Powerhouse für Einsteiger
Mit der M50 Mark II hat Canon seinen Kassenschlager neu aufgelegt und baut dessen Tugenden aus: Einsteigerfreundlichkeit, ein leistungsfähiges Autofokussystem und ein vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis.
von Benjamin Lemm
© Fotos picture republic

Die Canon M50 wurde seit ihrem Release 2018 aufgrund ihrer Features und des unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses sehr häufig als DIE DSLM-Einstiegskamera gehandelt. Da die kompakte Systemkamera damals schon exzellente Videos lieferte, wurde sie gerade für Videoblogger immer wieder empfohlen und erfreute sich unter Youtubern und Hobbyvideografen großer Beliebtheit. Mit der M50 Mark II versucht Canon diese Erfolgsgeschichte nun weiterzuschreiben. Aber lohnt sich das Upgrade? Wir haben die Kamera ausführlich getestet. Passend zu unserem Videospecial ab Seite 62 fand der Video-Modus dabei noch einmal besondere Beachtung.
Ausstattung und Ergonomie
Mit Maßen von 11,6 x 8,8 x 5,9 cm und einem Gewicht von 387 g (Body inklusive Akku und Speicherkarte) ist die Canon M50 Mark II eine kompakte DSLM mit angenehmem Handling. Hierfür sorgt vor allem der gummierte Griff, der wunderbar in der Hand liegt und eine gute Kontrolle über die Kamera bietet. Die Verarbeitung des Polykarbonatgehäuses wirkt hochwertig, kommt aber an die eines Magnesiumbodys nicht heran. Rein optisch gleicht die Canon M50 Mark II dabei dem Vorgänger wie ein Ei dem anderen: Das Gehäuse und die Bedienknöpfe sind identisch. Auf der rechten Kameraschulter versammeln sich neben dem Modus-Wahlrad und dem Auslöser der Video-Aufnahme-Button, der On-Off-Schalter sowie eine programmierbare Multifunktionstaste. Das außerdem um den Auslöser platzierte Einstellrad ist sehr leichtgängig – hier hätte ein wenig mehr Widerstand dem Qualitätsgefühl gutgetan. Auch verstellte sich das Rad im Eifer des Gefechts mehrfach unbemerkt, was zu ungewollten Blenden- oder Verschlusszeit-Einstellungen führte. Ansonsten bieten die Bedienbuttons einen klaren und angenehmen Druckpunkt und sind gut erreichbar.
Die Kamera-Rückseite wird größtenteils von dem um 180° schwenk- und um 270° drehbaren Drei-Zoll-Touchscreen in Beschlag genommen. Dieser bietet mit 1.040.000 Bildpunkten eine gute Schärfe und schlägt sich bei maximaler Helligkeit auch bei starker Sonneneinstrahlung gut. Sollte dieses dennoch nicht ausreichen, kann der Nutzer auf den Sucher mit 2.360.000 Bildpunkten zurückgreifen. Dieser verfügt über einen Dioptrienausgleich und ist dank des Pupillenabstandes von 22 mm auch für Brillenträger gut zu verwenden.
Durch das einfach gehaltene, übersichtliche Canon-Menü lässt es sich, auch mithilfe der Touch-Funktion, leicht und intuitiv navigieren. Rechts neben dem Touchscreen befinden sich jeweils ein Info-, Menü- und Wiedergabebutton sowie das Bedienkreuz zur Anwahl von Blitz, Fokus, Belichtungskorrektur und Löschfunktion. Auf der rechten oberen Seite sind außerdem die Tasten für Lupen- und AF-Messfeld-Funktion angebracht. Ein kleiner Aufhellblitz ist ebenfalls, oberhalb des Suchers, in die Kamera integriert, der Blitzschuh ermöglicht eine Erweiterung mit einem Aufsteckblitz oder – wichtig fürs Filmen – das Aufstecken eines externen Mikrofons.
Ein Micro USB- (2.0) und ein HDMI-Anschluss (Micro – Type D) sind auf der rechten Kameraseite gemeinsam hinter einer dünnen Gummiabdeckung verstaut. Letzterer ist nun übrigens in der Lage, Clean HDMI ohne Kamera-Daten auszuspielen, was für das Streamen über ein externes Aufnahmegerät von Vorteil ist.
Der Mikrofonanschluss für 3,5 mm Klinke ist auf der linken Seite hinter einer etwas billig wirkenden Plastikklappe verborgen. Leider ist der Ort etwas unglücklich gewählt: Möchte man das Display im ausgeklappten Zustand in die Horizontale drehen, während ein externes Mikrofon eingesteckt ist, verhindert der Klinkenstecker die Rotation. Der Anwender muss das Display zunächst um 90° Richtung Kamera klappen, um die Rotation zu ermöglichen und kann es erst danach in die angedachte Position bringen – ein sehr umständliches Unterfangen, das eine Justierung während des Filmvorgangs nahezu unmöglich macht.
Für unseren Test konnten wir die Objektive F-M 15-45mm f/3.5-6.3 IS STM (Kit-Objektiv) und EF-M 32mm f/1.4 STM nutzen, die in Verbindung mit der Kamera einen ausgezeichneten Job machten. Zusätzlich stehen für die Kamera die sechs weiteren herstellereigenen Objektive der EF-M Objektivereihe sowie, über einen Adapter, sämtliche Objektive der EF Serie zur Verfügung. Ausgestattet ist die M50 Mark II zudem mit einem 24.1 MP CMOS Sensor, der in Verbindung mit dem Digic 8 Prozessor für die von Canon gewohnten, natürlichen Farben und kontrastreichen Bilder und Videos sorgt. Die ISO lässt sich dabei problemlos bis zu einem Wert von 1600 hochschrauben – danach beginnt das Bild zunehmend zu rauschen – höher als ISO 6400 sollte man hier auf keinen Fall gehen.
