide verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck. Bei Maßen von 119,3 x 74,6 mm im eingefahrenen Zustand bei einem Gewicht von 530 g ist es zudem sehr leicht und kompakt, was es zum perfekten Immer-dabei-Objektiv macht. Dies liegt auch daran, dass der Hersteller bei der Konstruktion auf schwere Metalle verzichtet und vor allem hochwertige Kunststoffe verwendet hat, was dem allgemeinen Qualitätsgefühl aber keinen Abbruch tut. Der breite, gummierte Zoomring ist griffig und läuft sämig und weich. Der Fokusring hingegen fällt etwas schmal aus und könnte in unseren Augen noch ein wenig breiter sein, erfüllt aber seinen Zweck und lässt sich ebenfalls gut verstellen, ohne zu leichtgängig zu sein.
Die tulpenförmige Gegenlichtblende sitzt sicher und ohne zu wackeln an der Objektivfront und lässt sich, um beim Transport Platz zu sparen, auch umgekehrt vorne auf das Objektiv schrauben.
Ausstattung
Das Objektiv vereint 16 Linsen in zwölf Gruppen bei Innenfokussierung, die Naheinstellgrenze ist mit 19 cm im Weitwinkel und 39 cm im Tele recht gering und erlaubt einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,8. Die Filtergröße liegt bei 67 mm. Weiterhin ist das Gehäuse gegen Spritzwasser geschützt. Das Objektiv verfügt übrigens über keinerlei Schalter oder Knöpfe – ein kleiner Wermutstropfen, erleichtern Features wie ein Schalter zum Wechseln zwischen Autofokus- und Blendenring oder ein Fokus-Haltebutton den Fotografiealltag doch zuweilen deutlich.
Die kleinste Blende des Objektivs beträgt f/22 und erlaubt schon ab f/5.6 recht hübsche Sonnensterne. Zu erwähnen ist außerdem das optische Stabilisationssystem des Objektivs, das vor allem Fuji-X-Fotografen mit Kamerasystem ohne IBIS freuen und ihnen das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich erleichtern sollte.
Autofokus
Beim Fokusmotor des Tamron 17-70mm F2.8 Di III-A VC RXD handelt es sich um einen RXD-Autofokus, der recht leise, wenn auch nicht komplett lautlos agiert und auch schnell bewegliche Motive zügig und zielsicher einfängt. Damit ist der Fotograf für die meisten fotografischen Disziplinen, wie zum Beispiel die Porträtfotografie in Bewegung oder auch das Ablichten von Fahrzeugen in der Straßenfotografie, gewappnet und auch sportliche Aufnahmen sollten damit möglich sein.
Blick auf die Konkurrenz
Im Brennweitenbereich 17-70mm bei einer Blende von f/2.8 gibt es für Fujifilm X-Mount kein vergleichbares Objektiv. Das macht das Tamron 17-70mm F2.8 Di III-A VC RXD gerade so interessant. Fuji selbst bietet hier das Fujifilm XF 16-55mm F2.8 R LM WR (UVP: 1.299 Euro), das zwar die gleiche Lichtstärke bietet, aber im Tele-Bereich deutlich eingeschränkter ist. Weiterhin zu nennen ist außerdem das Fujifilm XF 16-80mm F4 R OIS WR (UVP: 849 Euro), das sogar über ein wenig mehr Brennweite verfügt als das Tamron, mit Blende F4 aber deutlich weniger lichtstark daherkommt. Wenn man so will, verbindet das Tamron-Objektiv hier also das Beste aus beiden
Welten.
Die Bildqualität
Chromatische Aberration und Verzeichnung
Das Objektiv zeigt bei harschen Lichtverhältnissen leichte chromatische Aberrationen, die sich in der Postproduktion aber leicht korrigieren lassen. Im Weitwinkel weist es außerdem eine deutlich erkennbare tonnenförmige Verzeichnung auf, die sich mit zunehmender Brennweite korrigiert und schließlich in eine leichte, kissenförmige Verzeichnung im Telebereich übergeht.
