Perfekter Systemstart

Mit der neuen Z7 hat Nikon einen Volltreffer gelandet und auf Anhieb ein ausgereiftes neues Kamerasystem aus der Taufe gehoben. Neben der gelungenen Vollformat-Systemkamera haben auch die neuen Z-Objektive einen großen Anteil daran.

Von Hans-Günther Beer © Fotos Hans-Günther Beer

Neben einem HDMI-Anschluss Typ B besitzt die Nikon eine USB-C-Buchse sowie Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer.

Kaum eine Kamera-Neuerscheinung hat in den letzten Jahren so viel Staub aufgewirbelt wie die der neuen Z7 von Nikon. Zumal der Hersteller – wie seinerzeit Sony bei der ähnlich turbulenten Vorstellung der α7-Serie vor fünf Jahren – gleich auch den kleineren Bruder, das demnächst lieferbare Modell Z6, ankündigte. Das klare Signal lautet: Hier kommt nicht nur eine neue Systemkamera, sondern gleich ein komplett neues Kamerasystem. Bei der Entwicklung der Z7 und des dazugehörenden Systems konnte man viele alte Zöpfe abschneiden und hat sich unter anderem für ein komplett neues, deutlich größeres Bajonett entschieden. Statt 44 mm besitzt dieses nun einen Innendurchmesser von 55 mm, was beispielsweise völlig neue Möglichkeiten bei der Objektivkonstruktion eröffnet (siehe weiter unten). Ziel war eindeutig, alle Optionen und Features, die eine Systemkamera mit Vollformat-Sensor heute bieten muss, um konkurrenzfähig zu sein, möglichst perfekt umzusetzen. Dazu gehört nach Nikon-Lesart bei der Z7 ein hochauflösender 45 Megapixel-Sensor plus neuem, leistungsstarkem Prozessor, ein im Gehäuse eingebauter Bildstabilisator, ein leistungsfähiger Hybridautofokus, professionell nutzbare Videofunktionen und eine bestmögliche Kompatibilität mit dem schon existierenden Zubehör und vor allem dem riesigen Objektivprogramm. Nikon bietet deshalb den entsprechenden FTZ-Adapter in einem Bundel gleich mit an, UVP der Kombination: 3.849 €.

Das Display auf der rechten Kameraschulter ist auch unter extremen Lichtverhältnissen sehr gut abzulesen.

Gehäuse und Bedienelemente

Der sehr gut verarbeitete Body der Z7 strahlt Solidität und Stabilität aus, ist nur minimal größer, aber etwas höher als das Gehäuse der Sony α7 RIII, liegt aber deutlich besser, nämlich sehr gut, in der Hand. Dies ist vor allem dem gut ausgeformten, vergleichsweise tiefen Handgriff geschuldet. Die Rückseite wird dominiert von dem großen, nach unten und oben klappbaren Touchscreen, der eine Auflösung von 2,1 Megapixel offeriert und im Test durch seine Schärfe und die kontrastreiche und helle Wiedergabe überzeugte. Eine Tastenleiste neben dem Display wie bei der D850 hatte natürlich keinen Platz mehr, jedoch finden sich in Form und Anordnung Nikontypische, ergonomisch geformte und angeordnete Bedienelemente wie etwa Joystick, i-Button, Bedienkreuz Platz, die zwar alle etwas enger zusammenrücken mussten, sich dennoch treffsicher bedienen lassen. Die Oberseite des kompakten und aufwendig gedichteten Gehäuses wirkt sehr aufgeräumt und wird auf der rechten Schulter dominiert von dem zwar recht kleinen, aber selbst bei hellem Umgebungslicht exzellent ablesbaren Infodisplay mit weißer Schrift auf schwarzem Untergrund. Links sitzt der satt einrastende und sehr griffige Programmartenwahlschalter, der auch drei Positionen für individuelle Konfigurationen zur Verfügung stellt. Bei der individuellen Konfiguration der Bedienelemente bietet die Z7 weniger Möglichkeiten als einige Mitbewerber. So sind nur sieben Tasten konfigurierbar, inklusive der beiden, nach einiger Übung gut erreichbaren Fn-Tasten auf der Front. Allerdings
lässt sich bei den Z-Objektiven der Fokusring im Autofokusbetrieb als Bedienelement für Blende oder Belichtungskorrektur umprogrammieren.

