Ein unwirklicher Ort

Staubwolken und Hitze, Puppenköpfe und Autoreifen, Graffiti und Campingwagen – das ist Slab City, ein anarchischer, künstlerischer und brennend heißer Ort, der wie ein Magnet auf den Fotografen Stefan Frenz wirkt.

Von Jamari Lior
© Fotos Stefan Frenz

 

Wir befinden uns in der Colorado-Wüste im Imperial County in Kalifornien, etwa 150 Meilen entfernt von San Diego. Einst gab es hier eine Militärbasis, heute nur noch Campingwagen – das ist das Setting für Stefans Fotostrecke.

East Jesus – Campingwagen

Slab City, Platten-Stadt, das klingt nach einem seltsamen Ort. Erzähl uns mehr.

Slab City gleicht einer Geisterstadt, einem aus Müll entstandenen Trailerpark auf einer stillgelegten Militärbasis, der weder an die Kanalisation noch ans Stromnetz angeschlossen ist. Slab City – das ist der Ort, an dem man sein kann, wer auch immer man sein möchte oder wer auch immer man ist. Alt-Hippies, Aussteiger, Exzentriker, Künstler und Rebellen haben sich ihre eigene kleine Stadt gebaut und leben zusammen in einer freien Gemeinschaft, fernab von Mieten, Gesetzen und Politikern. „The last free place on earth” – „der letzte freie Ort der Welt“ wird Slab City genannt. Jeder hier Lebende hat sich bewusst dafür entschieden und baut sich seine eigene kleine Welt auf. Es ist nicht immer einfach, das Leben in der unerbittlichen Hitze. Und trotzdem hat man das Gefühl, die Menschen hier sind glücklich. Ein Aussteigerparadies für verlorene Seelen.

Das klingt, als wärest du richtig beeindruckt. Was fasziniert dich an Slab City?

Man hat hier tatsächlich noch das Gefühl, frei sein, ein Leben ohne Regeln und Vorschriften führen zu können. Mich fasziniert, wie die Leute hier leben, wie wenig dafür notwendig ist und welche unglaubliche Kunst hier entstanden ist in den letzten Jahren. East Jesus zum Beispiel, eine Anlage, die von Künstlern gestaltet wurde, ist ein anarchistischer Ort, an dem Kunst aus allem gemacht wird, was sich anbietet. Alte Toiletten, kaputte Autos, Farbtöpfe, Puppen und viele andere Dinge werden hier zu skurriler und absurder Kunst verarbeitet. Man kann kaum glauben, was dort entstanden ist. Man hat das Gefühl, in einem verrückten Mad Max-Film zu sein. Das fasziniert mich und ließ mich mehrmals dorthin zurückkehren.    …

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