Autofokus und Bildstabilisator
Beim Autofokus handelt es sich um das Canon Dual Pixel CMOS AF System, das bereits in der M50 Mark I verbaut war und auch in den Profikameras von Canon zum Einsatz kommt. Im Unterschied zum Vorgänger ist dieses nun allerdings auch in der Lage, Augen zu erkennen und nicht mehr nur Gesichter. Genutzt werden können hier, abhängig vom Objektiv, zwischen 99 und 143 individuelle AF-Punkte. Praktisch ist die intuitive Navigation des Fokusses über den Touchscreen – übrigens auch möglich, wenn man durch den Sucher schaut. Während des Tests schlug sich der Autofokus sehr gut und saß bei Einzelbildaufnahmen immer präzise und sicher. Bei beweglichen Motiven und AF-C bei 7,4 Bildern pro Sekunde machte der Autofokus ebenfalls einen guten Job und produzierte kaum Ausschuss. Bei schnell beweglichen Objekten, die sich auf die Kamera zu oder von ihr weg bewegten tat sich der Autofokus allerdings – möglicherweise auch durch den relativ langsamen Fokusmotor des Kit-Objektives limitiert – deutlich schwerer.
Bei der Bildstabilisation muss sich der Nutzer auf den optischen Stabilisator der EF-Objektive verlassen, denn einen IBIS besitzt die M50 Mark II nicht. Wir nutzten für unseren Test vor allem das EF-M 15-45mm f/3.5-6.3 IS STM Kit-Objektiv, dessen Stabilisator immerhin 3,5 Stufen verspricht, in der Fotografie für eine gute Stabilisation sorgte und Bilder aus der Hand mit bis zu 1/6 s im Weitwinkel und 1/15 s im Tele verwacklungsfrei zuließ. Im Videobereich hingegen waren die Stabilisationsergebnisse allenfalls ok – aber dazu gleich mehr.
Video
Die M50 Mark II beherrscht 4K-Video mit 25p, Full HD in bis zu 60p und HD in bis zu 120p für smoothe Slow Motion-Sequenzen, wie sie mittlerweile zum kleinen 1×1 der Videoblogger gehören. Bei der Qualität der jeweiligen Aufnahmeformate gibt es allerdings einige Unterschiede und wer in 4K filmen möchte, muss ein paar Kompromisse eingehen: Zunächst erhält man beim Wechsel von Full HD auf 4K einen sehr starken Crop (x1,5). Vor allem aber ist in 4K der zuvor gelobte Dual Pixel Phasen-Autofokus nicht mehr aktiv und wird durch einen Kontrastautofokus ersetzt, der wesentlich langsamer reagiert und während unseres Tests teilweise große Probleme hatte, bewegliche Objekte scharf zu stellen. Wer durchgehend in 4K filmen möchte, sollte sich hier definitiv anderweitig umschauen. Für die allermeisten Filmer sollte Full HD auch im Jahr 2021 allerdings vollkommen ausreichend sein. Und hierfür eignet sich die M50 Mark II wunderbar.
Die bereits erwähnte Stabilisation des Kit-Objektivs reicht für handgehaltene, statische Filmsequenzen vollkommen aus. Sobald die Kamera sich allerdings bewegt, zum Beispiel für Schwenks beim Gehen mit der Kamera, kann es schon mal etwas wackelig werden. Wer etwas filmischer unterwegs ist und saubere Kamerafahrten realisieren möchte, sollte auf jeden Fall für externe Stabilisation sorgen, zum Beispiel mit einem Gimbal. Mehr hierzu lesen Sie auch in unserem Videoartikel ab Seite 62.
Wer ernsthaft Videoblogging betreiben möchte, sollte sich außerdem ein externes Mikrofon zulegen, das sich über den erwähnten 3,5 mm Klinkenanschluss mit der Kamera verbinden lässt – denn das integrierte Mikrofon ist allenfalls Mittel zum Zweck und liefert – wie für solche In-Body-Mikrofone üblich – eher bescheidene Soundqualität. Über einen Kopfhöreranschluss verfügt die M50 Mark II übrigens nicht, was für Filmer, die die Qualität des aufgezeichneten Tons vor Ort überprüfen wollen, sehr schade ist.
Im Videomodus gibt es nun zusätzlich zu dem physikalischen Aufnahme-Button auf der Kameraoberseite einen digitalen Aufnahme-Button auf dem Touchscreen. Dieser ist ein wenig angenehmer zu bedienen und gerade, wenn man sich selbst filmt, leichter zu erreichen. Übrigens lassen sich mit der neuen Mark II jetzt auch vertikale Videos produzieren, die nicht erst in der Nachbearbeitung gedreht werden müssen – ein nettes Feature für Social Media-Blogger.
Mit der EOS M50 Mark II hat Canon eine vielseitige Einsteiger-DSLM geschaffen, die im Vergleich zu ihrem beliebten Vorgänger noch einmal um Nuancen verbessert wurde. Somit ist auch die M50 Mark II eine wirklich gute Kamera für Fotografie- und Videografieeinsteiger, die aufgrund ihres tollen Preis-Leistungsverhältnisses unsere Empfehlung erhält.
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