Die Anordnung der Bedienelemente ist sehr gut gelungen, das Touchdisplay erhöht den Bedienungskomfort sehr.

Der Sucher

Der auch für Brillenträger sehr gut einsehbare elektronische Sucher besitzt wie die bei der Sony α7 RIII, der Panasonic GH5 oder der Fujifilm X-T3 eine Auflösung von knapp 3,7 Millionen Bildpunkten, ist extrem scharf und kontrastreich und zeigt im Fotomodus selbst bei schnellen Schwenks so gut wie keine Wischeffekte. Dank der Vergrößerung von 0,8-fach, ist es immer wieder eine Freude, mit diesem wirklich großen Sucher zu arbeiten. Im schnellen Serienbildbetrieb (H) treten zwischen den einzelnen Aufnahmen kurze Blackouts auf. Im Videomodus scheint der Expeed-6-Prozessor jedoch an seine Grenzen zu kommen, denn dann ruckelt das Sucherbild deutlich. In der Video- Praxis dürfte dies jedoch kaum relevant sein, da man ja höchstwahrscheinlich mit dem Klappdisplay arbeiten wird.

Der Bildstabilisator

In der Tat muss der Expeed-6-Prozessor neben dem Bilddaten- Management jede Menge weitere Aufgaben erledigen. Dazu gehört bei der Z7 auch die Steuerung des 5-Achsen-Bildstabilisators, der im Test nicht nur mit den neuen Z-Objektiven, die dank dem erheblich erweiterten Datenbuss deutlich schneller mit der Kamera kommunizieren können, sondern auch mit allen per FTZ-Adapter angeflanschten F-Mount-Objektiven hervorragend zusammenarbeitete. Die versprochenen fünf zusätzlichen EVStufen schaffte der Bildstabilisator problemlos und so waren beispielsweise mit dem Z 24–70 mm 1:4 S bei 70 mm Brennweite Belichtungszeiten von 1/8 s für knackscharfe Aufnahmen machbar. War das AF-S Nikkor 24–70 mm 1:2,8E ED VR montiert, arbeitete dessen Lensshift-Stabilisator mit dem Sensorshift der Z7 perfekt zusammen und ermöglichte gar Belichtungszeiten von 1/4 s und länger. Im Videomodus agiert der Bildstabilisator sehr wirkungsvoll, kann aber das Videobild nicht so stark beruhigen, wie das eine Panasonic GH5 vermag.

Autofokus in der Praxis

Auf dem 45 Megapixelsensor der Z7 sind die 493 Fokusmessfelder fast über die gesamte Bildfläche verteilt und ermöglichen so per Joystick eine für fast jede Aufnahmesituation perfekte Positionierung. Bei der Beurteilung des Hybridautofokus in der Praxis muss man deutlich differenzieren. Im AF-S-Modus und bei statischen Objekten arbeitet der Autofokus extrem schnell und immer zuverlässig und erreicht hier das Niveau der D850. Bei sehr wenig Licht und kontrastarmen Motivdetails kann die Z7 die Leistung einer D850 jedoch nicht erreichen und benötigt dann zuweilen ein bis zwei Anläufe mit leichtem Pumpeffekt, bis der Fokus sitzt. Dieses Verhalten ist unabhängig von der Wahl der Messfelder – also Einzelfeld, dynamisch oder großes Messfeld. Bei allen Fokustests, die wir mit dem AF-C und sich schnell bewegenden Motivdetails sowohl mit Z-Objektiven oder mit F-Mount-Objektiven via FTZ-Adapter durchführten, gleichgültig ob Fußballspiel, Kindergeburtstag oder Radrennen, erreichten wir eine Trefferquote von deutlich über 90 Prozent. Hier war im Test nur eine D850 besser. Die Gesichtserkennung, die man ausschließlich im Menü ein- oder ausschalten und nicht auf eine Funktionstaste legen kann, funktioniert je nach Lichtsituation und Umgebung unterschiedlich gut. Bei normaler Raumbeleuchtung und nicht zu unruhiger Umgebung arbeitete sie tadellos. Bewegt sich das Gesicht auf die Kamera zu, folgt der Fokus zuverlässig, bewegt sich das Gesicht von der Kamera weg, dauert es mitunter einen kurzen Moment, bis der Fokus wieder sitzt. Bei Kerzenlicht arbeitet die Gesichtserkennung zwar immer noch gut, aber die Trefferquote sinkt. Alles in allem funktioniert die Gesichtserkennung meist gut, allerdings besteht hier noch Optimierungspotenzial durch künftige Firmwareupdates.