Vignettierung
Bei Offenblende weist das Objektiv vor allem im Weitwinkelbereich eine klar erkennbare Vignettierung auf, die sich beim Abblenden deutlich reduziert, aber nie ganz verschwindet.
Bokeh
Das Bokeh des 17-70mm F2.8 Di III-A VC RXD ist eine wirklich positive Überraschung, denn es ist gerade für ein Zoomobjektiv angenehm cremig und weich. Die Bokeh-Bälle können in den Spitzlichtern zuweilen etwas harsch daherkommen, sind dafür auch zum Rand hin aber sehr rund und zeigen keinen nennenswerten Onion-Ring-Effekt. Insgesamt handelt es sich hier um ein wirklich tolles Bokeh, das wir so nicht erwartet hätten.
Schärfe
Das Objektiv ist in der Mitte in allen Brennweitenbereichen schon bei Offenblende sehr scharf und steigert sich mit jedem Abblenden noch einmal. Zum Rand hin ist es ein wenig schwächer, zeigt hier aber insgesamt eine sehr gute Schärfe. Im Blendenbereich f/5.6 -f /11 ist das Objektiv hier am stärksten.
Das Objektiv in der Praxis
In der Praxis erwies sich das Tamron 17-70mm F2.8 für Fujifilm X-Mount als ein vielseitiges und potentes Werkzeug, das sich für eine große Bandbreite an fotografischen Disziplinen eignet. So waren wir mit dem Objektiv, kombiniert mit einer Fujifilm X-T4, unter anderem zur Oldtimer-Schau beim Classic Remise in Düsseldorf, wo die meisten der hier gezeigten Fotos entstanden sind – und waren von den vielen Möglichkeiten des Brennweitenbereichs begeistert. Schnell wurde uns klar: Wenn wir an einer APS-C-Kamera für den Rest unseres Lebens nur ein Objektiv nutzen könnten, dann wäre es wahrscheinlich dieses, weil es sich für die meisten fotografischen Disziplinen hervorragend eignet – von der Porträtfotografie über die Landschafts- bis zur Straßenfotografie – und genügend Lichtstärke mitbringt, um auch bei schlechteren Lichtverhältnissen zu fotografieren oder Motive vor einem tollen Bokeh freizustellen.
Mit dem 17-70mm F2.8 Di III-A VC RXD ist Tamron ein vielseitiges Zoomobjektiv gelungen, das sowohl Fotografieanfängern, die sich kein umfangreiches Objektivarsenal zulegen wollen, als auch fortgeschrittenen Fotografen und Profis, die unterwegs Platz sparen und dennoch flexibel sein wollen, gefallen sollte. Die bislang einzigartige Kombination aus Brennweitenbereich, Lichtstärke und Bildqualität hat uns auf ganzer Linie überzeugt. Klare Kaufempfehlung!

Ich habe Anfangs erst ein wenig gezögert, in erster Linie wegen dem “fehlenden” Blendenring. Seit Anfang Februar gehört das 17-70mm nun zu meinem Arsenal und ist zu meinem neuen Immer-Drauf geworden.
Meine Kaufempfehlung!
Auf jeden Fall – ein tolles Objektiv, das sehr viel Spaß macht und mit dem sich so gut wie alles fotografieren lässt. :) Viele Grüße!
Das Objektiv ist wirklich meine Überraschung des Jahres. Habe es mir spontan auf der Photopia gekauft und bin begeistert. Das nun Tamron und Sigma im X-Mount die Auswahlmöglichkeit erweitern ist für das Fuji-Ökosystem hervorragend. Bin schon gespannt was sonst noch auf den Markt kommen wird. Denn die Preispolitik von Fuji ist m.E. sehr ambitioniert. Konkurrenz belebt das Geschäft. Und das 17-70 mm ist nun mein Immerdrauf.