Außergewöhnliches Zoomobjektiv
Das Tamron 20-40mm F/2.8 Di III VXD für Sony E-Mount deckt einen recht ungewöhnlichen Brennweitenbereich ab. Dabei weiß es vor allem in Sachen Bildqualität durchaus zu überzeugen.
© Fotos Tamron
Wer vornehmlich weitwinklig fotografiert, zum Beispiel in der Landschafts- oder Architekturfotografie, nutzt gerne Zoomobjektive, um den Bildausschnitt flexibel gestalten zu können. Denn gerade zu den Rändern hin ist die Möglichkeit des Zoomens in der Bildgestaltung hilfreich, zum Beispiel, wenn man bestimmte Subjekte gezielt aus dem Foto ausklammern will. Mit dem 20-40mm F/2.8 Di III VXD für Sony E-Mount (UVP 999 Euro) hat Tamron Ende 2022 ein etwas unkonventionelles Zoomobjektiv auf den Markt gebracht, das mit einem Brennweitenbereich von 20-40 mm recht weinwinklig, aber eben nicht ultraweitwinklig daherkommt, dafür aber auch einen etwas enger gefassteren Bildausschnitt abdecken kann. Wir haben das Objektiv umfassend für Sie getestet.

Verarbeitung und Haptik
Das Tamron 20-40mm F/2.8 Di III VXD ist mit Maßen von 74,4 mm x 86,5 mm und einem Gewicht von 365 g ein sehr kleines und leichtes Vollformat-Zoomobjektiv. Dabei wirkt das Kunststoffgehäuse insgesamt gut und sauber verarbeitet. Der Fokusring aus Plastik sowie der gummierte Zoomring sind griffig, machen aber einen etwas weniger wertigen Eindruck, was durch ein leichtes Schleifen des Zoomrings beim Aus- und Einfahren unterstrichen wird. Eigentümlich hierbei ist, dass das Objektiv in eingefahrenem Zustand die höchste Brennweite von 40 mm abdeckt und beim Ausfahren immer weitwinkliger wird.
Das Objektiv liegt fest und sicher am Kameragehäuse an. Die tulpenförmige Gegenlichtblende lässt sich zuverlässig an der Objektivfront anbringen und für den Transport auch umgekehrt darüber stülpen und arretieren. Insgesamt handelt es sich hierbei nicht um die hochwertigste Objektivkonstruktion, was man zugunsten des geringen Gewichts aber gerne in Kauf nimmt.
Ausstattung
Das Objektiv vereint zwölf Linsen in elf Gruppen bei Innenfokussierung und einer Naheinstellgrenze von 17 cm (Brennweite 20 mm) bei einem bestmöglichen Darstellungsverhältnis von 1:3.8. Die kleinste Blende beträgt f/22.

Im Übrigen verfügt das Objektiv über keinerlei Tasten und Knöpfe, was schade ist, weil es die Bedienung der Kamera weniger bequem macht. Lediglich ein USB-C-Port ist am unteren Objektivende zu finden, über den sich Firmware-Updates auf das Objektiv spielen lassen.
Auch ein optischer Stabilisator ist nicht vorhanden, was Sony-Fotografinnen und -Fotografen aufgrund der in den meisten Vollformat-Kameras der Marke verbauten, exzellenten Stabilisatoren allerdings gut verkraften dürften. Das Objektiv ist zudem umfassend gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Die Filtergröße beträgt – typisch Tamron – 67 mm.
Autofokus
Der Autofokus des Tamron 20-40mm F/2.8 Di III VXD verhält sich im Single-Autofokus-Modus recht träge, agiert im Continous-Autofokus aber deutlich schneller und ist so flink unterwegs, dass sich auch schnell bewegliche Objekte mit ihm einfangen lassen. Dabei verhält sich der VXD-Linearmotor vollkommen geräuschlos.
Der Bildausschnitt verschiebt sich beim Fokussieren ein wenig, wenn auch nicht übermäßig (Focus Breathing), was semiprofessionelle Videografen wahrscheinlich verschmerzen können.