Fast alle modernen F-Mount-Objektive lassen sich über den FTZ-Adapter an der Z7 betreiben.

Verschluss und Speicher

Die Nikon Z7 ist mit einem mechanischen Verschluss ausgestattet, ein elektronischer erster Verschlussvorhang kann zugeschaltet werden. Die höchste Bildfrequenz beträgt neun Bilder pro Sekunde bei 12 Bit RAW- oder JPEG-Aufnahmen. Im 14 RAW-Modus stehen maximal 5,5 Bilder pro Sekunde zur Verfügung. Die Größe des internen Puffer speichers ist eher knapp bemessen, bei 25 Aufnahmen im komprimierten RAWModus ist seine Kapazitätsgrenze erreicht, bei unkomprimiertem RAW sind es etwa 20 Aufnahmen. Allerdings besitzt die Z7 einen extrem schnellen Kartenslot für QXD-Karten, was in der Praxis dazu führt, dass die Bilddaten extrem schnell weggespeichert sind, so schnell, dass selbst bei schnellen Bildserien in Folge kaum Pausen eingelegt werden müssen. Als bekannt wurde, dass die Z7 nur einen einzigen Kartenslot besitzt, war das Geschrei groß. Sicher, Hochzeitsfotografen werden wohl ungern auf eine zweite Karte für die Datensicherung verzichten wollen, aber bei den zugegeben auch recht teuren QXD-Karten sind bislang keine Meldungen über Ausfälle bekannt geworden, bei SD-Karten jedoch hin und wieder schon. Die Z7 arbeitet mit den EN EL15b-Akkus, wie sie auch bei der F850 verwendet werden. Diese Akkus haben in unserem Testbetrieb problemlos stundenlange Aufnahmesessions mit mehr als 400 Aufnahmen absolviert und hatten dann noch immer mehr als 30 Prozent ihrer Kapazität von 1.900mAh. In der Praxis wird man mit einem Ersatzakku auch sehr intensive Fototage absolvieren können.

Die Videofunktionen

Eines der wesentlichen Entwicklungsziele bei der Z7 war die Eignung für professionelle Videoaufnahmen in 4k. Timelap-Videos kann sie übrigens nicht nur in 4k, sondern auch in 8k aufzeichnen. Ansonsten liefert die Z7 4k- Videos mit maximal 30 fps. Zeitrafferaufnahmen sind nur in HD mit 120 fps möglich. Am HDMI-Mini-Anschluss (Typ B) stehen die Videosignale in 10 Bit mit einer Farbunterabtastung von 4.2.2 zur Verfügung, auf die QXD-Karte zeichnet die Z7 mit 8 Bit und 4.2.0 und sowohl im Fullframe- als auch im Super 35-Modus (Cropfaktor etwa 1,5) auf. Im Praxistest filmten wir mit der Z7 sowohl auf QXD-Karte als auch mit dem externen Rekorder Blackmagic Design Videoassist 4k – völlig problemlos und sehr erfolgreich. Beim Filmen ohne Rekorder machte sich das hochauflösende 3,2 Zoll-Touchdisplay der Z7 ob seiner Helligkeit und hohen Auflösung sehr positiv bemerkbar. Auch die Möglichkeit, den AF-Punkt per Fingertipp zu setzen, gefiel in der Filmpraxis sehr. Der Autofokus im AF-F-Modus arbeitete zuverlässig und der Bildstabilisator brachte viel Ruhe in die Aufnahme, ohne jedoch ein Gimbal ersetzen zu können. Den N-log Bildstil konnten wir noch nicht ausführlich testen, werden das aber bei nächster Gelegenheit nachholen.

Die Bildqualität

Wie zu erwarten bietet die Z7 eine überragend gute Bildqualität und liefert extrem hochaufgelöste Aufnahmen mit einem exzellenten Mikrokontrast. Die Farbwiedergabe ist Nikon-typisch sehr neutral und sorgt für einen sehr plastischen visuellen Eindruck. Diese Eigenschaften bietet die Z7 im ISO-Bereich von 64 bis 1.600 ISO uneingeschränkt, erst ab ISO 3.200 tritt leichtes Farbrauschen deutlicher in Erscheinung ohne störend zu wirken. Wir haben im Test viele Aufnahmen mit 8.000 ISO und mehr angefertigt und waren von der Bildqualität immer begeistert. Banding- Effekte konnten wir nicht feststellen.

Fazit

Nikon ist mit der Z7 ein ganz hervorragender Start ins neue Kamerasystem gelungen. Die neue Systemkamera ist sehr gut verarbeitet, bietet neben der überragenden Bildqualität eine sehr reichhaltige Ausstattung mit einem sehr guten Autofokus und einem exzellenten Bildstabilisator. Die praktische Arbeit mit der Z7 macht nicht zuletzt dank des famosen Suchers und der einfachen Bedienung richtig viel Spaß und liefert auch im Videobetrieb hervorragende Ergebnisse.

Nikon Z7

Hersteller Nikon GmbH
Vertrieb www.nikon.de
Preis [UVP] Gehäuse + FTZ Objektivadapter 3.849 €, Kit: Z7 Gehäuse + 24-70mm 1:4 S + FTZ Objektivadapter 4.449 €,

Technische Daten/Ausstattung

Gehäuse Magnesium Legierung
Spritzwasser- und Staubschutz •
Objektivbajonett Nikon-Z-Bajonett
Sensorauflösung/Bildgröße 45,7 Megapixel/ 35,9 x 23,9 mm
Sensortyp/Prozessor CMOS 4 (8.256 x 5.504, 3:2) mit Filter/ Expeed 6
Bildformate RAW (12/14 Bit, unkompr., verlustfrei kompr.)/JPEG
Bildstabilisator • (Sensorshift)
Sensorreinigung Ultraschallfilter
Sucher elektronischer OLED-Sucher 3.690.000 Bildpunkte, 100 %, Vergr. 0,8 x
Dioptrienanpassung -4,0 bis +2,0 dpt, Pupillenabstand 21 mm
Bildschirm/Auflösung 3,2-Zoll/2.100.000 Bildpunkte, um 90° nach oben und 45° nach unten klappbar
Touchscreen •
Livebild/mit Autofokus •/•
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/manuell •/•/•/• (Benutzereinstellungen U1, U2, U3)
Belichtungsmessung Mehrfeld/Durchschnitt/Integral/Spot •/•/•/• (EV -3 bis EV 17)
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen •/•, +-5 LW
Weißabgleich Auto/manuell/Presets/Reihen •/•/•/•
ISO-Empfindlichkeit ISO 64-25.600
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 30-1/8.000s / 1/200s
Aufnahmebetriebsarten S, CL, CH, BKT, Mehrfachbelichtung
Maximale Bildsequenz 9 B/s (12 Bit), 5,5 B/s (14 Bit)
Maximale Anzahl Bilder bis Speicher voll RAW: 23
Selbstauslöser 2s/5s/10s/20s
Intervalltimer • (Zeitrafferaufnahmen in 4k und 8k)
Fokussiersystem Hybrid AF
AF-Messfelder max. 493 Punkte
Fokusmodi/Empfindlichkeit AF-S, AF-C, AF-F (Videomodus), manuell/ -1 bis 19 EV
AF-Hilfslicht •
Gesichtserkennung •
eingebauter Blitz –
Blitzmodi 2. Verschlussvorhang, Rote Augen Unterdrückung, Highspeed,
Externer Blitz steuerbar Master-Slave-Modus • (Nikon Creative Lighting System mit Funk- oder optischer Signalsteuerung)
Wasserwaage •
Schnittstellen USB C (3.1 Gen. 1), HDMI-Micro (Typ C), Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer
WiFi/Bluetooth/NFC •/• (4.2)/ –
Speicherkarten 1 XQD
Videoformat Mov /MP4 AVC/H.264
bestmögliche Videoqualität 4K 3.840 x 2.160/ 30p (Fullframe oder Super 35) HD 1.920 x 1.080/60p (Fullframe), 120 p (APS-C), 10 Bit, N-Log
Timecode •
Abmessungen (B x H x-T) 134 x 101 x 68 mm
Gewicht 680 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)

Besonderheiten

Timelaps in 4k und 8K, Fokus-Stacking

Diesen Test finden Sie in der Ausgabe 12/2018.