Die Bildqualität
Chromatische Aberration und Verzeichnung
Das Objektiv wies in unserem Test nur minimal sichtbare chromatische Aberrationen auf, die in der Praxis eigentlich nie ins Gewicht fallen.
Bei abgeschalteten Korrekturen weist das Objektiv im Weitwinkelbereich (20 mm) eine leichte, tonnenförmige Verzeichnung auf, die sich im mittleren Brennweitenbereich von 30 mm ausgleicht und dann in eine kissenförmige Verzeichnung übergeht. Dies hat in der Praxis aber eigentlich keine Relevanz, weil die digitalen In-Kamera-Korrekturen diese wunderbar ausgleichen.
Schärfe
Im Weitwinkel bei 20 mm Brennweite und Offenblende f/2.8 ist das Objektiv in der Mitte schon superscharf, verhält sich zum Rand hin allerdings etwas schwächer. Beim Abblenden steigert sich hier die Performance bis zu einer sehr guten, aber nie optimalen Schärfe. Bei Brennweite 40 mm ist es in der Mitte bei Offenblende ebenfalls überragend scharf, am Rand aber deutlich schwächer. Auch hier verbessert sich die Schärfeperformance zum Rand hin beim Abblenden deutlich und ist bei Blende f/8 sehr gut.
Insgesamt ist die Schärfeperformance des Objektivs sehr gut, wenn auch nicht überragend. Von einem solch weitwinkligen Objektiv wünscht man sich zum Rand hin je nach Anwendungsgebiet eventuell ein wenig mehr Schärfe.
Bokeh
Das Bokeh des Objektivs wirkt insgesamt relativ weich und angenehm. Die Bokeh-Bubbles sind zum Rand hin recht unregelmäßig, wirken leicht abgeschnitten und zeigen einen deutlich sichtbaren Onion-Ring-Effekt. Insgesamt kann man mit dem Bokeh hier durchaus zufrieden sein, auch, wenn es bei einem Weitwinkelobjektiv sowieso meist nicht so stark ins Gewicht fällt.
Vignette
Bei einer Brennweite von 20 mm weist das Objektiv bei Offenblende f/2.8 eine deutlich sichtbare Vignette auf, die beim Abblenden verschwindet. Bei einer Brennweite von 40 mm ist die Vignette bei Offenblende weniger stark ausgeprägt.

Mit seinem Brennweitenbereich von 20-40 mm eignet sich das Objektiv sehr gut für Videoblogger.
Das Objektiv in der Praxis
In der Fotopraxis erwies sich das Tamron 20-40mm F/2.8 Di III VXD als durchaus interessant und vielseitig. Als störend empfanden wir dabei zuweilen den „Nichts-Halbes-und-nichts-Ganzes-Faktor“ des Objektivs – denn für richtige Ultraweitwinkelaufnahmen gereicht es ebenso wenig wie zur klassischen Subjektfotografie, bei der man ein bestimmtes Motiv in den Vordergrund des Bildes rückt. Dennoch ist der Einsatz in einer Vielzahl von Situationen denkbar. Mögliche Anwendungsbereiche reichen von der Streetfotografie über die Architekturfotografie bis hin zur Landschaftsfotografie. Tamron vermarktet das Objektiv außerdem als Vlogging-Objektiv, was aufgrund seines Brennweitenbereichs und des kleinen und leichten Formfaktors durchaus Sinn macht. Den Ansprüchen von professionellen Filmern sollte es hingegen eher nicht genügen.
Fazit
Insgesamt handelt es sich bei dem Tamron 20-40mm F/2.8 Di III VXD um ein solides Objektiv, das vor allem mit seiner sehr guten Bildqualität überzeugen kann. Der spezielle Brennweitenbereich lässt allerdings die Frage nach der genauen Zielgruppe offen. Am ehesten ist das Objektiv wohl tatsächlich Videobloggern zu empfehlen, die sich selbst gerne und viel im Selfie-Modus filmen. Gerade Größe und Gewicht des Objektivs sind hierfür ein klares Plus.
Typ Weitwinkel-Zoomobjektiv
Hersteller Tamron
Vertrieb www.tamron.eu
Preis [UVP] 999 €
Abmessungen 74,4 x 86,5 mm (Ø x H)
Gewicht 365 g
Technische Daten/Ausstattung
Objektivbajonett Sony E-Mount
Brennweite, Lichtst. 20-40 mm, F2.8
Linsengruppen und Elemente 11 – 12
Kleinste Blende f/22
Abgedichtetes Bajonett ja
Spritzwassergeschützt ja
Autofokus ja
Bildstabilisator –
Naheinstellgrenze 17 cm (W) – 29 cm (T)
Abbildungsmaßstab 1:3,8 (W) – 1:5.1 (T)
Blendenlamellen 9
Filtergröße 67 mm
Gegenlichtblende ja
Objektivtasche –
Testergebnisse (max. 10 Punkte)
geom. Verzeichnungen 8
chrom, Aberration 10
Vignettierung 8
Bokeh 8
Schärfe 8


Auf einen Blick
+ kleiner und leichter Objektivaufbau
+ sehr gute Bildqualität
+ kaum Focus Breathing
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